Demokratie braucht Bildung
Lehrkräfte höherer Schulen diskutieren die Möglichkeiten der schulischen Demokratieerziehung
LINDAU (sz) - Beim 59. Internationalen Bodenseetreffen der Lehrkräfte Höherer Schulen aus Deutschland, Österreich, Liechtenstein und der Schweiz am vergangenen Wochenende unter der Prämisse „Demokratie braucht Bildung“beleuchteten die teilnehmenden Verbände Strategien zur Demokratieerziehung, deren Grundlage Werte und Haltungen sei. Die Schule müsse aktuelle politische Ereignisse thematisieren, aufarbeiten und ihren Schülern das nötige Handwerkszeug mit auf den Weg geben, diese einordnen zu können.
Prof. Dr. Volker Ladenthin , Erziehungswissenschaftler vom Bonner Institut für Lehrerbildung, diagnostizierte in seinem Vortrag, dass die Demokratie in Teilen der Gesellschaft nicht mehr als unbedingt selbstverständlich und alternativlos betrachtet werde.
Unter Wahrung aller formalen Regeln und Institutionen könne sie ausgehöhlt und unterwandert werde, „ wie eine Flasche Wein, die man zu lange offen stehen lasse“. Partikularinteressen würden als Gemeinwohl ausgegeben; der Wandel des politischen Diskurses zum Spektakel lenke Aufmerksamkeit bewusst auf Themen, die dann mit medialer Wucht auf uns hereinbrechen. So sei in TV-Duellen während des Wahlkampfes eher ausschlaggebend, wer am unterhaltsamsten war, nicht wer fundiertes Faktenwissen vorbringen könne.
Gelingende Demokratien setzen gebildete Bürger voraus, die kundig und informiert entscheiden, was richtig, gut oder falsch ist. Jeder müsse prinzipiell alles verstehen können. Demokratie ohne Bildung gerate sonst zum Spielball der Demagogen. Nun ist es natürlich utopisch davon auszugehen, dass man auf jedem Spezialgebiet Expertenwissen besitzt, vielmehr solle Bildung alle befähigen an der Gesellschaft teilzuhaben und das eigene Handeln auf Grundlage von Vernunft begründen zu können, also entlang der Kantschen Richtschnur: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“.