Damit der Zahnarzt nicht bohren muss
Bezirkszahnärztekammer Tübingen tagt wieder in Lindau – Schwerpunkt ist das Thema Zahnerhalt
LINDAU - Was Zahnärzte und Patienten tun sollten, damit Zähne möglichst lange gesund bleiben, das war das Thema der 53. Bodenseetagung der Bezirkszahnärztekammer Tübingen. Nach zwei Jahren Pause wegen der Bauarbeiten fand die Tagung wieder in der Inselhalle statt. Und Veranstalter und Teilnehmer freuten sich, wieder in Lindau zu sein.
„Wir sind froh, dass wir wieder hier sind“, sagte Johannes Clausen vom Informationszentrum Zahngesundheit Baden-Württemberg beim Pressegespräch am Freitagmittag. Wegen der Bauarbeiten in Lindau fand die Tagung auf einem Tagungsschiff und zuletzt in Konstanz statt. Doch beides habe nicht mit Lindau mithalten können. Immerhin hatte die Tagung mehr als 30 Jahre in Lindau stattgefunden. In der neuen Inselhalle finden mehr als 800 Zahnärztinnen und Zahnärzte sowie Mitarbeiter aus den Praxisteams in den Sälen und Räumen laut Clausen „ein angenehmes Ambiente vor, das konzentriertes Arbeiten bei der wissenschaftlichen Tagung erlaubt“.
Froh sind die Veranstalter zudem, dass es im Foyer ausreichend Platz für eine Dentalausstellung begleitend zur Tagung gibt und zudem Platz für ein Stehcafé ist.
Inhaltlich haben sich die Zahnärzte in Lindau bei zehn Fachvorträgen vor allem mit der Frage befasst, wie sich Zähne am besten erhalten lassen. So hat Professor Sebastian Paris von der Charité in Berlin Methoden erläutert, die ein frühes Erkennen und Behandeln von Karies erlauben. Der Wissenschaftler hat erläutert, wie Zahnärzte minimal-invasiv eingreifen, um die gesunden Bestandteile des Zahns möglichst zu erhalten.
Professor Bernd Haller, wissenschaftlicher Leiter der Lindauer Tagung, betonte, dass neue Techniken die Zähne schonen, so dass jeder Patient davon profitiere. Das gelte zum Beispiel für Kunststoff: „Mit Komposit lassen sich heutzutage nicht nur perfekt unsichtbare Füllungen im Frontzahnbereich legen, sondern auch komplexe, mehrflächige Seitenzahnrestaurationen einschließlich Höckerersatz herstellen.“
Gute Zahnhygiene ist die beste Vorbeugung vor Karies
Professor Matthias Hannig aus der Universitätsklinik des Saarlandes hat neuartige Produkte vorgestellt, die verhindern sollen, dass Karies überhaupt entstehen kann. Denn gute Zahnhygiene ist die beste Vorbeugung. Manche Produkte versprechen sogar eine Wiedergesundung eines beschädigten Zahnschmelzes.
Sollten Zähne doch beschädigt sein, geht es darum, die nötigen Eingriffe möglichst schonend vorzunehmen und auf eine Art und Weise, dass von außen nichts zu sehen ist. So sind oft schon bei ganz jungen Patienten Zähne stark abgenutzt, weil die Patienten mit den Zähnen knirschen. Auch Zahnfehlstellungen können Grund dafür sein.
Mehrere Referenten haben Techniken und Materialien vorgestellt, die sich unter medizinischem und ästhetischem Gesichtspunkt anbieten. Vor allem bei den Schneidezähnen ist es wichtig, dass Zahnersatz nicht auffällt. Wie man mit einfachen Techniken den Aufbau eines natürlichen Zahnes imitieren kann, hat der Frankfurter Zahnarzt Ulf KruegerJanson gezeigt.
Es gibt Alternativen zur Wurzelkanalbehandlung
Wenn die Karies so tief ist, dass der Nerv des Zahnes berührt ist, gibt es inzwischen Alternativen zur Wurzelkanalbehandlung. Die wird der Basler Professor Roland Weiger vorstellen. Dass man auch beschädigten Zahnersatz und sogar Füllungen aus Kunststoff oder Amalgam reparieren kann, hat Privatdizentin Anne-Katrin Lührs aus Hannover berichtet und erläutert.
Gleichzeitig haben Praxismitarbeiter sich bei ihrer Fortbildung mit häuslicher und professioneller Prophylaxe, Implantologie, ParodontitsBehandlung und Hygienefragen befasst.
Neben den Fachvorträgen hören die Zahnärzte jedes Jahr einen besonderen Referenten. Heuer hat Professor Guy Kirsch gesprochen, der an der Universität Fribourg Neue politische Ökonomie lehrt. Sein Thema war „Immer weniger Regeln und immer mehr Reglemente – Analyse einer gesellschaftlichen Pathologie“.