Telekom-Baustelle vertreibt Urlaubsgäste
Hotelbetreiber Stefan Wocher kann Zeitpunkt nicht nachvollziehen
KRESSBRONN/LANGENARGEN Aufgerissene Gehwege, Straßen und jede Menge Baulärm: Die Telekom ist derzeit allerorten mit dem sogenannten Vectoring Ausbau beschäftigt, der den Bürgern schnelles Internet bescheren soll. Einen, den es in der vergangenen Woche besonders getroffen hat, ist Stefan Wocher vom Hotel Amtshof in Langenargen. „Einige meiner Gäste sind direkt, andere wiederum frühzeitig wieder abgereist“, sagt der Hotelier. Er appelliert an Gemeinde und Landratsamt, die Arbeiten in Zukunft anders zu koordinieren – schließlich lebe Langenargen vom Tourismus.
Bereits vor den Sommerferien sind die Baustellen Thema im Kressbronner Gemeinderat gewesen – überall waren Straßen und vor allem Gehwege aufgerissen, aber keine Arbeiter zu sehen. Bürgermeister Daniel Enzensperger war sogar persönlich betroffen, da ein großes Loch vor seiner Garage klaffte. Inzwischen ist ein Teil der Baustellen wieder geschlossen, teilweise sind sie noch offen. „Das ist sicher ein unglückliches Vorgehen der Telekom gewesen, aber andererseits bin ich froh, dass wir dafür nun künftig schnelleres Internet im Ort haben werden“, so Daniel Enzensperger gegenüber der Schwäbischen Zeitung.
Sorge um guten Ruf
Ein Lied davon singen können auch Stefan Wocher aus Langenargen und seine Gäste im Hotel Amtshof: Während diese eigentlich kommen, um in der Sonnenstube am Bodensee ein paar Tage abzuschalten, schalteten die Mitarbeiter auf der TelekomBaustelle direkt vor dem Hotel ihre Baumaschinen an. „Ab 7.30 Uhr geht das los“, berichtet Wocher gegenüber der Schwäbischen Zeitung. Seit vergangenem Montag war die Telekom auch in der Unteren Seestraße/ Ecke Amtshaus Straße damit beschäftigt, Leitungen für schnelles Internet zu verlegen. Grundsätzlich eine gute Sache, findet der Geschäftsmann, nur den Zeitpunkt findet er katastrophal.
Eine Reihe seiner Gäste sei direkt wieder abgereist, andere wiederum hätten frühzeitig das Hotel wieder verlassen. „Mir ist bislang ein wirtschaftlicher Schaden von 10 000 Euro entstanden“, so Wocher, der nun auch um seinen guten Ruf auf den einschlägigen Hotelbuchungsplattformen im Internet fürchtet. Es gehe ihm nicht um Schuldzuweisung, wie er gegenüber der Schwäbischen Zeitung immer wieder betont, aber doch um einen sensibleren Umgang mit solchen Baustellen. „Warum muss das denn mitten in der Tourismussaison sein? Und warum wird nicht kurz informiert?“, fragt er sich.
Robert Schwarz, Pressesprecher des Landratsamts, kann die Situation des Hoteliers verstehen, sagt aber auch: „Es gibt bei solchen Maßnahmen immer direkt Betroffene.“Das Prozedere sehe so aus, dass das Unternehmen die Maßnahme und den Zeitraum dem Landratsamt mitteile und um Genehmigung bitte. Durch entsprechende Erfahrungen könne man dort abschätzen, ob das Zeitfenster realistisch gewählt worden sei oder nicht – denn das müsse „plausibel für die Maßnahme sein“. Dann folgt eine Anhörung bei der Gemeinde, ob es irgendwelche Gründe gegen die Baustelle gebe. „Ansonsten versuchen wir beim Antragssteller nachzufragen, ob ein anderer Zeitpunkt möglich sei“, erläutert der Pressesprecher.
Doch im besagten Fall habe es keine Einwände gegeben, weshalb man der Telekom zwischen dem 3. September bis zum 31. Oktober die Genehmigung erteilt habe. „Allerdings gucken wir dann nicht in die Landkarten, welcher einzelne Betrieb betroffen ist. Wir schauen nach dem Verkehrsfluss zu dieser Zeit – wie beispielsweise Messezeiten oder Buslinien, ob es ein übergeordnetes Interesse daran gibt, die Maßnahme zu verschieben.“Aufgrund eines einzelnen Betriebs oder Unternehmens sei es jedoch nicht möglich, die Genehmigung zu verweigern.
Daran ist Stefan Wocher auch nicht interessiert – wohl aber daran, die Dinge anders zu koordinieren und kommunizieren: Es sei für ihn und die Gäste hilfreich gewesen, wenn er informiert worden wäre und man gemeinsam nach einem geeigneten Termin geschaut hätte. „Mir geht es darum, den Blick in die Zukunft zu richten, um die Angelegenheit beim nächsten Mal besser zu lösen.“Schließlich lebe die gesamte Gemeinde Langenargen vom Tourismus – und verärgerte Gäste nützten niemandem.
„Einige meiner Gäste sind direkt, andere wiederum frühzeitig wieder abgereist.“Stefan Wocher vom Hotel Amtshof