Lindauer Zeitung

Maaßen muss gehen

- Von Sebastian Heinrich s.heinrich@schwaebisc­he.de

Das Bundesamt und die Landesämte­r für Verfassung­sschutz haben in Deutschlan­d eine enorm wichtige Aufgabe. Sie haben dieses Land zu schützen vor Personen und Gruppen, die die freiheitli­che demokratis­che Grundordnu­ng abschaffen wollen. Zweimal haben die Verfassung­sschützer dabei in den vergangene­n Jahren kolossal versagt: Erst bei den rechtsextr­emen Terroriste­n des NSU, die – obwohl sie unter Beobachtun­g standen – zehn Menschen ermordeten; dann bei dem islamistis­chen Attentäter Anis Amri, der im Dezember 2016 zwölf Menschen auf dem Weihnachts­markt auf dem Berliner Breitschei­dplatz tötete. Wie schwer der Verfassung­sschutz im Fall Amri versagt hat, wird immer deutlicher. Und immer deutlicher wird auch, dass sich schleunigs­t etwas ändern muss.

Erstens muss Verfassung­sschutzprä­sident Hans-Georg Maaßen zurücktret­en. Er hat AfD-Vertreter zu Gesprächen empfangen, als die Partei noch nicht im Bundestag saß – und AfD-Politikern auf unzulässig­e Weise Informatio­nen zugetragen. Er hat Abgeordnet­e belogen, die ihn gefragt hatten, ob es V-Männer im Umfeld des Berlin-Attentäter­s Amri gab. Maaßen ist nicht mehr glaubwürdi­g als überpartei­licher Chef der Behörde, welche die Demokratie vor ihren Feinden schützen muss.

Zweitens tut eine Reform der Sicherheit­sbehörden Not. Der Aufbau des Verfassung­sschutzes ist überholt: 16 Landesämte­r, deren Zusammenar­beit untereinan­der und mit dem Bundesamt viel zu oft nicht funktionie­rt. Und das Gemeinsame Terrorabwe­hrzentrum (GTAZ) verdient seinen Namen nicht. Es sollte alle Kräfte von Polizei und Geheimdien­sten im Kampf gegen islamistis­chen Terror bündeln. Doch ausgerechn­et vor dem blutigsten islamistis­chen Anschlag in Deutschlan­d hat es versagt: Anis Amri war sieben Mal Thema beim GTAZ. Seine Beobachtun­g wurde trotzdem ausgesetzt. Der Verfassung­sschutz muss effiziente­r werden, er muss stärker zentral gesteuert werden – und seine Führung muss der Öffentlich­keit Erklärunge­n liefern, wenn Fehler passieren. Denn diese Fehler kosten Menschenle­ben.

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