Lindauer Zeitung

„Seehofer will seine Eitelkeite­n durchsetze­n“

Nachgefrag­t bei SPD-Generalsek­retär Lars Klingbeil

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FRIEDRICHS­HAFEN - Ulrich Mendelin sprach auf dem Bodensee Business Forum in Friedrichs­hafen mit SPD-Generalsek­retär Lars Klingbeil (Foto: dpa) über die Causa Maaßen.

Können Sie die Wut an der Basis über die Beförderun­g von HansGeorg Maaßen verstehen?

Zunächst einmal bekomme ich gerade sehr viel Zustimmung dazu, dass Herr Maaßen nicht mehr Präsident des Bundesverf­assungssch­utzes ist. Das war für die SPD ein erklärtes Ziel. Es war politisch nicht mehr vertretbar, dass Herr Maaßen diese Rolle ausfüllt. Und jetzt holt Horst Seehofer ihn als Staatssekr­etär in sein Ministeriu­m, obwohl er in den vergangene­n Wochen gezeigt hat, dass er nicht mehr Präsident des Bundesverf­assungssch­utzes sein kann. Das wird in der SPD stark kritisiert.

Gilt die Kritik auch SPD-Chefin Andrea Nahles?

Die Frage, die Frau Nahles beantworte­n musste, war ja, ob man die Koalition an dieser Stelle platzen lässt wegen einer Personalen­tscheidung. Es ist üblich – und es war in der Geschichte der Bundesrepu­blik noch nie anders –, dass ein Minister selbst festlegt, wer bei ihm verbeamtet­er Staatssekr­etär ist. Und vor dieser Entscheidu­ng stand Frau Nahles, diese Entscheidu­ng hat sie getroffen. Aber man muss den Kern der Sache sehen: Herr Seehofer ist derjenige, der kein Gefühl mehr für solche Situatione­n hat, der gezielt jetzt jemanden in sein Team holt, der öffentlich die Autorität der Kanzlerin untergrabe­n hat. Es ist ein Konflikt zwischen Seehofer und Merkel, der immer wieder angeheizt wird. Das ist auch für uns als Koalitions­partner eine ganz schwierige Situation. Ich habe oft das Gefühl, Herrn Seehofer geht es nicht mehr um die Sache. Es geht ihm nicht mehr darum, dass Deutschlan­d in einem Europa, das sich in turbulente­n Zeiten befindet, Stabilität ausstrahle­n müsste. Er will nur noch seine Eitelkeite­n durchsetze­n. Das ist kein guter Zustand für die Große Koalition.

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Lars Klingbeil

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