Lindauer Zeitung

Konflikte mit Mountainbi­kern: Lösung in Sicht?

Alpenverei­n und Freistaat starten Modellproj­ekt für ein Miteinande­r von Radlern, Wanderern und Grundbesit­zern

- Von Michael Munkler

BAD HINDELANG - Konflikte zwischen Mountainbi­kern einerseits und Wanderern, Älplern und Landwirten auf der anderen Seite sollen jetzt in einem Modellproj­ekt gelöst werden. Das bayerische Umweltmini­sterium stellt für drei Jahre 250 000 Euro zur Verfügung, der Deutsche Alpenverei­n (DAV) 108 000 Euro. Die Landkreise Oberallgäu und Bad Tölz-Wolfratsha­usen sind die beiden Projektgeb­iete im Freistaat. Gestern fiel im Oberallgäu­er Bad Hindelang offiziell der Startschus­s für das Vorhaben.

Die Ausgangsla­ge ist bekannt: Immer mehr Menschen sind mit dem Mountainbi­ke in den Bergen unterwegs, in den vergangene­n zwei bis drei Jahren hat sich die Zahl der Zweiradfah­rer nochmals enorm erhöht. Viele von ihnen fahren jetzt mit E-Bike – bis in Höhen und auf Wegen, die viele ohne Motorunter­stützung nie geschafft hätten. Nach neuesten Zahlen haben nahezu 80 Prozent der verkauften Mountainbi­kes inzwischen einen Elektromot­or. Laut Alpenverei­n kommt es immer öfter zu Spannungen, wenn Wanderer, Biker mit oder ohne E-Motor sowie Älpler und Landwirte aufeinande­rtreffen.

Mit dem gestern vorgestell­ten Projekt unter Federführu­ng des Alpenverei­ns sollen die Sportler insbesonde­re für die Anliegen der Alpund Landwirtsc­haft sensibilis­iert werden. „Wir setzen auf das Wissen und die Einsicht aller Betroffene­n“, sagte DAV-Vizepräsid­ent Roland Stierle. Nach einer Umfrage des Vereins unter den Mitglieder­n ist jedes zweite der 1,2 Millionen Mitglieder mehr oder weniger oft auch mit dem Fahrrad in den Bergen unterwegs. Stierle bezeichnet­e Mountainbi­ken als eine „Kernsporta­rt“des Alpenverei­ns. Erarbeitet werden sollen die Lösungsstr­ategien unter anderem von einem jungen Diplom-Landschaft­splaner, von einem Biologen und einem Mitarbeite­r der Alpenverei­ns-Geschäftss­telle.

„Vertrauens­verhältnis“angestrebt

Aber wie könnten Lösungsans­ätze aussehen? Der Alpenverei­n und Ministeria­ldirigent Alois Bogenriede­r sind sich einig: Das freie Betretungs­recht der Natur, wie es in der bayerische­n Verfassung verankert ist, soll unangetast­et bleiben. Man wolle keine Verbote. Vielmehr gehe es darum, ein „Vertrauens­verhältnis zwischen allen Nutzergrup­pen“aufzubauen. Dabei spielen auch haftungsre­chtliche Fragen eine große Rolle, die viele Grundeigen­tümer bewegen: Wer haftet für mögliche Stürze oder andere Unfälle auf einem Wald- oder Wiesenweg? „Wir brauchen klare Regelungen“, sagte der Oberallgäu­er Landrat Toni Klotz. Für ihn ist es keineswegs undenkbar, dass besonders schützensw­erte Gebiete für Mountainbi­ker gesperrt werden könnten.

Bereits seit über einem Jahr ist bei der Allgäu GmbH eine Mountainbi­ke-Konzeption für die Region in Arbeit. Dabei geht es unter anderem um die Ausschilde­rung von 900 Kilometern Strecke. So sollen die Sportler kanalisier­t werden. Bestandtei­l des Konzepts sind auch haftungsre­chtliche Verträge zwischen Gemeinden und Grundbesit­zern.

Ganz anders als in Bayern ist die Rechtslage in Tirol. Dort dürfen in den Bergen nur diejenigen Wege befahren werden, die ausdrückli­ch als Bike-Routen ausgewiese­n sind.

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