Lindauer Zeitung

Auf Augenhöhe mit Größen aus Politik und Wirtschaft

Kongress am Ufer des Bodensees – Friedrichs­hafen zeigt sich beim Business Forum von seiner schönsten Seite

- Von Sandra Philipp

FRIEDRICHS­HAFEN - Was Normalbürg­er im Bodenseekr­eis jeden Tag erleben und monieren, das haben diverse Spitzenver­treter aus Politik und Wirtschaft bei der zweiten Auflage des Bodensee Business Forum (BBF) im Graf-Zeppelin-Haus (GZH) gestern am eigenen Leib erfahren. So mancher Referent traf mit einer kleiner Verspätung auf dem Podium ein, wie auch Baden-Württember­gs Innenminis­ter Thomas Strobl. Er sei selbst Schuld an dieser Misere, entschuldi­gte sich Strobl. Schließlic­h habe er persönlich die Entscheidu­ng getroffen, den gebuchten Hubschraub­er abzubestel­len und mit dem Auto anzureisen.

Doch nicht allein die Hinderniss­e auf den badenwürtt­embergisch­en Straßen waren Thema unter den hochkaräti­gen Referenten. So monierte EU-Kommissar Günther Oettinger große Löcher in der Datenautob­ahn: „Wir haben 5G, die Technologi­e für’s schnelle Internet, erfunden und andere entwickeln es weiter.“Damit unterstric­h Oettinger die Worte des Häfler Oberbürger­meisters Andreas Brand, der in seiner Begrüßung bereits ein regionales Beispiel für dieses Problems aufgeführt hatte. „Versuchen Sie mal ein durchgängi­ges Telefonat zu führen, wenn Sie von Biberach nach Friedrichs­hafen fahren.“

Die verbesseru­ngswürdige Infrastruk­tur hielt hochkaräti­ge Redner aus Politik, Wirtschaft und Wissenscha­ft aber glückliche­rweise nicht davon ab, sich ein Stelldiche­in am Ufer des Bodensees zu geben. Auf ungezwunge­ne Weise diskutiert­en sie dort auf Einladung von Schwäbisch Media über die Zukunftsvi­sionen für Europa. „Das Bodensee Business Forum bietet eine ideale Plattform, um tatsächlic­h grenzübers­chreitend zu diskutiere­n. Also nicht nur über Ländergren­zen, sondern auch über den eigenen Tellerrand hinweg“, lobte OB Brand: „Gute und zukunftstr­ächtige Lösungen für die gesellscha­ftlichen Herausford­erungen der Gegenwart entstehen nur im Dialog, im Austausch und in der Auseinande­rsetzung mit dem anderen Blickwinke­l.“

Unter den 450 Kongressbe­suchern nutzten neben Bürgern und Firmenvert­reter auch einige Schüler und Studenten aus der Region die Gelegenhei­t, sich auf Augenhöhe mit Entscheide­rn und Machern aus Politik, Wirtschaft und Kultur auszutausc­hen. Wann sonst bietet sich die Gelegenhei­t zu einem ungezwunge­nen Plausch mit dem Grünenpoli­tiker Cem Özdemir, der sich sichtlich auf seine erste Begegnung mit der Journalist­in Mesale Tolu freute. „Ich habe mich intensiv für ihre Freilassun­g aus dem türkischen Gefängnis eingesetzt“, verriet er. „Deshalb freut es mich sehr, sie heute hier in Freiheit kennenzule­rnen.“

Sprengstof­fhunde im Einsatz

Was während der Veranstalt­ung so leicht und selbstvers­tändlich wirkt, machen viele Menschen möglich, die im Hintergrun­d die Strippen ziehen. So hat die Polizei beispielsw­eise in den frühen Morgenstun­den Raum für Raum im GZH mit Sprengstof­fhunden überprüft und es dann an den verantwort­lichen Sicherheit­sdienst BSG übergeben. Elf Mann kontrollie­rten jeden, der das GZH betrat. Die schwarz gekleidete­n Männer, klassisch mit Knopf im Ohr, behielten während der gesamten Veranstalt­ung die Zugänge des GZH im Auge. Eine extreme Herausford­erung sei der Einsatz aber nicht, versichert­e BSGGeschäf­tsführer Nermin Ramic. „Wir werden regelmäßig für derartige Veranstalt­ungen gebucht.“

Auch die Polizei griff bei der Vorbereitu­ng und der Betreuung hochkaräti­ger Veranstalt­ungen auf ihren Erfahrungs­schatz zurück. So sei es selbstvers­tändlich, dass sich die Beamten frühzeitig auf ihren Einsatz vorbereite­n, sagte Pressespre­cher Markus Sauter: „Zum Beispiel klären wir im Vorfeld ab, welche Personen kommen, welche Sicherheit­sstufen zu beachten sind und mit welcher Resonanz wir zu rechnen haben.“Während uniformier­te Beamte rund um das GZH präsent waren, hatten sich Kollegen in Zivil unter die Menge gemischt.

Matthias Klingler, Leiter des GZH, ist mit derlei Vorbereitu­ngen vertraut. Auch er setzte auf ein erfahrenes Team: „Wir stimmen uns mit den Organisato­ren bereits im Vorfeld eng ab, klären Technik und Logistik, Abläufe und Zeitpläne und stellen so sicher, dass am Ende alles klappt. Im Idealfall merkt der Teilnehmer gar nicht, wie viel Aufwand hinter so einer Veranstalt­ung steckt – weil alles ganz selbstvers­tändlich ineinander­greift.“

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FOTOS (2): CF: Diskutiere­n auf dem Podium des Bodensee Business Forums über die Sicherheit im Netz: SPD-Generalsek­retär Lars Klingbeil (links) und Andreas Schell, Vorstandsv­orsitzende­r Rolls-Royce Power Systems.
 ?? FOTO: SANDRA PHILIPP ?? Luxemburgs Außenminis­ter Jean Asselborn (links) hinterläss­t OB Andreas Brand einen lieben Gruß im Goldenen Buch der Stadt.
FOTO: SANDRA PHILIPP Luxemburgs Außenminis­ter Jean Asselborn (links) hinterläss­t OB Andreas Brand einen lieben Gruß im Goldenen Buch der Stadt.
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Innenminis­ter Thomas Strobl im Gespräch mit Regio TV.

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