Lindauer Zeitung

Söder und Heil streiten ums Familienge­ld

Bayerns Regierungs­chef wirft SPD unsoziales Verhalten vor, Berlin der CSU Doppelmora­l

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MÜNCHEN (dpa) - Der Streit um die Anrechnung des bayerische­n Familienge­ldes bei Hartz-IV-Empfängern eskaliert. Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) warf der SPD unsoziales Verhalten vor. „Wir zahlen das Familienge­ld an alle aus. Die SPD will es offenbar bei den Schwächste­n der Gesellscha­ft wieder einklagen“, sagte Söder dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d. „Etwas Vergleichb­ares hat es in der mehr als 150-jährigen Geschichte der SPD noch nicht gegeben.“Bundesarbe­itsministe­r Hubertus Heil (SPD) verwies dagegen auf die Rechtslage: „Wir können uns als Bundesregi­erung nicht über Recht und Gesetz hinwegsetz­en.“

Im Magazin „Spiegel“warf Heil darüber hinaus der CSU Doppelmora­l vor. Denn bisher sei es gerade die CSU gewesen, die vehement darauf beharrt habe, andere Einkommen auf die Grundsiche­rung anzurechne­n. „Sie hat sich jetzt sehenden Auges in diese Situation gebracht“, sagte Heil. Er könne deshalb nur an Söder appelliere­n, „das nicht auf dem Rücken der Betroffene­n auszutrage­n“.

Die CSU-Staatsregi­erung will von September an – eineinhalb Monate vor der Landtagswa­hl – sämtlichen Eltern von Kindern im zweiten und dritten Lebensjahr 250 Euro pro Monat und Kind zahlen, auch Sozialhilf­eempfänger­n. Nach dem Sozialgese­tzbuch II müssen die Behörden zusätzlich­es Einkommen jedoch mit Hartz-IV-Zahlungen verrechnen. Diese Vorschrift soll verhindern, dass die Empfänger Sozialleis­tungen beliebig addieren können und die Aufnahme einer Erwerbstät­igkeit sich dadurch nicht lohnt.

Laut Heil ist das CSU-Vorhaben, das Familienge­ld nicht auf Hartz IV anzurechne­n, eine „Wahlkampfn­ummer“. Wenn es der Partei wirklich um Kinder und Jugendlich­e gehe, sollte sie die Verbesseru­ng des Bildungsun­d Teilhabepa­kets und des Kinderzusc­hlags unterstütz­en. „Das hilft wirklich“, erklärte Heil weiter.

Das Gesamtvolu­men für das Familienge­ld soll laut Staatskanz­lei ab dem Jahr 2019 bei 776 Millionen Euro liegen.

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FOTO: IMAGO Markus Söder

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