Lindauer Zeitung

Wie Zweiräder sicher in Wohnmobil und Caravan mitreisen

Check der Fahrzeugpa­piere ist ratsam – Trägersyst­eme benötigen eine amtliche Betriebser­laubnis

- Von Thomas Geiger

FRANKFURT (dpa) - Der Camper ist ein ganz spezieller Urlauber: Die meiste Zeit ist er auf Achse – selbst dann, wenn er am Ziel ist. „Denn immer mehr Caravan- und Wohnmobilu­rlauber nehmen ein eigenes Gefährt für die letzte Meile mit“, sagt Marc Dreckmeier vom Branchenve­rband CIVD. Nach Studien des Verbandes sei Radfahren nach dem Wandern schon lange Sportart Nummer zwei bei Caravaning-Urlaubern gewesen. „Mit dem Einzug der Pedelecs und E-Bikes steht das Fahrrad nun seit einigen Jahren auf dem ersten Platz.“Außerdem hätten viele Roller oder Motorräder dabei. Doch was muss bei der Mitnahme beachtet werden?

Die Fahrzeughe­rsteller jedenfalls haben sich längst auf diesen Trend eingestell­t und vor allem die Wohnmobile entspreche­nd ausgerüste­t. Nicht nur, dass etliche Hersteller eine Heckgarage anbieten, die hoch genug ist für ein Zweirad, erklärt Dreckmeier. Zumindest gegen Aufpreis gebe es dafür oft auch ausfahrbar­e Rampen oder sogar Seilzüge, mit denen man schwere E-Bikes, Roller und Motorräder ohne übermäßige Kraftanstr­engung in den Wagen wuchten kann. Allerdings besteht noch nicht überall eine Lademöglic­hkeit: „Aber wenn das Fahrzeug keine Steckdose in der Heckgarage hat, kann man immer noch über die Kabeltromm­el oder via Verlängeru­ngskabel aus dem Inneren heraus laden“, sagt Dreckmeier. Das geht natürlich nur, wenn Strom anliegt, in der Regel also eher auf dem Campingpla­tz und nicht während der Fahrt.

Wer keine Heckgarage hat oder den Platz dort für andere Utensilien benötigt, dem bleibt noch immer der Heckträger. Denn was es fürs Auto gibt, das wird auch für Freizeitfa­hrzeuge angeboten. „Das dürfte immer noch die häufigste Transporta­rt für Bikes sein“, schätzt Dreckmeier. Zumal der Trend insgesamt zu kompakten Reisemobil­en gehe und deshalb nur die Minderheit über eine Heckgarage verfüge, die groß genug für Fahrräder ist.

Aber die Mobilität für die letzte Meile beschränkt sich nicht allein auf Zweiräder. Denn je größer die Wohnmobile, desto größer sind auch die Garagen. Jedes Jahr kommen neue Luxusmodel­le zu den Händlern, die im Bauch auch genügend Platz für Vierrädrig­es vom Quad bis zum Sportwagen vorhalten. Aber das sei ein verschwind­end kleiner Markt, weiß Dreckmeier und beziffert den Verkauf auf jährlich etwa 100 Fahrzeuge.

Aus gutem Grund, sagt Michael Ebner, der selbst ein Luxuswohnm­obil auf Basis des Mercedes-Lkw Actros entwickelt hat: Zwar hätte sein mindestens 500 000 Euro teurer Magellano reichlich Raum. „Doch der Platz ist für einen Pkw viel zu schade“, meint er. Wer wirklich ein Auto mitnehmen wolle, der sollte es wie etwa ein Boot auf dem Hänger an den Haken nehmen und sich dafür während des Urlaubs nicht mit weniger Quadratmet­ern beschränke­n als nötig, so Ebners Rat.

Festzurren oder einspannen

Egal, ob Mountainbi­ke, Pedelec, Roller, Motorrad oder Auto – immer muss man beim Beladen ein paar Regeln beachten, sagt Hans-Georg Marmit von der Sachverstä­ndigenorga­nisation KÜS. Das gelte an erster Stelle natürlich für die fachgerech­te Befestigun­g des Zweirads, damit es bei der Fahrt nicht in Bewegung gerät. „Unabhängig davon, ob im oder am Fahrzeug, muss man Räder oder Roller entspreche­nd festzurren oder einspannen.“Und Marmit rät zu einem Check der Fahrzeugpa­piere: Höhen- oder Längenbesc­hränkungen sind zu beachten, und Trägersyst­eme benötigen eine amtliche Betriebser­laubnis.

Bußgelder bis 5000 Euro

Auch das Gewicht ist ein Thema. Denn wer sein Freizeitfa­hrzeug überlädt, dem drohen Strafen und bei einem Unfall Ärger mit der Versicheru­ng, warnt der ADAC. Ab 25 Prozent Überladung werden in Deutschlan­d bei einem Wohnmobil bis zu 3,5 Tonnen 140 Euro Bußgeld fällig, ab 30 Prozent sogar 235 Euro – und jeweils ein Punkt in Flensburg. Ist die Verkehrssi­cherheit gefährdet, könne die Polizei sogar die Entladung des Wohnmobils anordnen, erklärt der Club. Und dabei komme man in Deutschlan­d noch billig davon. So könnten in Österreich pauschal Bußgelder bis 5000 Euro verhängt werden, in Italien gehe es hinauf bis 1697 Euro, und in Spanien sehe der Katalog bis zu 2000 Euro Bußgeld vor. Wer das vermeiden will, muss zum Wiegen fahren oder Gewicht addieren. Einen Beladungsr­echner bietet der ADAC auf seinen Internetse­iten an.

 ?? FOTO: DPA ?? Große Klappe: In diesem Reisemobil parkt das Motorrad während der Fahrt direkt im Wohnzimmer.
FOTO: DPA Große Klappe: In diesem Reisemobil parkt das Motorrad während der Fahrt direkt im Wohnzimmer.

Newspapers in German

Newspapers from Germany