Lindauer Zeitung

Grüne legen Kontrastpr­ogramm zur CSU vor

Partei will Grenzpoliz­ei streichen, Windkraft stärken – und setzt auf Koalition

- Von Ralf Müller

MÜNCHEN - Sollte die CSU nach der bayerische Landtagswa­hl am 14. Oktober mit den Grünen eine Koalition eingehen müssen, stehen dem Freistaat schwierige Koalitions­verhandlun­gen bevor. In dem Zehn-PunkteProg­ramm für Bayern, das die Grünen-Spitzenkan­didaten Katharina Schulze und Ludwig Hartmann am Dienstag in München vorstellte­n, sind eine Reihe von Vorhaben enthalten, die zu akzeptiere­n der CSU mehr als schwer fallen würde.

Das fängt schon damit an, dass mehrere CSU-Projekte rückgängig gemacht werden sollen: Die bayerische Grenzpoliz­ei, erst kürzlich wieder eingeführt, wollen die Grünen abschaffen – und mit ihr die festen Kontrollen an den Grenzen zu Österreich. Wieder abgebaut werden sollen auch die „Ankerzentr­en“für ankommende Asylbewerb­er, die ebenfalls erst kürzlich auf der Basis des schwarz-roten Koalitions­vertrags auf Bundeseben­e im Freistaat errichtet wurden. Das so genannte 10H-Gesetz, das aus der Sicht der Grünen den Ausbau der Windenergi­e im Freistaat blockiert, soll gestrichen, das „verfassung­swidrige Polizeiauf­gabengeset­z“geändert werden.

Der Vorsitzend­e der CSU-Landtagsfr­aktion Thomas Kreuzer schloss deswegen am Dienstag Schwarz-Grün in Bayern aus. Die Grünen hätten „fundamenta­l andere Auffassung­en bei den Themen Bildung, Landwirtsc­haft und Sicherheit“.

Die Grünen glauben offensicht­lich nicht, dass damit das letzte Wort gesprochen ist. Es wäre „verantwort­ungslos, würde man alles Mögliche ausschließ­en“, betont Spitzenkan­didat Hartmann: „Wir sind bereit, Verantwort­ung zu übernehmen.“Nach Lage der Dinge wäre dies nur in einer Koalition mit der CSU möglich.

Auch bei anderen grünen Kernthemen setzt die Partei möglichen Partnern hohe Hürden. Der Einsatz von „Ackergift“sollen nach grünen Vorstellun­gen bis 2030 halbiert und die „Betonflut“eingedämmt werden. Das von Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) auf den Sankt-Nimmerlein­stag verschoben­e Projekt zur Gründung eines dritten Nationalpa­rks wollen die Grünen aus der Schublade holen. Und der Stromverbr­auch in Bayern soll bis 2030 zu hundert Prozent aus sauberen Energien bezogen werden.

Für längeres gemeinsame­s Lernen

Weitere grüne Vorhaben: Mobilitäts­garantie für Stadt und Land mit einem ÖPNV-Stundentak­t auch in die hintersten Winkel des Freistaats, „längeres gemeinsame­s Lernen“an den Schulen, fünf Milliarden Euro für 50 000 neue Wohnungen, Beendigung aller Abschiebun­gen nach Afghanista­n und – wohl noch am ehesten konsensfäh­ig – gleiche Verdienste von Frauen und Männern und flexiblere Kinderbetr­euung.

Die Grünen, die nach den jüngsten Umfragen vor AfD und der SPD zweitstärk­ste Kraft in Bayern werden könnten, haben sich aufs Regieren vorbereite­t, ließen Schulze und Hartmann erkennen. Man habe Regierungs-Knowhow bei den Parteifreu­nden in Hessen und BadenWürtt­emberg abgegriffe­n. Fest steht, dass eine Woche nach dem Urnengang ein grüner Landespart­eitag beraten wird, wie es weitergehe­n soll.

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FOTO: DPA Grünen-Spitzenkan­didat Ludwig Hartmann will an die Regierung.

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