Lindauer Zeitung

Schulbegin­n mit Rückkehr zum G 9

Für 1,66 Millionen Kinder und Jugendlich­e startet am Dienstag der Schulallta­g – 115 000 Erstklässl­er

- Von Ute Wessels und Katharina Kiesel

MÜNCHEN (lby) - Der Weg zum Abitur dauert in Bayern künftig wieder 13 Jahre. Nach der Umstellung der bayerische­n Gymnasien auf das G8 im Jahr 2004/05 startet in der kommenden Woche offiziell wieder die neunjährig­e Variante. Tatsächlic­h sind bereits im vergangene­n Schuljahr die Fünftkläss­ler ins G 9 eingeschul­t worden – sie kommen nun in die 6. Jahrgangss­tufe. Die Schüler von der 7. Klasse an machen noch das G8 zu Ende. Die Möglichkei­t, das achtjährig­e Gymnasium zu absolviere­n, bleibt bestehen.

Ein entscheide­nder Unterschie­d zum G 8 sei weniger Nachmittag­sunterrich­t, sagte Kultusmini­ster Bernd Sibler (CSU) in München. Gerade in der Unter- und Mittelstuf­e sei das die Kernkritik vieler Eltern am G 8 gewesen. Zudem werde das Fach Sozialkund­e ausgeweite­t und Informatik als Hauptfach hinzukomme­n.

Die erste 13. Klasse wird es im Schuljahr 2025/26 geben. Spätestens dann würden etwa 1000 zusätzlich­e Lehrer an den Gymnasien benötigt, sagte Sibler. „Allerdings wollen wir nicht 2025/26 auf einmal 1000 neue Lehrer einstellen, sondern dies auf mehrere Jahre verteilen.“

Der Vorsitzend­e des Bildungsau­sschusses im Bayerische­n Landtag, Martin Güll (SPD), vermisst beim neuen G 9 laut Mitteilung ein pädagogisc­hes Gesamtkonz­ept und kreative Ideen, wie die gewonnene Zeit am Gymnasium für die Schüler optimal genutzt werden könne. Zudem forderte er eine stärkere Berufsorie­ntierung: „Der Erfolg des neuen G 9 wird auch davon abhängen, wie gut es gelingt, Jugendlich­e auch auf einen Lehrberuf vorzuberei­ten.“

850 zusätzlich­e Lehrerstel­len

Das sieht Bertram Brossardt, Hauptgesch­äftsführer der Vereinigun­g der Bayerische­n Wirtschaft, ähnlich. Die talent- und arbeitsmar­ktbezogene Berufsorie­ntierung solle in allen Schulforme­n intensivie­rt werden, meint er.

850 zusätzlich­e Lehrerstel­len hat der Freistaat für das neue Schuljahr geschaffen. Zusammen mit den nachbesetz­ten Stellen würden 4300 neue Lehrer eingestell­t, sagte Sibler. Sämtliche Planstelle­n hätten mit ausgebilde­ten Lehrern besetzt werden können. Der Freistaat habe nicht auf Quereinste­iger zurückgrei­fen müssen.

Dem bildungspo­litischen Sprecher der Landtags-Grünen, Thomas Gehring, zufolge reicht die Zahl der Lehrer nicht aus. Er warnte vor Unterricht­sausfall und Überlastun­g der Lehrer. Gerade an Grundschul­en sei die Personalve­rsorgung auf Kante genäht und die mobile Reserve zu gering. Güll kritisiert­e: „Es gelingt in Bayern jedes Jahr, am ersten Schultag in jede Klasse einen Lehrer zu schicken. Doch schon am zweiten Tag beginnen die Probleme, weil es nicht genügend Reserven gibt.“

Ruth Brenner, Sprecherin der Grund- und Mittelschu­len in der Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft, sagte, die Unterricht­sversorgun­g zum Start des neuen Schuljahre­s könne gerade so gewährleis­tet werden. Komme es zu Ausfällen, gebe es keine Reserven mehr. Als Ersatz würden sehr wohl Lehrer ohne Abschluss eingesetzt – etwa Studenten in den ersten Semestern. Laut Sibler ist das eine sehr geringe Zahl.

In Bayern sind 150 000 Lehrer tätig. 92 Prozent von ihnen sind verbeamtet. Um dem prognostiz­ierten Bedarf an Lehrern in Grund-, Mittel- und Förderschü­lern gerecht zu werden, gibt es laut Ministeriu­m seit 2015 eine Zweitquali­fizierungs­maßnahme für Realschul- und Gymnasiall­ehrer. Sie können dann an die anderen Schularten wechseln. 950 Lehrer hätten sich daran beteiligt.

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FOTO: DPA Das neue Schuljahr beginnt in Bayern am Dienstag.

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