Garagengold
Classic Cars sind in den vergangenen Jahren rasant an Wert gestiegen
RAVENSBURG - Seit Beginn der expansiven Geldpolitik der Notenbank ist auch die Nachfrage nach Sachwerten wie Kunst, Uhren oder Oldtimern gestiegen. Keine Anlageklasse hat sich aber so gut entwickelt wie Classic Cars. Sie sind in den vergangenen Jahren rasant an Wert gestiegen. Und ein Kauf kann sich auch jetzt noch lohnen – wenn man ein Faible für solche Fahrzeuge hat. Es gilt aber genau abzuwägen, ob und für wen sich der Einstieg lohnt. Es gibt vieles, worauf es beim Oldtimerkauf unbedingt zu achten gilt.
„Oldtimer haben schon ihre Faszination“, schwärmt Rainer Laborenz Geschäftsführer der azemos vermögensmanagement GmbH in Offenburg. „Da können Sie noch die Technik verstehen, fahren wirklich selbst ohne Einparkhilfe oder ähnliches und Sie haben Fahrzeuge in wunderbarer Ästhetik mit viel Chrom, Leder oder Holz.“
Tatsächlich hat die Begeisterung der Investoren für Sammlerobjekte wie alte Autos, Kunst oder Wein in den vergangenen Jahren stark zugenommen und deren Preise nach oben getrieben. Das beweist ein Blick auf den Coutts Passion Index. Zwischen 2005 und Ende 2017 haben sich Sammleruhren um knapp 105 Prozent verteuert, bei Wein waren es 153 Prozent und bei Münzen 224,6 Prozent. Ein Bereich aber beeindruckt besonders: Classic Cars. Hier legte der Teilindex fast 332 Prozent zu.
„Natürlich kommt darin die Alternativlosigkeit der Anleger angesichts extrem niedriger Zinsen zum Ausdruck“, erläutert Pia Bölingen von der FiNUM.Private Finance AG in Biberach. „Sie waren in den vergangenen Jahren verzweifelt auf der Suche nach alternativen Investments, die ihnen die Chance auf eine stärkere Portfoliodiversifikation, realen Werterhalt und eine zusätzliche Rendite bieten.“Eigenschaften, die auf Classic Car zuletzt zutrafen. Im Vordergrund sollte das dabei aber nicht stehen. „Ich rate nur demjenigen zum Kauf eines Oldtimers, der auch eine gewisse Leidenschaft dafür mitbringt“, sagt Bölingen weiter. Denn in der Tat muss man sich, um ein gutes Fahrzeug zu finden, mit dem Thema schon sehr gründlich auseinandersetzen.
„Jemand, der echtes Interesse an dem Thema mitbringt, sollte zunächst eine Vorstellung davon haben, welche Art Oldtimer er möchte“, so Laborenz. Denn es gibt eine Vielzahl verschiedener Classic Cars: Solche aus den Vorkriegsjahren, Limousinen, den klassischen Sportwagen oder Youngtimer, die jünger als 30 Jahre sind, um nur einige zu nennen. Und längst nicht alle werden gleichermaßen stark nachgefragt. „Derzeit“, informiert der Experte, „sind zum Beispiel Limousinen aus der Zeit vor dem Krieg weniger stark in Mode, eher dagegen offene Sportwagen.“
Unterstützung vom Gutachter
Wichtig ist auch, wie viele Einzelstücke es von einem Fahrzeug noch gibt. „Während Autos aus der Massenproduktion kaum im Wert steigen, ist die Chance dazu umso größer, je weniger Exemplare es von einem Wagen gibt“, erklärt Bölingen. Von den 254 gefertigten Exemplaren des BMW 507 aus dem Jahr 1959 gibt es beispielsweise noch 220 Exemplare. Spitzenexemplare erzielen Preise von zwei Millionen Euro. Ein entscheidendes Kriterium für die Qualität eines Classic Cars ist dann der Zustand eines Wagens. „Je näher er am Originalzustand ist, umso besser“, sagt die Expertin weiter.
Allerdings ist nicht immer einfach festzustellen, ob es sich um Originalteile handelt. Wer das nicht selbst entscheiden kann, sollte sich Unterstützung von einem Gutachter oder unabhängigen Experten holen, beispielsweise von einem OldtimerClub. Zu einem vermeintlich günstigen Oldtimer zu greifen, davor warnt Bölingen: „Echte Qualität und Seltenheit haben einfach ihren Preis.“
Bedenken müssen Oldtimer-Käufer schließlich, dass Classic Cars, anders als eine Aktie, die man sich ins Portfolio legt, gehegt, gepflegt, und gefahren werden muss und Nebenkosten mit sich bringt. Unterbringung, Versicherung und Ausgaben für Ersatzteile und Reparaturen können teuer werden. Deshalb können neben Leidenschaft auch gewisse technische Kenntnisse und Fertigkeiten wichtig sein. Wer selbst Hand anlegen kann, spart Geld.
Ist das alles gegeben, kann sich ein Oldtimer-Investment auszahlen. „Zwar können auch Preise von Oldtimern einbrechen“, sagt Laborenz, „anders als bei Aktien haben Sie aber immer noch etwas zum Anfassen, zum Fahren, zum Genießen. Und wenn der Wert langfristig steigt, ist das ein schöner Nebeneffekt.“