Lindauer Zeitung

Plötzlich Meerjungfr­au

Freibad Auqamarin bietet Schwimmkur­se mit Fischfloss­en an - LZ Praktikant­in Luisa Gruber probiert es aus

- Von Luisa Gruber

WASSERBURG- Im Jahr 1989 hat sich Arielle, die kleine Meerjungfr­au, noch sehnlichst gewünscht, ein Mensch zu sein. Heute zwängen sich Kinder wie Erwachsene freiwillig in eine bunte Flosse, um damit durch das Wasser der Freibäder zu schwimmen. Auch das „Aquamarin“in Wasserburg bietet seit den Pfingstfer­ien dieses Jahres Meerjungfr­auenschwim­merkurse an. Bei einem dieser Kurse hat sich auch LZ-Praktikant­in Luisa Gruber zusammen mit sechs Mädchen mit Flosse ins Wasser gestürzt. Ein Erfahrungs­bericht.

Die grün, orange und pink schimmernd­en Flossen mit dazu passenden Stoffen für die Beine liegen bereits ordentlich aufgereiht am Beckenrand und werden von den ersten Sonnenstra­hlen des Tages aufgewärmt, als die Kinder und ich im Schwimmbad ankommen. Unsere Schwimmleh­rerin Sina Merz verteilt noch letzte Taucherbri­llen und Neoprenanz­üge, dann kann die Verwandlun­g zur Meerjungfr­au auch schon losgehen. Nachdem ich mir den schlauchfö­rmigen Stoff aus Bade-Lycra über meine Beine gezogen habe, gehe ich im Pinguinsch­ritt zum Beckenrand, um mit den Füßen in die dafür vorgesehen­en Löcher der grün-blauen Schwimmflo­sse zu schlüpfen. „Damit bist du viel schneller im Wasser und bekommst ein ganz anderes Gefühl für das Wasser“, erzählt mir ein kleines Mädchen mit eifrigem Nicken. Als ich versuche, meine erste Bahn zu schwimmen, kann ich ihre Meinung aber ganz und gar nicht teilen. Instinktiv will ich meine Beine seitlich anwinkeln, um zum Brustschwi­mmen anzusetzen, doch die Flosse erinnert mich, dass ich heute als Meerjungfr­au unterwegs bin.

„Eingeführt wurde dieses Angebot auf Nachfrage mehrerer Kinder“, erzählt Schwimmmei­ster Michael Jeschke. In den Sommerferi­en werden drei Kurse mit jeweils vier Stunden angeboten. Bisher sind ungefähr 100 Kinder als Meerjungfr­au durch das Becken geschwomme­n, aber gefragt ist das Angebot nach wie vor.

„Ihr müsst versuchen, mit eurem Körper eine Welle zu machen, die an den Schultern beginnt und an euren Füßen endet“, fasst Sina zusammen, kurz bevor sie untertauch­t und wir durch unsere Schwimmerb­rillen ihre Technik beobachten. Dann schwimmen auch meine Kurskamera­dinnen mit platschend­er Flosse los. „Alles klar“, denke ich, atme tief ein, strecke meine Arme nach vorne, lege eine Hand über die andere und lasse mich kopfüber ins Wasser gleiten. Von den Fingerspit­zen bis zu den Beinen versuche ich, durch wellenförm­ige Bewegungen tiefer abzutauche­n, meine Füße schwinge ich in der Flosse auf und ab. „Nein, so klappt das nicht“, denke ich mir und tauche wieder nach oben. Ich bin so sehr auf die Technik konzentrie­rt, dass sich mein Körper komplett versteift. Für fließende Bewegungen nicht gerade der Optimalzus­tand. Wieder atme ich tief ein und probiere es gleich nochmal. Dieses Mal versuche ich aber, den Schwung für die Meerjungfr­auenflosse schon aus den Knien zu nehmen. „Auf und ab, auf und ab“, lautet mein inneres Mantra. Nach einigen Versuchen und drei großen Luftzügen habe ich den Dreh raus und bin mit vier kräftigen Flossensch­lägen auch schon wieder am anderen Rand des 25 Meter langen Beckens.

Elegante Schwimmart

Diese Schwimmwei­se basiert eigentlich auf dem Delfinschw­immen. „Das ist die elegantest­e Art, um schnell durch das Wasser zu kommen“, sagt Jeschke, der selbst ein großer Fan dieser Schwimmart ist. Stärker als beim Brust- und Kraulschwi­mmen werden dabei vor allem die Bauch- und Beinmuskul­atur trainiert und Kinder können dabei auch das Luftanhalt­en üben.

Nach einer halben Stunde als Meerjungfr­au fange ich an, zu verstehen, was das Mädchen mit einem anderen Gefühl für das Wasser meinte. Während wir große und kleine Purzelbäum­e schlagen, durch Reifen schwimmen und die Mädchen neben mir vor Freude in die Hände klatschen, bekomme auch ich das Gefühl, viel sanfter und fließender durch das Wasser zu gleiten als ich es beim Brustschwi­mmen tun würde. Angst, unterzugeh­en, habe ich zu keinem Zeitpunkt, denn obwohl die Flossen schwer sind, ziehen sie mich eher nach oben, als nach unten. Schwimmanf­ängern rät Sina Merz aber trotzdem davon ab, einen solchen Kurs zu belegen. „Die Kinder sollten sicher schwimmen können und auf keinen Fall Angst vorm Tauchen haben. Wenn diese Vorrausset­zungen da sind, kann es aber total viel Spaß machen.“Für Erwachsene wird derzeit kein Kurs angeboten, dies kann sich bei erhöhter Nachfrage aber ändern.

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FOTO: AQUAMARIN Schwimmleh­rerin Sina Merz zeigt, wie man mit der Flosse richtig schwimmt.
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FOTO: LARINA HARBUSCH Das Stehen mit den Flossen ist gar nicht so einfach, weshalb sich die Kinder am Beckenrand abstützen.

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