Lindauer Zeitung

„Es war eine gute Zeit“

Pfarrer Franz Walden übergibt die Gemeinde Weißensber­g an seinen Nachfolger Anton Latawiec

- Von Isabel Kubeth de Placido

WEISSENSBE­RG - Die Jugend und das Miteinande­r sind jene beiden Themen, die Pfarrer Franz Walden in seinen drei Jahren in der Pfarreieng­emeinschaf­t Weißensber­g am Herzen gelegen haben. Während er seine Ziele bei der Jugend erreicht hat, könnte nach seinem Verständni­s das Miteinande­r in der Gemeinde noch wachsen. Trotzdem verlässt er Weißensber­g zufrieden. Sein Nachfolger Pfarrer Anton Latawiec will das Angestoßen­e weiterführ­en und ansonsten erst einmal die Menschen kennenlern­en, um aus ihren Bedürfniss­en das zu entwickeln, was sie brauchen.

„Ich fand, es war eine gute Zeit. Ich habe einige Dinge auf den Weg bringen können“, fasst Franz Walden seine drei Jahre zusammen, in denen er der Pfarrer für die Pfarreieng­emeinschaf­t Weißensber­g war. Dinge, wie etwa die Verkündigu­ng an die jüngeren Leute. „Das gelebte Christsein war mir dabei wichtig“, erklärt er und nennt als Beispiel den „Kreuzweg der Jugend“. Dieses Projekt, bei dem Kinder und Jugendlich­e aus verschiede­nen lokalen und regionalen Pfarreien den Kreuzweg Christi an Orten und Stationen in Lindau nachspiele­n, habe dermaßen viel Gegenliebe gefunden, dass es fortgeführ­t gehöre.

Was auch passieren wird, wie Pfarrer Walden versichert. Denn selbst wenn er sich in Zukunft der Erwachsene­nbildung zuwendet, wenn er nach Kaufbeuren im Schulwerk des Bistums um die theologisc­he Weiterbild­ung und Begleitung von Lehrern kümmern sowie an den beiden Kaufbeurer Schulwerk-Schulen unterricht­en wird, den Jugend Keuzweg wird es auch 2019 geben, verspricht er. Denn, und das ist Walden wichtig, der Kreuzweg bringt Menschen in Kontakt zueinander, die sonst eigentlich nichts miteinande­r zu tun haben. Das eigentlich Besondere, das „Ungewöhnli­che“bei dem Projekt sei auch, und das ist ihm durchaus bewusst, dass es kirchliche Themen sind, die junge Menschen zusammenbr­ingen. Und nicht, wie sonst üblich, weltliche Dinge wie beispielsw­eise Fußball. Kein Wunder also, dass der Kreuzweg sein persönlich­er Höhepunkt ist, den Walden für seine Zeit in Weißensber­g benennt. Denn allem voran ist es ihm eine Herzensang­elegenheit das Wort Jesu für jeden einzelnen Menschen erfahrbar zu machen.

Bereitscha­ft zum Miteinande­r vermisst

Das, was er in der Pfarreieng­emeinschaf­t, in der die Pfarreien Bösenreuti­n, Niederstau­fen, Sigmarszel­l und Weißensber­g, vereint sind, vermisst hat und was seiner Meinung nach hätte besser laufen können, war das Miteinande­r. „Ich hätte mir mehr Bereitscha­ft zum Miteinande­ranpacken gewünscht“, gesteht er. Das Potenzial jedenfalls ist da. „Es gibt hier so viele Gruppen und einzelne Personen, die was machen“, weiß er. Umso weniger könne er verstehen, warum es selten genug gelungen sei, diese vielen miteinande­r zu vereinen, damit etwas Neues geschehen und etwas Großes entstehen konnte. „Statt sich gemeinsam an einen Tisch zu setzen und was Schönes auf den Weg zu bringen, wurschtelt jeder für sich und nach seiner Facon.“Als Beispiel, wie es laufen könnte, nennt Walden den wunderbare­n Kirchencho­r, der am Sonntag bei seiner Verabschie­dung den Gottesdien­st musikalisc­h begleitet hat. Der Bösenreuti­ner Chor hatte sich einfach Sänger aus anderen Chören dazugeholt. „Auf diese Weise entsteht eine ganz einfache Gemeinscha­ft“, sagt der Pfarrer und veranschau­licht: „Das ist kein Kunststück. Das ist in jedem Team und in jeder Familie so.“Deshalb hofft er für seinen Nachfolger, dass sich die zarten Anfänge des bereits Entstanden­en weiterentw­ickeln. „Das Miteinande­r täte jedem gut, selbst über die Pfarreigre­nzen hinaus.“

Das hofft auch Pfarrer Anton Latawiec. Schließlic­h will er das von seinem Vorgänger Angestoßen­e weiterführ­en. Grundsätzl­ich sei er jedoch nicht mit vorgefasst­en Plänen und fertigen Visionen nach Weißensber­g gekommen. Latawiec will den Menschen nichts aufstülpen. Im Gegenteil: Er will die Menschen hier kennenlern­en. Er möchte von ihren Sorgen und Nöten hören und ein Bewusstsei­n für ihre Bedürfniss­e entwickeln. Dafür mitgebrach­t hat der 52-Jährige seine Erfahrunge­n als Seelsorger, die er in seinem Heimatland Polen, im Heiligen Land und während seiner Zeit in Memmingen gesammelt hat. „Ich will da sein, zu den Menschen hingehen, sie begleiten. Daraus wird sich dann ergeben, was das Leben braucht.“

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FOTO: ISA Pfarrer Franz Walden (links) übergibt die Pfarreieng­emeinschaf­t Weißensber­g an Anton Latawiec.

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