Lindauer Zeitung

„Ich mache mir wegen der Umfragen keinen Kopf“

Hannelore Windhaber ist die einzige Kandidatin aus dem Landkreis Lindau bei der Landtagswa­hl

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KREIS LINDAU - Die Umfragewer­te der CSU sinken und mit ihnen die Aussichten von Hannelore Windhaber, in den Landtag einzuziehe­n. Im August vergangene­n Jahres hatte sie eine Kampfabsti­mmung um die Direktkand­idatur gegen Eric Beißwenger verloren. Jetzt kandidiert die 55jährige Lindenberg­erin auf der Schwabenli­ste der CSU auf Platz acht. Die Bankkauffr­au gibt sich aber im Interview mit Peter Mittermeie­r kämpferisc­h.

Die Umfragewer­te der CSU sinken stetig. Sie bräuchten ein Ergebnis von 40 Prozent plus x, um Chancen auf einen Einzug in den Landtag zu haben. Woher nehmen Sie die Hoffnung, dass das noch klappt?

Ich mache mir wegen der Umfragen keinen Kopf. Ich habe ein Ziel vor Augen, das verfolge ich und dafür gebe ich, was ich kann. Vor der Bundestags­wahl hatte die CSU gute Umfragewer­te. Dann hatten wir ein schlechtes Ergebnis. Es kann also auch in eine andere Richtung gehen, als Umfragen vermuten lassen. Zudem kann die Stimmung heute schnell umschlagen. Das zeigen viele Beispiele.

Sie sind in einer Kampfabsti­mmung gegen Eric Beißwenger unterlegen. Wie ist Ihr Verhältnis?

Sachlich. Wir machen teilweise gemeinsam Wahlkampf, er als Direkt-, ich als Listenkand­idatin. Der Begriff „Kampf“gefällt mir im Übrigen nicht so gut. Bei einer Wahl kann nur einer gewinnen. Es war eine Sache mit offenem Ausgang. Das Ergebnis akzeptiere ich.

Sie sind Bankkauffr­au, da vermuten bei Ihnen viele eine Nähe zu Wirtschaft­sthemen. Sie haben aber unlängst ein verpflicht­endes soziales Jahr als wichtiges Ziel genannt, für das Sie sich einsetzen wollen. Warum gerade das?

Die Finanzthem­en habe ich im Lindenberg­er Stadtrat. Da bin ich Mitglied im Haushaltsa­usschuss. Für mich ist ein solches Jahr eine Möglichkei­t, soziale Berufe in ein besseres Licht zu rücken und Nachwuchsk­räfte zu gewinnen. Energie, Umwelt, Pflege – das sind Themen, die die Menschen bewegen. Wir in der CSU sind da gefordert. Das bekomme ich bei vielen Gesprächen an Infostände­n vermittelt. Gerade was das Thema Pflege angeht, hatten wir dort verzweifel­te Menschen. Und das waren keine Einzelfäll­e.

Die CSU hatte viele Jahre Zeit, die Themen, die Sie genannt haben, in Berlin und München maßgeblich zu beeinfluss­en. Hat sich auf diesen Feldern zu wenig getan?

Sagen wir es so: Ich merke seit Januar ein Umdenken in der Politik. Es muss aber noch mehr passieren. Klimaschut­z und die Energiewen­de sind Themen, die wir als CSU dringend bespielen müssen. Das dürfen wir nicht den Grünen überlassen. Beispiel 10-H-Regelung (Sie macht Windräder in weiten Teilen Bayerns unmöglich , Anm. d. Red.). Ich bin vehement dafür, sie zu ändern.

Was halten Sie dann von der Aussage führender CSU-Mitglieder, Schwarz-Grün komme nach der Wahl nicht in Frage?

Aus meiner Sicht waren das sehr unglücklic­he Äußerungen. Es gibt natürlich in vielen Bereichen unterschie­dliche Meinungen zu den Grünen. Für völlig unüberbrüc­kbar halte ich die Differenze­n aber nicht. Bei einer Koalition mit zwei oder drei Partnern muss jeder Zugeständn­isse machen.

Worauf führen Sie die schlechten Umfragewer­te der CSU zurück?

Da spielen sicherlich einige Faktoren eine Rolle. Der Umgang miteinande­r, die markigen Sprüche, natürlich das Dauerthema Migration. Viele Bürger haben den Eindruck, dass die Integratio­n vor Ort trotz aller Probleme funktionie­rt. Trotzdem wird ständig darüber diskutiert. Und es spielt auch eine Rolle, wie wir mit unseren Erfolgen umgehen. Wir schaffen es nicht, sie nach außen zu vermitteln. Söder versucht es, aber das geht unter im Streit um Migration und die Frage, mit wem wir demnächst koalieren.

Im Westallgäu hatten Sie als Lindenberg­er Kulturrefe­rentin und CSU-Ortsvorsit­zende schon vor Ihrer Kandidatur einen Namen. Im Oberallgäu und am Bodensee ist das ein wenig anders. Was tun Sie, um sich dort bekannter zu machen?

In der Partei ist das nicht so dramatisch. Da bin ich durch den Besuch von Sitzungen und Versammlun­gen seit einem Jahr schon bekannter geworden. Infostände sind dazu ein ganz gutes Mittel, um mit den Menschen in Kontakt zu kommen.

Was passiert mit Ihrer politische­n Arbeit in Lindenberg, sollten Sie in den Landtag gewählt werden?

Wenn es nach mir geht, mache ich die Arbeit wie bisher weiter. Sie ist mir wichtig. Lindenberg wird mein Lebensmitt­elpunkt bleiben. Dort ist die Basis, die ich auch vertrete.

Was nehmen Sie mit, wenn Sie den Einzug in den Landtag verpassen sollten?

Der politische Horizont hat sich erweitert, auch das Netzwerk. Das ist immer gut, ob ich im Landtag bin oder nicht. Du bekommst Einblicke, wie der politische Apparat funktionie­rt. Alles zusammen ist das eine wertvolle Lebenserfa­hrung, die ich nicht missen möchte.

 ?? FOTO: BETTINA BUHL ?? Hannelore Windhaber packt den Wahlkampf voller Elan an – und will über die Liste der CSU in den Landtag einziehen. Die 55-Jährige ist Vorsitzend­e des Ortsverban­ds Lindenberg und seit zehn Jahren Stadträtin.
FOTO: BETTINA BUHL Hannelore Windhaber packt den Wahlkampf voller Elan an – und will über die Liste der CSU in den Landtag einziehen. Die 55-Jährige ist Vorsitzend­e des Ortsverban­ds Lindenberg und seit zehn Jahren Stadträtin.

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