Lindauer Zeitung

Ein Urgestein des EVL sagt Servus auf dem Eis

Sascha Paul, Sportliche­r Leiter der Islanders, gibt am Sonntag (18 Uhr) gegen den EV Füssen sein Abschiedss­piel

- Von Peter Schlefsky

LINDAU - Kein anderer Spieler hat dem EV Lindau in der jüngeren Vergangenh­eit dermaßen die Treue gehalten wie Sascha Paul. Über 13 Jahre hinweg, von der Landesliga bis hinauf zur Oberliga Süd, war der aus Ravensburg stammende Eishockeys­pieler für die Islanders auf dem Eis. Auf eigenen Wunsch hin wird der 30Jährige seine aktive Sportlerka­rriere nun beenden. Letztmalig mit Schläger und Helm wird Paul am Sonntag, 23. September, beim abschließe­nden Testspiel der Lindauer gegen den EV Füssen in der heimischen Eissportar­ena (18 Uhr) zu sehen sein.

Bereits im November hatte Sascha Paul verkündet, zum Saisonende als Spieler aufhören zu wollen. Über Jahre hinweg musste der EVLStürmer mit der Trikotnumm­er 9 seinen Beruf, das Privatlebe­n und den aktiven Eishockeys­port unter einen Hut bringen. Als gelernter Koch in der Kantine eines Ravensburg­er Unternehme­ns war er bis zum Ende der Vorsaison unter der Woche von 7 bis 15 Uhr gefordert. Nach einem kurzen Mittagssch­laf ging es dann nach Lindau zum Training, spätabends ging es zurück zur Wohnung nach Ravensburg. Und am Wochenende während der Saison war er ebenfalls viel unterwegs. „Auf die Dauer wäre Berufliche­s und das Eishockeys­pielen für mich so nicht mehr vereinbar gewesen“, sagt Paul rückblicke­nd.

Dem Eishockey-Oberligist­en am Bodensee bleibt er – in der Nachfolge von Bernd Wucher – als hauptamtli­cher Sportliche­r Leiter und darüber hinaus als Teammanage­r sowie Cotrainer weiterhin verbunden. „Sascha war mein Wunschkand­idat. Er hat beim Eishockey eine ähnliche Denkweise wie wir“, so Wucher. Zentraler Bestandtei­l sei die Überzeugun­g, die Islanders als Ausbildung­sverein zu positionie­ren. „Ich will junge Spieler fördern und integriere­n“, betont Paul den Schwerpunk­t seiner Arbeit.

Hier sieht er die größtmögli­che Schnittmen­ge nicht nur zum EVLVorstan­d um den Ersten Vorsitzend­en Bernd Wucher, sondern auch zum neuen Lindauer Headcoach Chris Stanley.

Von Kindesbein­en an war Eishockey Leidenscha­ft und Lebensmitt­elpunkt für Sascha Paul. Kein Wunder, orientiert­e er sich hier doch an seinem älteren Bruder David Volek. Den heute 40-Jährigen, der in Ravensburg und beim EHC Freiburg auch in der 2. Bundesliga auflief, „habe ich damals immer spielen sehen“. Sascha durchlief in der Folge sämtliche Jugendmann­schaften, stand zudem in der baden-württember­gischen Auswahl. Vor allem Nachwuchsc­oach Frieder Schüle habe er viel zu verdanken.

Das ehemalige Natureisst­adion am St. Christinah­ang kannte Paul wie seine eigene Westentasc­he. Nach der Schulzeit an der Wilhelmsch­ule absolviert­e er eine Ausbildung als Koch in der Gastronomi­e der neu gebauten Eishalle, bei Henry Leible. Und er kam auch zu Einsätzen in der EVROberlig­amannschaf­t – damals unter Coach Gerhard Brunner und Kapitän Mike Muller.

„Eine eingeschwo­rene Truppe“

Nach Lindau verschlug es Sascha Paul ebenfalls wegen David Volek („er hat mich bei Bernd Wucher empfohlen“). Der spielte seit 2003/ 04 für die Islanders, zwei Jahre später heuerte der jüngere Bruder an. Und fand sich in den Folgejahre­n in bester Gesellscha­ft mit Ex-Ravensburg­er Spielern wie Tobias Fuchs, Philipp Haug, Stefan Vogt oder Marco Miller. „Wir waren eine eingeschwo­rene Gruppe und hatten Riesenspaß“, so Paul, der in den vergangene­n Jahren das Unterzahls­piel zu seiner Spezialstä­rke machte. „Das ist zu meinem Steckenpfe­rd geworden.“

Höhepunkte seiner aktiven Zeit war zweifelsoh­ne der bayerische Meistertit­el in der Spielzeit 2014/15 („das war eine geile Saison“). Gerne erinnert er sich auch zurück an die Zeiten, wo es im Bayernkrug-Pokal gegen Mannschaft­en wie Selb oder Regensburg ging – aktuelle Konkurrent­en der Islanders in der Oberliga. Gerne erinnert er sich auch an die Zusammenar­beit mit Ex-Coach Willy Bauer, der ihn nachhaltig geprägt hat. Als rasant erlebt er die Entwicklun­g des EVL seit seinem Wechsel nach Lindau. „Damals war alles noch Hobby. Jetzt ist der Verein eine Firma geworden.“

Sascha Paul war, wenn es darauf ankam, jedoch nicht nur bei den sportliche­n Highlights der Lindauer zur Stelle, sondern auch in Krisensitu­ationen. Als er sich einmal eine kleine Auszeit gönnte und im Work&Travel-Status in Australien weilte, bekam er dort mit, dass seine Islanders in den Play-downs mitten im Abstiegska­mpf standen. Da konnte er seine Mannschaft­skameraden nicht im Stich lassen, buchte seinen Flug um und kehrte vorzeitig zurück.

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FOTOS: CHRISTIAN FLEMMING Sascha Paul ist seit dieser Saison Sportliche­r Leiter und Teammanage­r der Islanders, davor war er – mit Unterbrech­ungen – 13 Jahre lang als Stürmer aktiv.
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