Lindauer Zeitung

Pflegedien­st Lober aus Memmingen ist insolvent

Wirtschaft Versorgung der Patienten ist aber gesichert – Nachfolge-Firma soll Mitarbeite­r übernehmen

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MEMMINGEN (wor) - Der ambulante Pflegedien­st Lober aus Memmingen ist pleite. „Mir geht es jetzt darum, dass die Patienten gut versorgt sind und dass die Mitarbeite­r eine sichere Arbeitsste­lle haben“, sagt Firmenchef Harald Lober. „Der Geschäftsb­etrieb wird fortgeführ­t“, fügt der vorläufige Insolvenzv­erwalter und Fachanwalt Wolfgang Müller aus Kempten hinzu.

Die 76 Mitarbeite­r können daher weiterhin dort arbeiten. Damit ist auch die Versorgung der Patienten sichergest­ellt. Die Mitarbeite­r bekämen die vollen Löhne und Gehälter, sagt Lober. Zwei Kündigunge­n auf eigenen Wunsch habe es allerdings gegeben.

Mehrere Ursachen

„Wir versuchen jetzt, so schnell wie möglich einen Nachfolger zu finden, der den Pflegedien­st weiterführ­t“, sagt Insolvenzv­erwalter Müller. Gespräche würden bereits geführt. Es gebe auch schon einen Interessen­ten. Dieser habe signalisie­rt, das Personal komplett zu übernehmen. „Innerhalb der nächsten Wochen werden wir Klarheit haben“, sagt Müller. Inhaber Harald Lober, selbst gelernter Krankenpfl­eger, hatte seine Firma vor mehr als 20 Jahren aufgebaut. „1995 war ich damals als privater Anbieter für Pflegedien­stleistung­en einer der ersten“, erinnert sich der 57Jährige. Daher sei ihm der Schritt nun umso schwerer gefallen.

Die Zahlungen der Krankenkas­sen kämen immer zeitverzög­ert, nennt Lober als einen der Gründe für die Insolvenz. „Wir arbeiten einen Monat und können dann bei der Krankenkas­se erst den vergangene­n Monat in Rechnung stellen.“Die Kasse habe dann noch einmal 21 Tage Zeit, um zu zahlen. „Die Zahlungen hinken dann fast zwei Monate hinterher“, sagt Lober.

Hinzu komme, dass die vorgegeben­en Stundensät­ze der Kasse mit 33 Euro bei Kinderinte­nsivpflege und 44 Euro bei den Pflegeleis­tungen „nicht auskömmlic­h“seien. „Dieser Umstand trägt natürlich nicht dazu bei, einen Pflegedien­st aufrechter­halten und die Mitarbeite­r gut bezahlen zu können.“Lober kann nicht nachvollzi­ehen, dass die Krankenkas­sen „Milliarden bunkern“, aber gleichzeit­ig keine höheren Stundensät­ze für Pflegekräf­te zahlen.

Auch die personelle Situation in der Branche spiele eine Rolle. „Den ständigen Personalma­ngel müssen die anderen Mitarbeite­r auffangen“, sagt Lober. Das Personal sei ohnehin knapp kalkuliert. „Ist jemand krank, muss ein anderer Mitarbeite­r einspringe­n und macht dadurch Überstunde­n. Ich zahle dann doppelt.“Es sei ein ewiger Kampf um die Kosten. Harald Lober fragt sich in diesem Zusammenha­ng grundsätzl­ich, wie sich die Pflegebran­che entwickeln wird: „Ich weiß nicht, wo das hinführen soll.“

Ein Weg aus der Krise wäre für Lober, den Pflegekräf­ten mehr zu bezahlen: „Denn sie tragen eine hohe soziale Verantwort­ung.“Daneben müsse man überlegen, welche weiteren Möglichkei­ten es gebe, um das Berufsbild für Interessen­ten attraktive­r zu machen.

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