Verwundbar, aber noch nicht schlagbar
Hoffenheim reizt trotz 1:3 Bayern und Rummenigge – kommt Ersatz für Coman?
MÜNCHEN - Getroffene Hunde bellen. „Speziell in der ersten Halbzeit sind die Hoffenheimer Spieler brutal hart eingestiegen. Das war Fußball in Wild-West-Manier“, ließ sich KarlHeinz Rummenigge am Tag nach dem 3:1 (1:0) des FC Bayern München im Bundesliga-Auftaktspiel gegen die TSG Hoffenheim auf der ClubWebseite zitieren. Und weiter: „Wenn die Ankündigungen von Rosen (TSG-Manager Alexander Rosen, die Red.) und Nagelsmann (Trainer Julian Nagelsmann, die Red.) dazu führen, dass eine Mannschaft zum Halali gegen unsere Spieler bläst, dann hat das mit Fair-Play nichts mehr zu tun“.
Der Vorstandschef stand da sicher noch unter dem Eindruck der neuerlichen schweren Verletzung von Flügelspieler Kingsley Coman. Der hatte während der ersten Halbzeit ständig so lustvoll Katz und Maus mit den Hoffenheimer Verteidigern gespielt, dass die Kraichgauer sich nur mit Fouls zu helfen wussten. Bei der fatalen Grätsche von Hoffenheims Verteidiger Nico Schulz, bei der Coman sich die gleiche Verletzung oberhalb des linken Sprunggelenks zuzog, die ihn schon die WM in Russland verpassen ließ, und die ihn nun nach erfolgter OP am Syndesmoseband mindestens einen großen Teil der Vorrunde fehlen lassen wird, war aber auch ganz viel Pech im Spiel.
Schulz entschuldigt sich
„Er macht genau einen Haken, als ich zur Grätsche ansetze. Es tut mir leid, es war keine Absicht“, erklärte Schulz, der nach dem Zusammenprall ähnlich erschrocken wirkte wie die Bayern – Außenverteidiger Joshua Kimmich gestand später, selbst „beinahe Tränen in den Augen gehabt zu haben“, als er den vor Schmerzen brüllenden Kameraden auf dem Rasen liegen sah.
Überhaupt spielten die Hoffenheimer ruppig, am Rande der Legalität, teilweise auch knapp darüber, aber wirklich brutal agierten sie nicht. Es wirkte eher so, als ob Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann die erfolgreiche Spielweise von seinem Gegenüber Niko Kovac bei Eintracht Frankfurt spiegeln wollte.
Rummenigges Ausbruch könnte ohnehin auch mit etwas anderem zu tun gehabt haben. Denn die Bayern hatten sich durchaus verwundbar gezeigt gegen die Kraichgauer. Nicht nur in jenen 25 Minuten zwischen der 57. und 82. Minute, als ein 1:1 zum Schluss möglich schien. Nachdem Adam Szalai den Führungstreffer durch Thomas Müller ausgeglichen hatte, stellte Bayerns Neuzugang Leon Goretzka ein „ganz schönes Wanken“seiner neuen Mannschaft fest. „Sie haben uns sehr beeindruckt“, räumte auch Müller ein.
Die Hoffenheimer, in der ersten Halbzeit nicht halb so mutig, wie es von einem vom Trainer ernannten Titelanstreber erwartet werden darf, pressten in der zweiten Halbzeit sehr hoch, suchten jeden Zweikampf und zerstörten den Spielfluss der Bayern sehr effektiv.
Rudy wohl zu Schalke
Dass am Ende der siebte Sieg im siebten Eröffnungsspiel für die Bayern in Serie stand, lag auch an der Verletzung des bis dahin sehr starken Hoffenheimer Verteidigers Kevin Vogt und an der Routine und Bissgkeit der Münchner Altvorderen. Den sehr schmeichelhaften Elfmeter zum 2:1, den Robert Lewandowski im zweiten Versuch verwandelte, hatte Franck Ribéry sehr filouhaft herausgeholt. Er war beim Versuch, Havard Nordtveits Grätsche zu überspringen, gestrauchelt. Der Elfmeter war – zwar regelgemäß, aber sehr zum Ärger der Hoffenheimer – vom Videoassistenten nicht beanstandet worden. Kurz vor Schluss traf dann noch Arjen Robben, der zu seinem Ärger zunächst nur auf der Bank gesessen hatte.
Bis Freitag können in der Bundesliga noch Spieler verpflichtet werden. Ob Bayern nach Comans Verletzung noch einmal tätig werden wird, scheint unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen. Anthony Martial (Manchester United) und Leon Bailey (Leverkusen) waren im Sommer immer wieder als Gerücht genannt worden. Am Sonntag hat sich der Rekordmeister aber zunächst noch einmal verschlankt: Nach Informationen der „Sport Bild“wird Mittelfeldspieler Sebastian Rudy für 16 Millionen Euro Ablöse zum FC Schalke gehen.