Handwerk atmet bei Lehrlingssuche noch mal durch
Im Herbst suchen vor allem Handel, Hotel und Gaststätten dringend Auszubildende
LINDAU (ee) - Offiziell ist am 1. September Ausbildungsbeginn. Die Berufsberater in der Lindauer Arbeitsagentur haben gerade alle Hände voll zu tun, um jenen Schulabgängern berufliche Perspektiven aufzuzeigen, die bisher noch keine Lehrstellenzusage haben. Dabei hat der Ausbildungsmarkt im Landkreis Lindau zwei Seiten: So stellt die IHK fest, dass die gewerblichen Betriebe im Kreis Lindau in diesem Jahr bisher knapp zehn Prozent weniger Azubis einstellen konnten. Da kann Kreishandwerksmeister Uli Kaiser noch einmal durchatmen: In seinen Innungsbetrieben liege der Rückgang an Lehrlingen derzeit nur bei gut ein Prozent.
Im Handwerk sind die Betriebe nach Kaisers Worten „insgesamt noch ganz zufrieden mit der Ausbildungssituation“. Denn nach den letzten Zahlen, die dem Kreishandwerksmeister vorliegen, werde es bei den neuen Ausbildungsverträgen nur einen Rückgang von 1,2 Prozent geben: „Da sinken die Zahlen der Schulabgänger stärker.“Kaiser weiß von einer knappen Handvoll Handwerksbetrieben im Landkreis, die sich bisher schwer getan haben, einen neuen Lehrling zu finden. Zumeist haben diese aber ihren Firmensitz in Westallgäuer Gemeinden – Orte, die also beispielsweise Lindauer Jugendliche zumeist nur erschwert erreichen können.
Dass die Lehrlingssuche im Handwerk im Kreis Lindau in diesem Jahr einigermaßen glimpflich ausgeht, liegt nach Kaisers Worten aber auch daran, dass weniger attraktive Ausbildungsberufe wie Bäcker oder Metzger hier kaum noch vorhanden sind – weil es beispielsweise so gut wie keine kleinen Bäckereien mehr gibt. Dafür gebe es in anderen Branchen „einen regelrechten Boom“. Dazu gehöre das Zimmererhandwerk, für das sich viele Jugendliche interessieren. Die jungen Leute könnten in der Regel auch davon ausgehen, dass sie nach der Lehre von ihrem Ausbildungsbetrieb übernommen werden. Wobei Kaiser „einen hohen Weiterbildungseffekt“beobachtet. Insbesondere Realschüler und Abiturienten, die sich für eine Ausbildung im Holzbereich entscheiden, würden danach ein Technikeroder Architekturstudium anstreben.
Im IHK-Bereich fast zehn Prozent weniger Verträge
Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwaben hingegen schreibt in ihrer aktuellen Medieninformation, dass die Zahl der neuen Ausbildungsverträge in den ihr angehörenden Betrieben im Kreis Lindau rückläufig ist: Mit bis 312 liege sie um 9,3 Prozent unter der Vorjahreszahl. Gefragt sind bei den Schulabsolventen dabei vor allem Metall- und Elektroberufe, dort gebe es steigende Nachfrage. In den viele Jahre lang begehrten kaufmännischen Berufen verzeichnet die IHK hingegen in diesem Jahr einen deutlichen Rückgang um fast 20 Prozent. Handel sowie Hotels und Gaststätten hätten ihren Bedarf an Nachwuchskräften aufgrund nur weniger Bewerber bislang oftmals nicht decken können, bedauert die IHK.