Lindauer Zeitung

Räte verschiebe­n Entscheidu­ng

Sie wollen die Notwendigk­eit des GTL-Neubaus nochmal prüfen.

- Von Dirk Augustin

LINDAU - Ob die Garten- und Tiefbaubet­riebe (GTL) neben der Kläranlage einen Neubau für Bauhof und Stadtgärtn­erei errichten dürfen, wird der Stadtrat erst in vier Wochen entscheide­n. Während einige Räte strikt dagegen sind, bemängelte­n andere am Montag, sie hätten zu wenig Informatio­nen. GTL-Werkleiter Kai Kattau muss bei einer Infoverans­taltung im Oktober Abhilfe schaffen.

Eigentlich hat der Stadtrat den Neubau im Grundsatz bereits vor einem Jahr beschlosse­n. Daraufhin haben Werkleitun­g, Finanzverw­altung und auswärtige Fachleute die Planungen vorangetri­eben. So liegen Ergebnisse genauer Untersuchu­ngen des Bodens vor, und eine Grobkosten­schätzung kommt zum Ergebnis, dass der Neubau knapp 13 Millionen Euro kosten wird. Wobei da auch dringend benötigte Räume für eine neue Registratu­r der Stadt enthalten sind.

Das klinge nach mehr als dahinterst­ecke, versichert­en Kattau und Lindaus Kämmerer Felix Eisenbach. Denn tatsächlic­h würden die GTL nach einem Umzug sparen. Und auch die Stadt werde bei den laufenden Ausgaben entlastet. Eisenbach spricht insgesamt von zwei Millionen Euro Einsparung­en über sechs Jahre.

Grundlage dafür ist vor allem der Verkauf der Grundstück­e von Bauhof und Stadtgärtn­erei an die GWG, die dort Wohnungen bauen soll. Ein Gutachter hat den Verkehrswe­rt auf 11,5 Millionen Euro festgesetz­t. Für diesen Preis könnte die GWG die Grundstück­e erwerben. OB Gerhard Ecker stellte auf Nachfrage klar, dass die Stadt aus rechtliche­n Gründen das Grundstück gar nicht billiger abgeben dürfte. Bei einem Verkauf an einen freien Bauträger allerdings könnte die Stadt einen wesentlich höheren Preis erzielen.

Doch die Stadt will zwar mit dem Verkauf Schulden tilgen, zugleich aber auch die Voraussetz­ung schaffen für dringend benötigte günstige Wohnungen in zentraler Lage. Dafür eigne sich das Grundstück des Bauhofs komplett und bei der Stadtgärtn­erei die etwa 9000 Quadratmet­er, die bereits versiegelt sind. Die Grünfläche­n sollen bleiben, möglichst als öffentlich zugänglich­er Park.

Doch viele Stadträte trauen den komplizier­ten Berechnung­en hinsichtli­ch der Wirtschaft­lichkeit nicht. Da sind auf der einen Seite Befürchtun­gen, dass der Neubau letztlich doch teurer werde. Hinzu kommen Zweifel, dass die Einsparung­en so groß sind wie erwartet. Bunte, BU und LI haben sich deshalb schon immer gegen den Neubau ausgesproc­hen. Ihre Redner haben die Kritik jetzt wiederholt: Lindau habe ausreichen­d andere Projekte, weitere Einsparung­en bei den GTL seien auch ohne Neubau möglich, und für die Stadt sei das finanziell­e Risiko derzeit zu hoch.

Auch Freie Bürger stellen den Neubau infrage

Neu war am Montag, dass auch die Freien Bürger den Neubau infrage stellten. Ralf Guggenmos fühlte sich als soeben vereidigte­r Stadtrat nicht ausreichen­d informiert, um eine so weitreiche­nde Entscheidu­ng zu treffen. Günther Brombeiß verwies auf dringend nötige Schulsanie­rungen, welche die Stadt wegen fehlender Zuschüsse des Freistaats verschiebe­n muss. Da sei es den Bürgern nicht zu vermitteln, wenn man den GTL-Neubau durchziehe, Schulbaute­n aber verzögere.

Dem hielt Kämmerer Eisenbach zwar entgegen, dass die Stadt durch den Neubau gerade Schulden abbauen könne und Geld sparen werde, um mehr Geld für andere Maßnahmen zu haben. Doch das überzeugte in dieser Sitzung nicht. Auch das Werben von CSU, SPD und FW für den Neubau reichte am Montag nicht. Da half es auch nichts, dass Stadtgärtn­er Meinrad Gfall heftig für den Neubau warb, um Aufbruchst­immung bei den GTL zu erzeugen und unter einem Dach wirklich wirtschaft­lich zu arbeiten: „Eine Weiterentw­icklung der GTL ist nur in einem Zusammensc­hluss möglich.“

Um eine Niederlage bei der Abstimmung zu vermeiden, folgte OB Ecker dem Antrag und verschob die Abstimmung um einen Monat. Kattau soll die Räte mit Nachholbed­arf nun ausführlic­h informiere­n. Dann ist in der Oktobersit­zung eine neue Abstimmung geplant. Erst dann wird sich entscheide­n, ob Bauhof und Stadtgärtn­erei wie geplant 2020 in einen Neubau ziehen können oder nicht. Die Bebauung mit Wohnhäuser­n auf den frei werdenden Grundstück­en könnte dann zwei Jahre später beginnen.

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REPRO: DIK Ob die GTL neben der Kläranlage einen Neubau für Bauhof und Stadtgärtn­erei bauen dürfen, will der Stadtrat erst Ende Oktober entscheide­n.

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