Film über Flucht, Angst und Abschiebung
Club Vaudeville zeigt „Goldener Käfig“– Flüchtlinge aus dem Landkreis haben an dem Projekt teilgenommen
LINDAU (lz) - Junge Geflüchtete aus dem Landkreis Lindau haben an einem sechstägigen Projekt teilgenommen. Dabei ist ein Kurzfilm entstanden, der auf ihre Lage aufmerksam macht. Der Film „Goldener Käfig“ist am Freitag, 5. Oktober, ab 18.30 Uhr im Club Vaudeville zu sehen.
Die etwa zwanzig jungen Leute, hauptsächlich aus Afghanistan, aber auch aus Eritrea, Syrien und Sierra Leone erarbeiteten unter der Leitung von Medienpädagogin Nora Brockamp und Kameramann Thomas Bünger das Drehbuch zu einem Film, der von Hoffnungen und Träumen, aber auch von Angst und Sorgen berichtet, schreibt der Kreisjugendring in einer Mitteilung an die Presse.
Initiiert wurde das Projekt vom Kreisjugendring Lindau, die Umsetzung erfolgte in Kooperation mit dem Jugendamt Lindau, mit dem Allgäuer Filmfeschdival, dem Club Vaudeville, dem Helferkreis Freunde statt Fremde, dem Jugendzentrum Xtra und dem Treffpunkt Zech.
In einer Woche lernten die jungen Leute und die „Betreuer“, wie man eine Kamera bedient, wie man die Tontechnik beherrscht, wie man Effekte durch Licht und Schatten herbeiführt und auch, wie man einen Film schneidet. Vor allem aber lernten alle, miteinander zu diskutieren und sich mit anderen Meinungen auseinanderzusetzen: Welche Botschaften soll der Film enthalten, welche Inhalte sollen vermittelt werden – und wie?
Kämpften für ihre Szenen
Am Anfang eines jeden Projekttags wurden die bis dahin fertiggestellten Filmszenen erneut gezeigt und heiß debattiert. Wo kürzen wir, wo fehlt etwas, wo wird etwas nicht gut genug dargestellt oder transportiert? Den Teilnehmern war es sehr wichtig, ihre Lage wirklich verständlich zu machen und auch etwas in der Gesellschaft und der Politik zu bewegen. Fluchterfahrung, Ankunft in Deutschland, zermürbendes Warten auf Entscheidungen, Angst vor Abschiebung sind brisante Themen, zu denen sich die jungen Leute sehr offen geäußert haben. Sie kämpften für ihre Szenen, sie rangen um die besten Ausdrucksmöglichkeiten und stellten immer wieder bereits Gedrehtes infrage. Ein echter kreativer und auch demokratischer Prozess.
„Dieser Einsatz verdient wirklich unseren Respekt“, so Leah Raasch vom Kreisjugendring, federführend in der Entwicklung der Projektidee. „Die jungen Leute haben durch das Medium Film endlich eine Möglichkeit bekommen, sich auszudrücken.“Der Film ist nun fertig und ein packendes Dokument über das Schicksal junger Menschen hier im Landkreis, schreibt der Club Vaudeville in einer Mitteilung.
Am letzten Drehtag war die Euphorie groß: „Wir haben es gemeinsam geschafft! Wir haben tatsächlich einen Film gedreht!“Am nächsten Tag überholte die Realität das Projekt: Junge Männer aus Afghanistan wurden aus dem Stadtgebiet von Lindau in den frühen Morgenstunden abgeholt und nach Afghanistan abgeschoben. Das Lindauer Filmprojekt – brisanter denn je.