Kunststoff ist nicht gleich Kunststoff
Junge Firma Z-Plastic vertreibt Kunststoffbauteile - Gründerin Stella Zuber ist erst 26 Jahre alt
HERGENSWEILER - Als Studentin eine eigene Firma zu gründen, ist mutig. Noch dazu in einer Branche, die von Männern dominiert ist. Stella Zuber hat diesen Schritt dennoch gewagt – und ihn bislang in keiner Minute bereut. Die 26-Jährige aus Oberreute hat im Mai mit ihrer Geschäftsführerin Ramona Robbauer (30) die Z-Plastic GmbH eröffnet. Das in Hergensweiler ansässige Unternehmen ist spezialisiert auf den Handel und Vertrieb mit Kunststoffbauteilen. Der Start verlief vielversprechend. „Es ist sehr viel Euphorie da“, bekräftigt Robbauer, die aus Lindenberg kommt und gelernte Bankkauffrau ist.
Die beiden jungen Frauen kennen sich schon seit der Schulzeit. „Wir können uns aufeinander verlassen“, sagt Zuber. Im ehemaligen Familienbetrieb ihres Vaters kreuzten sich die Wege der beiden wieder – passenderweise in der Kunststoffbranche. Und weil die beiden so auf einer Wellenlänge sind, reifte damals schon der Gedanke, einmal etwas gemeinsam zu machen. Zunächst aber begann Zuber noch ein zweites Studium: Immobilienmanagement. Das hat die passionierte Handballerin inzwischen abgeschlossen. Aktuell schreibt sie ihre Master-Arbeit, ist aber aus Innsbruck wieder zurück ins Westallgäu gezogen. Und das ist aus Sicht der beiden Frauen auch der richtige Zeitpunkt, die Firma zu starten.
Das Firmengebäude der Z-Plastic GmbH steht in Rupolz, einem kleinen Ortsteil von Hergensweiler. Auf 500 Quadratmetern sind Büros, Lagerflächen und eine Werkhalle mit diversen Maschinen untergebracht. Denn die Firma kauft nicht nur die Materialien bei den großen Herstellern ein und vertreibt sie weiter, sondern schneidet sie auf Wunsch der Kunden auch zu – von der vier Meter breiten Fassadenplatte bis in den Millimeterbereich. „Im süddeutschen Raum sind wir der einzige Händler dieser Art“, sagt Zuber.
Die beiden Frauen haben jahrelange Erfahrung in der Kunststoffbranche. Das hat den Schritt in die Selbstständigkeit erleichtert. Sie kennen die Produzenten, die Verarbeiter – und haben das technische Wissen, um für ihre Kunden, die beispielsweise in Ulm oder hinter Zürich sitzen, das Passende zu finden. Denn Kunststoff ist nicht gleich Kunststoff. Allein in ihren Listen sind etwa tausend verschiedene Varianten aufgeführt mit unterschiedlichen Eigenschaften. Die einen können beispielsweise Strom leiten, die anderen sind besonders flexibel. Ständig gibt es neue Anwendungsmöglichkeiten – von der Zahnmedizin bis zur Baubranche. Deshalb besuchen die beiden auch regelmäßig spezifische Schulungen.
Ob Montagezubehör oder Kompaktplatten, ob Rohre oder Wellplatten, ob Formteile oder Schläuche – die Z-Plastic GmbH bietet ein breites Sortiment namhafter deutscher Hersteller an. Sie beliefert Handwerker wie Schlosser oder Zimmerleute, aber auch die Industrie und Privatkunden. „Man bekommt bei uns auch eine einzelne Platte“, sagt Robbauer. Ein großer Teil der Privatkunden sind beispielsweise Hausbesitzer, die ihren Balkon neu verkleiden, einen Carport errichten, einen Schneeschutz bauen oder ihr Gewächshaus reparieren. Sie kommen mit ihren Maßen in die Firma, suchen sich ein Material aus – und bekommen die zugeschnittenen Bauteile ins Haus geliefert.
„Unser Anspruch ist: Wir wollen es perfekt machen. Alle Kunden sollen zufrieden sein und langfristig bei uns bleiben“, sagt Robbauer. Deshalb packt sie auch in allen Bereichen selbst an, verpackt beispielsweise Ware und liefert sie auch aus. „Alles außer Staplerfahren und Zuschneiden“, sagt die 30-Jährige. An den Maschinen stehen zwei auf Minijobbasis angestellte Männer. Zudem ist kürzlich eine neue Bürokraft eingestellt worden – ein sichtbares Zeichen des Wachstums. Mittelfristig möchten die beiden Frauen auch einen Ausbildungsplatz zum Industriekaufmann/-frau anbieten.