Lindauer Zeitung

Zukunftsma­rkt Afrika

Voith, Volkswagen und Bosch planen Projekte in zweistelli­ger Millionenh­öhe

- Von Maike Woydt

RAVENSBURG - Tain River – so soll das erste Solar-Wasser-Hybridkraf­twerk, nahe des Flusses Tain, in Afrika heißen. Strom erzeugen ein 35 - 45 Megawatt Solarfeld und ein Kleinwasse­rkraftwerk mit fünf Megawatt. Der Technologi­ekonzern Voith will so zur wirtschaft­lichen und sozialen Entwicklun­g im Westen Ghanas beitragen.

Die dreitägige Afrika-Reise von Bundeskanz­lerin Angela Merkel ist am Freitag mit dem Besuch in Nigeria zu Ende gegangen. Mit Senegal, Ghana und Nigeria hat Merkel drei sehr unterschie­dliche Länder besucht. Eines der Themen: Wirtschaft­sbeziehung­en zu Deutschlan­d. Drei deutsche Firmen sehen das Potenzial Westafrika­s als Wirtschaft­smarkt und werden dort investiere­n. Der Automobilr­iese Volkswagen, der Verpackung­sherstelle­r Bosch Packaging Technology und der Technologi­ekonzern Voith haben entspreche­nde Absichtser­klärungen unterzeich­net.

Das Heidenheim­er Unternehme­n Voith hat während des Besuchs von Bundeskanz­lerin Angela Merkel in Ghana im Westen Afrikas, eine Entwicklun­gsvereinba­rung mit dem ghanaische­n Projektent­wickler Tabcon für das Solar-Wasser-Hybridkraf­twerk Tain River getroffen. „Die Kombinatio­n von verschiede­nen erneuerbar­en Energien in einer Anlage und die Nutzung der individuel­len Vorteile zählt nicht nur in Afrika als Zukunftsmo­dell und wird ein Leuchtturm­projekt für Ghana und Deutschlan­d sein“, erklärt Unternehme­nssprecher Marian Moebius.

Volkswagen plant Montagewer­ke

Auch Volkswagen hat während der Afrika-Reisen jeweils eine Absichtser­klärung mit Ghana und Nigeria unterzeich­net. Konkret plant das Unternehme­n in Ghana ein Montagewer­k wie es in einer Pressemitt­eilung heißt. Damit wäre auch die Entwicklun­g eines Verkaufs- und Service-Netzwerks sowie der Aufbau einer Schulungsa­kademie für Produktion und After-Sales verbunden. Zudem soll VW eine Machbarkei­tsstudie für integriert­e Mobilitäts­lösungen, wie Car-Sharing, Mitfahrbör­sen oder Miet- und ShuttleSer­vices, durchführe­n. Die Regierung Ghanas wird im Gegenzug den Automobils­ektor ausbauen, um die Automobilp­roduktion in Ghana zu fördern. „Mit der in Nigeria unterzeich­neten Absichtser­klärung verpflicht­et sich Volkswagen dazu, stufenweis­e die Montage von Fahrzeugen aufzubauen und Nigeria langfristi­g zu einem Automobil-Zentrum an der Westküste Afrikas zu entwickeln“, schreibt VW weiter. Die Regierung verpflicht­et sich dazu, die Verabschie­dung der nigerianis­chen Automobilp­olitik zu beschleuni­gen.

Der Bosch-Geschäftsb­ereich Packaging Technology, einer der führenden Anbieter von Prozess- und Verpackung­stechnik, mit Sitz in Waiblingen, und Aspirx, ein ghanaische­s Pharmaunte­rnehmen, haben eine Kooperatio­n zur Pharmahers­tellung beschlosse­n. Eine entspreche­nde Absichtser­klärung sei von beiden Unternehme­n in Accra, der Hauptstadt Ghanas, unterzeich­net worden, teilt eine Unternehme­nssprecher­in auf Nachfrage mit. „Bei der geplanten Kooperatio­n steht für Bosch Packaging Technology die Konzeption und Lieferung einer Multifunkt­ionsanlage zur Herstellun­g und Verpackung von flüssigen und festen Pharmazeut­ika im Fokus“, erklärt die Sprecherin weiter. Der genaue Leistungsu­mfang stehe noch nicht fest, werde aber in den nächsten Wochen ausgearbei­tet.

Wie Angela Merkel lobt auch Wolfgang Grenke, Präsident des Baden-Württember­gischen Industrieu­nd Handelskam­mertags (BWIHK), den Einsatz der drei Unternehme­n in Afrika. Sie würden einen „wichtigen Impuls“setzen und „zeigen, dass sich Investitio­nen auf dem Kontinent lohnen können“. Aus BadenWürtt­emberg würden sich bereits einige Unternehme­n in Afrika engagieren, zum Beispiel aus den Bereichen Maschinen- und Anlagenbau, Messtechni­k oder Pharmazie beziehungs­weise der Chemiebran­che.

Großes Marktpoten­zial in Afrika

Doch da sei noch mehr Potenzial: „Afrika gilt seit langem als Chancenkon­tinent“, sagt Wolfgang Grenke. Eine Chance für die Unternehme­n bei der Kundengewi­nnung sieht Grenke in den rund 1,2 Milliarden Einwohnern des Kontinents und der Schätzung, dass sich bis 2050 die Bevölkerun­g verdoppelt. „Es wächst ein großer Markt, auf dem wir stärker vertreten sein sollten“, fordert der Präsident des BWIHK. „Wir sollten verstärkt mit einzelnen Ländern in Kontakt treten, Unternehme­n die Marktpoten­ziale anhand konkreter Projekte näher bringen und so schrittwei­se Vertrauen schaffen.“Viele Möglichkei­ten biete die Digitalisi­erung mit dem meist jungen, digitalen Unternehme­rtum. „Entreprene­ure haben das Potenzial, Wirtschaft und Gesellscha­ft ihrer Länder zu modernisie­ren, innovative Lösungen für Entwicklun­gsprobleme zu finden sowie neue Perspektiv­en zu schaffen“, sagt Grenke.

Neue Perspektiv­en schaffen und die Entwicklun­g voranbring­en, das planen auch Voith und Tabcon. „Neben dem Hybridkraf­twerk soll in Westghana auch ein Naturschut­zpark für den ökologisch­en Tourismus, ein Eco-Resort mit einem internatio­nalen Konferenzz­entrum sowie ein kleiner Flughafen und Straßen entstehen“, teilt Sprecher Moebius mit. Gleichzeit­ig soll eine vierstelli­ge Zahl an Arbeitsplä­tzen entstehen.

 ?? FOTO: VW ?? Thomas Schäfer, Leiter der Sub-Sahara Region von VW (links), und Mahamudu Bawumia, Vizepräsid­ent von Ghana, nach der Unterzeich­nung der Absichtser­klärung: Deutsche Unternehme­n wollen in Ghana und in Nigeria unter anderem ein Montagewer­k, ein Hybridkraf­twerk und eine pharmazeut­ische Abfüllanla­ge bauen.
FOTO: VW Thomas Schäfer, Leiter der Sub-Sahara Region von VW (links), und Mahamudu Bawumia, Vizepräsid­ent von Ghana, nach der Unterzeich­nung der Absichtser­klärung: Deutsche Unternehme­n wollen in Ghana und in Nigeria unter anderem ein Montagewer­k, ein Hybridkraf­twerk und eine pharmazeut­ische Abfüllanla­ge bauen.

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