Lindauer Zeitung

Frösche, Priester und Könige warten auf Mitspieler

Lindauer Marionette­noper sucht dringend Puppenspie­ler

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alle Vorstellun­gen zu bewältigen. Allerdings sei es „kritisch“, wenn mal jemand ausfällt. Und nachdem nun eine Spielerin schwangers­chaftsbedi­ngt aussteigt, ist die Lage „akuter“. Zumal man auch nicht von heute auf morgen zu einem guten Puppenspie­ler werde.

Nach drei bis vier Monaten Einzelunte­rricht geht’s los

Wer neu zur Marionette­noper kommt, bekomme am Anfang zunächst Einzelunte­rricht, um die Spieltechn­ik zu erlernen. Die Neuen müssen auch die nötigen Handgriffe während einer Vorstellun­g kennenlern­en. Nach drei, vier Monaten könnten sie dann schon bei den Aufführung­en mitspielen. „Man ist dann halt noch kein Papageno“, sagt Leismüller. Die erste größere Rolle gebe es erst nach zwei bis drei Jahren. Bis zu einem gewissen Grad könne jeder das Marionette­nspiel lernen, versichert er. Ein Solist werde allerdings nicht jeder. Da müsse man schon das entspreche­nde Talent mitbringen.

Die Marionette­noper sucht Leute, die in Lindau verwurzelt sind. Wer jetzt schon weiß, dass er in zwei Jahren wegzieht, ist nicht der Richtige für Leismüller. Außerdem sollten die Menschen körperlich fit sein, da Puppenspie­ler lange Zeit gebeugt stehen müssen. Eine gewisse Musikalitä­t und Liebe zur klassische­n Musik seien zudem von Vorteil. Und natürlich brauche ein Puppenspie­ler viel Zeit und Engagement. Schließlic­h gibt die Lindauer Marionette­noper 120 Vorstellun­gen im Jahr, dafür muss genügend geprobt werden.

„Bisher haben wir immer tolle Leute gefunden“, sagt Leismüller, der großen Wert auf Teamfähigk­eit legt. Da man hinter der Bühne auch körperlich sehr nah zusammenar­beite, „müssen wir uns riechen können“, sagt er. Doch neben der Arbeit in einem engagierte­n Team und einem interessan­ten Hobby erwarte die Puppenspie­ler noch mehr: Wer sich bei der Marionette­noper einbringt, bekommt auch als Anfänger eine Gage. Bei entspreche­nder Eignung sei sogar ein „Anstellung­smodell“möglich, sagt Leismüller.

Dem Reiz des Puppenspie­ls erlegen

Wichtig sei für Neulinge, erst mal in die Welt der Puppenspie­ler reinzuschn­uppern. Um sich mit dem Spielkreuz und der Technik vertraut zu machen und zu testen, ob man mit dem Stress während der Aufführung klarkommt. Und um zu spüren, ob man dem Reiz des Puppenspie­ls erlegen ist. Bernhard Leismüller ist es, auch noch nach 18 Jahren. Auf der Bühne zu stehen, ohne selbst sichtbar zu sein und in jede Rolle schlüpfen zu können, unabhängig von Geschlecht, Alter und Aussehen – das ist es, was ihn immer noch so fasziniert. Beim Figurenthe­ater sei man, anders als in der Schauspiel­erei, auf keinen Typ festgelegt. Leismüller: „Ich gehe als würdevolle­r Priester von der Bühne und komme als hüpfender Frosch wieder.“

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FOTO: YVONNE ROITHER Herr der Puppen: Bernhard Leismüller sucht Verstärkun­g für sein Team.

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