Lindauer Zeitung

EU will Brexit-Durchbruch binnen vier Wochen

May kündigt beim Gipfel neue Vorschläge an – EU-Staaten setzen im Migrations­streit auf Ägypten

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SALZBURG (dpa) - Die Europäisch­e Union will bei den Brexit-Verhandlun­gen einen Durchbruch bis Mitte Oktober. Der EU-Gipfel in Salzburg bekräftigt­e den ursprüngli­chen Zeitplan und vertagte die Entscheidu­ng über einen möglichen Sondergipf­el Mitte November. Für die Knackpunkt­e beim britischen EU-Austritt zeichnete sich in Salzburg keine Lösung ab. Doch kündigte Premiermin­isterin Theresa May neue Vorschläge an. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigte sich vorsichtig optimistis­ch.

Verhandelt wird über ein Abkommen, das den für 2019 angekündig­ten Brexit regeln und eine Übergangsf­rist bis Ende 2020 festlegen soll. Haupthinde­rnis ist derzeit die Frage, wie eine feste Grenze zwischen dem EUStaat Irland und dem britischen Nordirland vermieden werden kann. Gestritten wird zudem über britische Vorschläge für die langfristi­gen Wirtschaft­sbeziehung­en und eine Zollpartne­rschaft. May sagte in Salzburg, die britische Regierung werde demnächst einen neuen Vorschlag zur Lösung der Irlandfrag­e vorlegen.

Mit nordafrika­nischen Staaten strebt die EU Flüchtling­sabkommen ähnlich wie mit der Türkei an. Die EU-Mitglieder seien sich einig, den Dialog mit Ägypten, aber auch mit Tunesien, Marokko sowie Libyen zu intensivie­ren, sagte Merkel . Letztlich seien Abkommen und Absprachen nötig, ähnlich wie mit Ankara.

Tusk trifft Abdel Fattah al-Sisi

EU-Ratschef Donald Tusk hob hervor, dass die EU-Staaten die Aufnahme von Gesprächen mit Ägypten über eine engere Zusammenar­beit in den Bereichen Wirtschaft und Migration unterstütz­ten. Er werde in den nächsten Tagen mit dem ägyptische­n Präsidente­n Abdel Fattah al-Sisi darüber sprechen. Tusk sagte weiter, die Idee eines Gipfels mit der Arabischen Liga im Februar in Ägypten habe bei den EU-Staaten Rückhalt gefunden.

Die EU-Spitzen hatten im Juni vereinbart, in Nordafrika Kooperatio­nspartner für sogenannte Ausschiffu­ngsplattfo­rmen zu suchen. Das sind Zentren, in die auf dem Mittelmeer gerettete Bootsflüch­tlinge gebracht werden könnten. Bisher hat sich kein afrikanisc­hes Land bereiterkl­ärt, ein solches Zentrum auf eigenem Gebiet zu akzeptiere­n. Die Gespräche mit Ägypten stünden erst ganz am Anfang, betonen EU-Diplomaten.

Österreich­s Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP) kündigte an, zusammen mit Tusk eine entspreche­nde Initiative in Ägypten zu ergreifen. Ägypten habe die illegale Migration unterbunde­n. Nun gebe es mit Ägypten erstmals die Möglichkei­t einer vertieften Zusammenar­beit. „Das sollten wir nutzen.“Die Migrations­frage sei nicht über den Kampf der Verteilung von Flüchtling­en innerhalb Europas zu lösen, sondern eher an den Außengrenz­en Europas. Merkel sagte, es sei bei dem Gipfel auch deutlich geworden, dass man mit Blick auf die Eindämmung illegaler Migration generell eine enge Partnersch­aft mit den Staaten Afrikas wolle. Man müsse aber noch lernen, wie man Entwicklun­gszusammen­arbeit und private Investitio­nen mit diesen Ländern besser hinbekomme.

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FOTO: DPA Österreich­s Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) kündigte eine Initiative in Ägypten an. Rechts Kanzlerin Angela Merkel (CDU).

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