„Es war eine gute Zeit“
Pfarrer Franz Walden übergibt die Gemeinde Weißensberg an seinen Nachfolger Anton Latawiec
WEISSENSBERG - Die Jugend und das Miteinander sind jene beiden Themen, die Pfarrer Franz Walden in seinen drei Jahren in der Pfarreiengemeinschaft Weißensberg am Herzen gelegen haben. Während er seine Ziele bei der Jugend erreicht hat, könnte nach seinem Verständnis das Miteinander in der Gemeinde noch wachsen. Trotzdem verlässt er Weißensberg zufrieden. Sein Nachfolger Pfarrer Anton Latawiec will das Angestoßene weiterführen und ansonsten erst einmal die Menschen kennenlernen, um aus ihren Bedürfnissen das zu entwickeln, was sie brauchen.
„Ich fand, es war eine gute Zeit. Ich habe einige Dinge auf den Weg bringen können“, fasst Franz Walden seine drei Jahre zusammen, in denen er der Pfarrer für die Pfarreiengemeinschaft Weißensberg war. Dinge, wie etwa die Verkündigung an die jüngeren Leute. „Das gelebte Christsein war mir dabei wichtig“, erklärt er und nennt als Beispiel den „Kreuzweg der Jugend“. Dieses Projekt, bei dem Kinder und Jugendliche aus verschiedenen lokalen und regionalen Pfarreien den Kreuzweg Christi an Orten und Stationen in Lindau nachspielen, habe dermaßen viel Gegenliebe gefunden, dass es fortgeführt gehöre.
Was auch passieren wird, wie Pfarrer Walden versichert. Denn selbst wenn er sich in Zukunft der Erwachsenenbildung zuwendet, wenn er nach Kaufbeuren im Schulwerk des Bistums um die theologische Weiterbildung und Begleitung von Lehrern kümmern sowie an den beiden Kaufbeurer Schulwerk-Schulen unterrichten wird, den Jugend Keuzweg wird es auch 2019 geben, verspricht er. Denn, und das ist Walden wichtig, der Kreuzweg bringt Menschen in Kontakt zueinander, die sonst eigentlich nichts miteinander zu tun haben. Das eigentlich Besondere, das „Ungewöhnliche“bei dem Projekt sei auch, und das ist ihm durchaus bewusst, dass es kirchliche Themen sind, die junge Menschen zusammenbringen. Und nicht, wie sonst üblich, weltliche Dinge wie beispielsweise Fußball. Kein Wunder also, dass der Kreuzweg sein persönlicher Höhepunkt ist, den Walden für seine Zeit in Weißensberg benennt. Denn allem voran ist es ihm eine Herzensangelegenheit das Wort Jesu für jeden einzelnen Menschen erfahrbar zu machen.
Bereitschaft zum Miteinander vermisst
Das, was er in der Pfarreiengemeinschaft, in der die Pfarreien Bösenreutin, Niederstaufen, Sigmarszell und Weißensberg, vereint sind, vermisst hat und was seiner Meinung nach hätte besser laufen können, war das Miteinander. „Ich hätte mir mehr Bereitschaft zum Miteinanderanpacken gewünscht“, gesteht er. Das Potenzial jedenfalls ist da. „Es gibt hier so viele Gruppen und einzelne Personen, die was machen“, weiß er. Umso weniger könne er verstehen, warum es selten genug gelungen sei, diese vielen miteinander zu vereinen, damit etwas Neues geschehen und etwas Großes entstehen konnte. „Statt sich gemeinsam an einen Tisch zu setzen und was Schönes auf den Weg zu bringen, wurschtelt jeder für sich und nach seiner Facon.“Als Beispiel, wie es laufen könnte, nennt Walden den wunderbaren Kirchenchor, der am Sonntag bei seiner Verabschiedung den Gottesdienst musikalisch begleitet hat. Der Bösenreutiner Chor hatte sich einfach Sänger aus anderen Chören dazugeholt. „Auf diese Weise entsteht eine ganz einfache Gemeinschaft“, sagt der Pfarrer und veranschaulicht: „Das ist kein Kunststück. Das ist in jedem Team und in jeder Familie so.“Deshalb hofft er für seinen Nachfolger, dass sich die zarten Anfänge des bereits Entstandenen weiterentwickeln. „Das Miteinander täte jedem gut, selbst über die Pfarreigrenzen hinaus.“
Das hofft auch Pfarrer Anton Latawiec. Schließlich will er das von seinem Vorgänger Angestoßene weiterführen. Grundsätzlich sei er jedoch nicht mit vorgefassten Plänen und fertigen Visionen nach Weißensberg gekommen. Latawiec will den Menschen nichts aufstülpen. Im Gegenteil: Er will die Menschen hier kennenlernen. Er möchte von ihren Sorgen und Nöten hören und ein Bewusstsein für ihre Bedürfnisse entwickeln. Dafür mitgebracht hat der 52-Jährige seine Erfahrungen als Seelsorger, die er in seinem Heimatland Polen, im Heiligen Land und während seiner Zeit in Memmingen gesammelt hat. „Ich will da sein, zu den Menschen hingehen, sie begleiten. Daraus wird sich dann ergeben, was das Leben braucht.“