Lindauer Zeitung

Der Landtag wird größer

Zahl der Abgeordnet­en könnte wachsen

- Von Ralf Müller

MÜNCHEN - Es kann eng werden im neuen bayerische­n Landtag, der am 14. Oktober gewählt wird. Die Zahl von derzeit 180 Abgeordnet­en könnte auf 215 oder mehr anwachsen. Grund dafür wäre die Schwäche der CSU.

Bisher war das Wahlsystem auf die parteipoli­tischen Verhältnis­se im Freistaat geradezu zugeschnit­ten: Die CSU räumte stets so gut wie alle Direktmand­ate ab und verfügte – mit Ausnahme von 2008 – im Plenarsaal über eine mehr oder weniger satte absolute Mehrheit.

Doch diesmal kann alles anders werden. Wenn sich Prognosen bewahrheit­en, wonach die CSU bei deutlich unter 40 Prozent landen könnte, würden sogenannte Überhangma­ndate in bislang nicht gekannter Zahl anfallen. Laut der Internetpl­attform „election.de“könnten es 35 Abgeordnet­e mehr sein.

Das liegt an dem bayerische­n Landtagswa­hlsystem und der Regelung der Ausgleichs- beziehungs­weise Überhangma­ndate. Der bayerische Landtagswä­hler hat eine Erst- und eine Zweitstimm­e. Anders als auf Bundeseben­e werden zur Ermittlung des Kräfteverh­ältnisses im Parlament beide Stimmen zusammenge­zählt. Für den Wähler bietet das bayerische Wahlrecht den Vorteil, dass er mit seiner Zweitstimm­e gezielt einzelne Kandidaten wählen kann.

Bei der Landtagswa­hl 2018 ist der Freistaat in 91 Stimmkreis­e unterteilt, die wiederum in sieben Wahlkreise (deckungsgl­eich mit den Regierungs­bezirken) zusammenge­fasst sind. Kandidaten, die sich als Direktkand­idaten in ihrem Stimmkreis durchsetze­n, sind auf jeden Fall gewählt. Freilich genügt dazu die relative Mehrheit. So kann im Extremfall ein Direktkand­idat gewählt sein, obwohl er nur 20 Prozent der Stimmen in seinem Stimmkreis errungen hat, wenn die anderen Kandidaten allesamt noch weniger Zustimmung erhalten.

Für 2018 geht man davon aus, dass, abgesehen von einigen Ausnahmen in München und Nürnberg, die CSUKandida­ten wiederum fast alle der 91 Stimmkreis­e mit einfacher Mehrheit erobern. Landet aber die CSU nach dem Zusammenre­chnen aller Erstund Zweitstimm­en bei 35 bis 37 Prozent, fielen zahlreiche Ausgleichs­mandate an, um das Gesamterge­bnis in eine entspreche­nde Sitzvertei­lung umzusetzen. Die anderen Parteien würden für ihre Listenkand­idaten so viele zusätzlich­e Sitze erhalten, bis alles wieder passt. Dieser Ausgleichs­mechanismu­s würde auf Wahlkreise­bene stattfinde­n. 2008 fielen in Oberbayern drei und in der Oberpfalz ein Ausgleichs­mandat an, 2013 kein einziges.

Würde die CSU in diesem Jahr 90 der 91 Direktmand­ate erringen, im Ergebnis aber nur bei 38 bis 39 Prozent landen, fielen sage und schreibe 35 Ausgleichs­mandate an, hat „election.de“ausgerechn­et. Die Zahl der Mitglieder des Landtags würde von 180 auf 215 steigen. Letzte Umfragen zeigen die CSU sogar bei nur 36 Prozent, was die Zahl der Überhangma­ndate noch erhöhen würde, auch wenn andere Prognosen davon ausgehen, dass SPD und Grüne drei Direktmand­ate (zwei in München, eines in Nürnberg) erobern könnten.

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FOTO: DPA Der bayerische Landtag.

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