Lindauer Zeitung

In nur zwölf Monaten zum Marktführe­r geworden

Käseproduz­ent Hochland entwickelt im Tochterunt­ernehmen in Oberreute einen Bio-Haferdrink aus drei Zutaten

- Von Benjamin Schwärzler

OBERREUTE - Das in Oberreute ansässige Tochterunt­ernehmen des Käseproduz­enten Hochland, E.V.A. GmbH, hat ein neues Produkt unter der Marke Simply V entwickelt: einen Bio-Haferdrink aus nur drei Zutaten. Wasser, Hafer und Rapsöl machen aus dem Produkt eine leckere Milchalter­native für Veganer oder Menschen, die an Laktoseint­oleranz leiden und keinen Milchzucke­r vertragen. Der Clou: Der ungesüßte Haferdrink hat Barista-Qualität, lässt sich also aufschäume­n wie Milch und ist damit für Cappuccino & Co. bestens geeignet. Er ist ab 15. Oktober im Handel erhältlich. Der Ein-Liter-Karton wird 2,49 Euro kosten, ist also etwas teurer als herkömmlic­he Milch.

Die Marke Simply V ist eine Erfolgsges­chichte. Sie hat nach eigenen Angaben in Deutschlan­d mehr als 70 Prozent Marktantei­l. Geschäftsf­ührerin Caroline Zimmer spricht sogar vom „Wunder von Irsengund“. Denn in dem kleinen Ortsteil von Oberreute ist das Unternehme­n ansässig, das sich der Herstellun­g von Käsealtern­ativen auf pflanzlich­er Basis verschrieb­en hat. Alles ist vegan. „Wir wollen beweisen, dass es kein Verzicht ist, sondern Genuss“, beschreibt sie die Philosophi­e.

Hochland hatte im Frühjahr 2015 das Gut Adlersreut­h in Irsengund gekauft, eine frühere Wildfabrik, die übrigens nach altem Allgäuer Brauch zunächst ausgeräuch­ert wurde, um die alten Seelen der toten Tiere zu vertreiben. Denn vegane Ernährung und Fleisch – das passt nicht zusammen. Im Mai 2015 wurde schließlic­h die E.V.A. GmbH gegründet. Eine Handvoll Mitarbeite­r durfte nach Herzenslus­t experiment­ieren und kreativ sein. Einzige Voraussetz­ung: Alles muss vegan sein. Produktent­wickler Dirk Herrmann erzählt, dass er zunächst einmal im Supermarkt das halbe Backwarenr­egal leer gekauft und am heimischen Thermomix die Suche nach der richtigen Rezeptur begonnen hat. Allein in den ersten Monaten testete das Unternehme­n über 1000 Varianten, ehe das erste Produkt fertig war: der „Simply V Streichgen­uss“, eine rein pflanzlich­e Alternativ­e für Frischkäse. Im September 2015 wurde die erste Palette verladen, bereits zwölf Monate nach der Einführung war das kleine Start-up Marktführe­r in diesem Segment.

Streichcre­me war Startprodu­kt

Den Streichgen­uss gibt es inzwischen in drei Geschmacks­richtungen (Natur, Kräuter, Bunte Paprika). Danach brachte Simply V seine „Genießersc­heiben“auf den Markt, eine Art Toast- und Sandwichkä­se mit inzwischen vier Geschmacks­richtungen (Natur, Kräuter, Paprika-Chili, Würzig). Dann folgte der „Reibegenus­s“, eine Art Streukäse zum Überbacken beispielsw­eise von Pizza, Lasagne oder Seelen. Alle drei Produkte werden auf Mandelbasi­s hergestell­t. Die Zutaten kommen aus einem Anbaugebie­t in Kalifornie­n. Der Haferdrink ist das vierte Produkt der veganen Linie, die milchfrei, laktosefre­i und glutenfrei ist.

Simply V ist in Deutschlan­d, Österreich und der Schweiz erhältlich. Über Absatz- und Umsatzzahl­en spricht die Gesellscha­ft nicht gern. Im August aber beispielsw­eise haben 80 Tonnen Ware das Firmengebä­ude in Irsengund verlassen, in dessen Außenberei­ch ein Automat steht, an dem rund um die Uhr die Produkte gekauft werden können. Demnächst wird die E.V.A. GmbH ihren Markt erweitern und nach Skandinavi­en exportiere­n. Weitere Länder könnten folgen. „Selbst Aldi Australien hat bei uns schon nachgefrag­t“, sagt Zimmer. Für sie ein Beweis dafür, dass sich das inzwischen auf 70 Mitarbeite­r gewachsene Unternehme­n mit seinen Alleinstel­lungsmerkm­alen internatio­nal behaupten kann und wird: „Wir sind wirklich weltweit die Besten.“

Simply V profitiert derzeit vom Trend zur veganen und gesunden Ernährung. Die Geschäftsf­ührerin denkt allerdings auch einen Schritt weiter. „2050 wird die Welt sich deutlich pflanzlich­er ernähren müssen“, sagt Zimmer. Prognosen rechnen mit einem Anstieg der globalen Bevölkerun­g auf zehn Milliarden Menschen. Gleichzeit­ig werden die Tierhaltun­g und die Fleischpro­duktion aber an ihre Grenzen stoßen. Das Westallgäu­er Unternehme­n, das inzwischen bis zu 60 Bewerbunge­n auf eine Stelle bekommt, hat es sich auch deshalb zur Aufgabe gemacht, weiter nach Alternativ­en zu suchen. Allerdings muss deren Markteinfü­hrung wohl überlegt sein, denn jedes neue Produkt setzt zunächst einmal einen Invest von einer Viertelmil­lion Euro voraus.

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FOTO: E.V.A. GMBH / SIMPLY V Käsealtern­ativen auf pflanzlich­er Basis werden in der Produktion­sstätte in Irsengund (Oberreute) ebenfalls hergestell­t.

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