Sauna ist noch nicht vom Tisch
Großer Wunsch vieler Lindenberger könnte sich durch einen Förderverein erfüllen
LINDENBERG - Drei Becken, eine Dampfgrotte und eine AquacrossAnlage: Das alles wird das neue Lindenberger Hallenbad haben. Es wird am jetzigen Standort gebaut. Bei der Sondersitzung vor über 70 Zuhörern im Löwensaal hat der Stadtrat nahezu einstimmig beschlossen, sich beim Neubau der 44 Jahre alten Freizeiteinrichtung am Modell des Bades in Schramberg (Schwarzwald) zu orientieren, das das Gremium im Vorjahr besichtigt hatte. Einen Kiosk wird es nicht mehr geben. Eine Sauna möglicherweise schon. Im Raum steht dafür die Gründung eines Fördervereins. Bürgermeister Eric Ballerstedt spricht insgesamt von einem „zukunftsweisenden Projekt“.
Ausstattung: Herzstück ist das Schwimmbecken. Es ist 25 Meter lang, hat fünf Bahnen und ist zwischen 1,35 und 1,80 Meter tief. Über dem Becken angebracht wird eine Aquacross-Anlage, eine Art Kletterparcours, der zu bestimmten Zeiten heruntergelassen wird. In Schramberg ist das eine echte Attraktion und hat die Besucherzahlen steigen lassen. Ebenfalls neu in Lindenberg: ein reines Nichtschwimmerbecken (0,60 bis 1,20 Meter tief), ein ElternKind-Bereich mit Planschbecken und eine Dampfgrotte, die in Badebekleidung besucht wird.
Sauna: Sie ist derzeit nicht eingeplant – allerdings auch nicht vom Tisch, wie Ballerstedt betont. „Man muss es losgelöst vom Bäderthema sehen.“Für die Stadt selbst sei ein Saunabetrieb wirtschaftlich nicht darstellbar. Allerdings könnte sich der Wunsch vieler Lindenberger durch einen Förderverein erfüllen – ähnlich wie beim Kunsteisstadion oder beim Bad in Eglofs. Ballerstedt hat dazu bereits Gespräche mit passionierten Saunagängern geführt. Die haben Bereitschaft signalisiert. „Es wäre ein gutes Beispiel für gelebte Bürgerbeteiligung“, sagt er. Die jetzige Planung könnte problemlos um eine Sauna ergänzt werden, entweder auf dem Dach oder als Anbau. Diese Möglichkeit soll nun in Ruhe geprüft werden.
Standort: Der jetzige Platz ist laut Verwaltung der geeignetste. Stadtbaumeisterin Marlen Walser listete die Vorteile aus baulicher Sicht auf: Es besteht ein gültiger Bebauungsplan, der Baugrund ist bekannt, alle Leitungen sind vorhanden und die Ausrichtung des Gebäudes sei „energetisch ideal“. Ballerstedt ergänzte, dass der Standort zentral gelegen sei – für alle Schulen, aber auch für alle anderen Lindenberger. Die Stadt habe die im Vorfeld von Bürgern vorgeschlagenen alternativen Standorte geprüft, doch der Bolzplatz am Hallenbad scheide aus, weil ein aufwendiges Bauleitverfahren notwendig wäre – und das Schulzentrum, weil die dortigen Parkplätze während der Unterrichtszeiten jetzt schon voll belegt seien. Würde man an einem neuen Standort bauen und das alte Bad parallel weiterbetreiben, würde das außerdem pro Jahr etwa 350 000 Euro zusätzlich kosten. „Wir glauben, die sind im Bau besser angelegt“, sagt Ballerstedt. Da die Technik über 40 Jahre alt ist, bestehe zudem das Risiko, dass die alte Anlage von heute auf morgen ausfällt.
Kosten: Die Planer und die Stadt rechnen mit 11,4 Millionen Euro.
Finanzierung: Die Summe wird größtenteils auf die nächsten drei Haushaltsjahre verteilt. 2019 werden knapp zwei Millionen Euro fällig, 2020 und 2021 dann jeweils etwas mehr als 4,74 Millionen Euro.
Fördermittel:
Da das Hallenbad für den Schulsport genutzt wird, erhält die Stadt Zuschüsse vom Freistaat. Der Betrag wird zwischen 2,2 und 2,7 Millionen Euro liegen. Ballerstedt bezeichnet diese Förderung als „sichere Bank“. Möglicherweise gibt es aber sogar noch mehr. Während der Sommerpause hatte der Bund ein neues Programm für die Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur aufgelegt. Die Stadt hat dazu ihre Unterlagen eingereicht. Sollte sie zum Zug kommen, gäbe es unter Umständen sogar über fünf Millionen Euro. Da es sich um ein Bundesprogramm handelt, ist die Konkurrenz allerdings groß. Stadtrat Dr. Friedrich Haag bezeichnete es deshalb als „eine Illusion“, dass Lindenberg diesen großen Batzen tatsächlich auch bekommt. „Von den fünf Millionen brauchen wir nicht zu träumen“, glaubt er. Ballerstedt bestätigte, dass niemand weiß, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist. Diese Summe sei deshalb selbstverständlich auch nicht eingeplant, aber im Idealfall ein tolles Zubrot. „Wir hoffen“, sagt er. Die Verwaltung prüft zudem weitere Fördermöglichkeiten, wobei es möglich ist, dass ein Programm das andere ausschließt.
Kiosk: Es wird keinen Kiosk mehr geben, denn dessen Betrieb ist nicht besonders wirtschaftlich. Stattdessen werden Automaten mit Snacks und Getränken aufgestellt – und die Besucher können selbst ihre Brotzeit mitbringen. Ein Bürger hatte im Vorfeld angeregt, im Außenbereich einen Minigolfplatz anzulegen. Das lässt sich aber wohl nicht realisieren. Öffnungszeiten und Eintrittspreise: Details stehen noch nicht fest, aber die derzeit 41 Stunden pro Woche dürften deutlich erweitert werden. Einen kompletten Schließtag (derzeit Donnerstag) wird es nicht mehr geben. Die Eintrittspreise sollen auch weiterhin „günstig und familienfreundlich“(Ballerstedt) sein – und beispielsweise deutlich unter dem Niveau des Aquaria liegen.