Stadtpark: Plötzlich wackelt das ganze Projekt
Umgestaltung wird jetzt mit 5,65 Millionen Euro berechnet. „Bauchweh“bei einigen Stadträten
KEMPTEN - „Bauchschmerzen“meldeten die Räte am Dienstagabend im Finanzausschuss an, als es ums Geld für die Umgestaltung des Stadtparks ging. Die Kosten für das Projekt belaufen sich mittlerweile auf 5,65 Millionen Euro. Einigen ist das zu viel, sie wollten die Reißleine ziehen. Die Mehrheit stimmte schließlich doch für die Umsetzung. Das letzte Wort hat der Gesamtstadtrat.
Verschiedene Summen kursierten in den vergangenen Jahren für den „neuen Stadtpark“. 2016/17 wurden 1,95 Millionen für das Vorhaben in den Haushalt eingestellt. „Das war damals reine Kaffeesatzleserei“, betonte Tiefbauamtsleiter Markus Wiedemann. Da habe man ja noch nicht einmal gewusst, welchen Bauabschnitt man angehe. Es folgten Diskussionen in den Gremien, Anregungen der Bürger wurden einbezogen, die Macher der Festwoche legten eine Wunschliste dazu. All dies floss ein in einen Gestaltungswettbewerb.
Die erste konkrete Berechnung legte die Verwaltung im Juli im Bauausschuss vor. Von 5,1 Millionen Euro war da die Rede, die Mitglieder nahmen dies ohne weitere Diskussion zur Kenntnis. Das Ergebnis der europaweiten Ausschreibung fiel nun um zehn Prozent höher aus. Vor allem die Steigerung bei den Baukosten seien dafür verantwortlich, hieß es.
In den Hinterköpfen der Kommunalpolitiker waren offenbar die 1,95 Millionen noch verankert. Alexander Hold (Freie Wähler) überschlug, dass sich die Kosten somit „nahezu verdreifacht“hätten: „Mehr als ärgerlich.“Für Ullrich Kremser (FDP) widersprächen Ausgaben in dieser Höhe seinen Prinzipien eines sparsamen Umgangs mit dem Geld. „Es kommen auch wieder härtere Zeiten“, spielte er auf die aktuell gute Kassenlage der Stadt an.
Johann Lederle (CSU) bezweifelte, dass der Mehrwert diesen Betrag rechtfertige: „Wir verlieren ja auch noch 40 Parkplätze beim Finanzamt.“Das ungelöste Krähenproblem stellt für Harald Platz (CSU) eine Hürde dar: „Ich hatte schon Bauchweh, als es um zwei Millionen ging. Aber 5,6 Millionen dafür, dass dann die Vögel drauf ...“– dem wollte er nicht zustimmen.
Chance für die Stadt
Unbehagen zog sich durch alle Wortmeldungen. Bürgermeisterin Sibylle Knott fasste sich an die eigene Nase. „Vielleich hätten wir vorher politisch einen Kostendeckel festlegen sollen.“Andererseits seien die Qualitätsanforderungen – zusammen mit den Stadträten – sehr hoch gesetzt worden. „Darin liegt auch eine Chance für die Zukunft unserer Stadt“, sagte sie, „es ist nicht so, dass wir nichts Vernünftiges dafür kriegen“.
Neben der Grüngestaltung müsse einbezogen werden, dass ein modernes Veranstaltungsgelände für die Festwoche entstehe, betonte Baureferent Tim Koemstedt. Die 70-Jahr-Feier steht bevor. Der enge Zeitplan sei nur einzuhalten, wenn demnächst die Aufträge rausgehen.
Eine Zeit lang sah es im Ausschuss aus, als könnte das gesamte Projekt kippen. Letztlich gab sich die Mehrheit einen Ruck, die jahrelangen Vorarbeiten doch zum geplanten Ende fortzuführen. 3,7 Millionen Euro sollen zusätzlich im Haushalt eingeplant werden. Sieben Räte stimmten dafür, Lederle, Platz und Kremser dagegen. Am Donnerstag, 27. September, berät der Stadtrat erneut über die Finanzen.