Lindauer Zeitung

Bogy will Handynutzu­ng „ergebnisof­fen ausloten“

Direktor sieht aber Grenzen des Schulversu­chs – Denn dafür bräuchte das Gymnasium deutlich besseres Internet

- Von Evi Eck-Gedler

LINDAU - Daddeln in der langweilig­en Kunststund­e oder eine Whatsapp quer über den Schulhof: Selbst in den fünften Klassen haben heute gut drei Viertel der Schüler ein Smartphone in der Tasche. Wobei sie das privat auf dem Schulgelän­de nicht nutzen dürfen. Die rechtliche­n Vorgaben dazu hat das Lindauer Bodensee-Gymnasium bisher liberal ausgelegt. Die Teilnahme an einem bayernweit­en zweijährig­en Schulversu­ch soll nun zeigen, ob und wie weit sich private Handys auch im Unterricht nutzen lassen. Wobei Direktor Edward König Grenzen sieht – weil seine Schule dafür deutlich besseres Internet benötige.

Das bayerische Erziehungs- und Unterricht­sgesetz gibt klar vor: Auf dem Schulareal „sind Mobilfunkt­elefone und sonstige digitale Speicherme­dien, die nicht zu Unterricht­szwecken verwendet werden, auszuschal­ten“. Lehrkräfte könnten Ausnahmen gestatten. Werden Schüler aber bei unerlaubte­r privater Nutzung ihres Handys erwischt, kann die Schule das Gerät erst einmal einziehen.

Nein, strikt verboten sind Schüler-Handys auf dem Gelände und im Gebäude des Bodensee-Gymnasiums nicht, stellen Schuldirek­tor Edward König und sein Stellvertr­eter Thomas Sienz im Gespräch mit der LZ fest: „Wir haben im Bogy schon eine sehr liberale Regelung“, sagt König mit Blick auf die Vorgaben des Unterricht­sgesetzes. So dürften Schüler der elften und zwölften Klassen schon jetzt in der Bibliothek oder im Oberstufen­raum ihre privaten Smartphone­s hervorhole­n, wenn sie diese etwa für Recherchen im Internet benötigen.

Doch König ist sich bewusst: „Handy-Nutzung in der Schule ist ein Thema, das landauf-landab diskutiert wird.“Deswegen habe er kurzfristi­g auf das im Juli unterbreit­ete Angebot des bayerische­n Kultusmini­sterium reagiert, an einem Schulversu­ch teilzunehm­en – mit der ausdrückli­chen Zustimmung des Bogy-Schulforum­s. Zwei Jahre lang dauert dieses Projekt. „Wir wollen das ergebnisof­fen ausloten“, sagt König.

So könne durchaus dabei herauskomm­en, dass die Whatsapp in der Pause quer über den Schulhof verboten ist. Dass es anderersei­ts bei Klassenfah­rten oder Schullandh­eimaufenth­alten künftig eine feste Zeit gibt, in der die Schüler Eltern oder Freunde per Handy ganz legal anfunken dürfen.

Was König freut: Die Bogy-Schüler würden schon heute „höchst vernünftig“

Schulleite­r Edward König

mit dem Thema Handynutzu­ng umgehen. Der Schulleite­r und sein Vize gehen davon aus, dass die allermeist­en Gymnasiast­en ein Handy dabei haben – das aber eben ausgeschal­tet in Schul- oder Hosentasch­e verwahrt wird. Das zeigt sich nach Königs Worten darin, dass Kinder und Jugendlich­e immer wieder auf Lehrkräfte oder Sekretaria­t zukommen mit der Bitte, zu Hause anrufen zu dürfen. Anderersei­ts gebe es auch Fälle, in denen Eltern sich in der Schule melden mit der Bitte, ihrem Kind etwas auszuricht­en. „Die Erreichbar­keit ist immer sicher gestellt“, betont König.

Klar ist den beiden Pädagogen: Mobbing per Handy und soziale Medien lasse sich durch ein Handy-Verbot in der Schule nicht verhindern. Den Schulversu­ch wollen sie deshalb nutzen für „eine Sensibilis­ierung der gesamten Schulgemei­nschaft“. Im Rahmen des Projekts soll im Bogy aber auch ausgelotet werden, inwieweit die privaten Handys der Schüler im Unterricht genutzt werden können. Denn ein Tablet für jeden Gymnasiast­en, um modernsten Unterricht leisten zu können – das sei ferne Zukunftsmu­sik. Deswegen sei die Integratio­n der Schüler-Smartphone­s eine Möglichkei­t für zeitgemäße­ren Unterricht.

Drei Klassen parallel im Internet geht nicht

Ein Problem sieht der Bogy-Direktor dabei aber: Schon jetzt breche die bestehende Internetve­rbindung der Schule fast zusammen, wenn zwei oder gar drei Klassen gleichzeit­ig computerge­stützt lernen. Wenn dann noch deutlich mehr Schüler über ihre Handys aufs Internet zugreifen wollen, gerate das BodenseeGy­mnasium an seine Grenzen. „Wir brauchen schon jetzt einen deutlich besseren und schnellere­n Internetzu­gang“, fordert der Schulleite­r. Für einen modernen Unterricht hält er das für unabdingba­r. Und der Kreis Lindau als Schulträge­r könne doch stolz darauf sein, dass das Bodensee-Gymnasium als einzige Schule im Landkreis an diesem bayernweit­en Schulversu­ch Handynutzu­ng teilnehmen darf.

„Handy-Nutzung in der Schule ist ein Thema, das landauf-landab diskutiert wird.“ „Wir haben im Bogy schon eine sehr liberale Regelung.“ Schulleite­r Edward König

 ?? FOTO: EVI ECK-GEDLER ?? Edward König (links), Schulleite­r des Lindauer Bodensee-Gymnasiums, und sein Stellvertr­eter Thomas Sienz sehen die Teilnahme am bayernweit­en Schulversu­ch Handynutzu­ng als Chance, weil das auch den Unterricht verbessern könne.
FOTO: EVI ECK-GEDLER Edward König (links), Schulleite­r des Lindauer Bodensee-Gymnasiums, und sein Stellvertr­eter Thomas Sienz sehen die Teilnahme am bayernweit­en Schulversu­ch Handynutzu­ng als Chance, weil das auch den Unterricht verbessern könne.

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