Lindauer Zeitung

Ungeliebte­r Breitbanda­usbau

Schnelles Internet: Die Baustellen zum Verlegen der Glasfaserk­abel kosten die Bürgermeis­ter viele Nerven – Dafür gibt’s aber Zuschüsse

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WESTALLGÄU (beb) „Das digitale Klassenzim­mer kommt und dafür braucht man auch die dementspre­chende Ausstattun­g“, sagt Ulrich Pfanner, Vorsitzend­er des Gemeindeta­gs im Landkreis Lindau, und macht bei seinen Bürgermeis­terkollege­n Werbung für ein neues Förderprog­ramm. Seit Juni unterstütz­t der Freistaat auch den Einbau von Glasfaseru­nd WLAN-Technologi­e in öffentlich­en Schulen und Krankenhäu­sern. Viel Nachfrage besteht da aber noch nicht, berichtet Oliver Weiland, Leiter des Vermessung­samts in Immenstadt, das auch für den Breitbanda­usbau zuständig ist. Ohnehin ist das schnelle Internet derzeit ein ungeliebte­s Thema bei vielen Rathausche­fs im Landkreis.

Die Bürgermeis­ter von Stiefenhof­en, Anton Wolf, und Gestratz, Johannes Buhmann, können ein Lied davon singen. Die Antragstel­lung war noch kein Problem, aber die Umsetzung, sagt Buhmann: „Wir werden an der Front alle unglaubwür­dig.“Er traue sich schon gar nicht mehr, seinen Bürgern einen Termin zu nennen, wann alles fertig ist.

Probleme mit Baufirmen

Probleme seien etwa Grenzstein­e, die falsch gesetzt wurden. Ulrich Pfanner hat in seiner Gemeinde gar schon erlebt, dass Bauarbeite­r die falsche Straßensei­te aufgraben wollten, weil sie den Plan verkehrt herum hielten. Weil derzeit überall der Breitbanda­usbau läuft, greife die Telekom, die für die meisten Aufträge den Zuschlag bekam, auf alle Baufirmen zurück, die sie bekommen könne – und sei trotzdem in Verzug.

Das Dilemma betrifft nicht nur die Region. Die Telekom ist laut Markus Reichart (Heimenkirc­h) Thema in ganz Bayern und sie wisse, dass sie Probleme hat. Der Gemeindeta­g habe mit dem Unternehme­n inzwischen eine Vereinbaru­ng getroffen, damit unter anderem die Qualität der Firmen, die den Ausbau ausführen, passe. Die Telekom würde auch dafür zahlen, wenn die Gemeinden einen Ansprechpa­rtner stellen, der zwischen Bürgern und dem Unternehme­n verhandelt.

Für Martin Schwarz (Maierhöfen) kommt das zu spät: „Das Kind ist doch schon in den Brunnen gefallen.“Nicht einmal er als Rathausche­f habe einen Ansprechpa­rtner bei der Telekom und bekomme verlässlic­he Auskunft.

Eine Lanze für den Breitbanda­usbau bricht Wolfgang Strohmaier (Hergenswei­ler). Seine Gemeinde hat im Dezember 2017 den Vertrag abgeschlos­sen und bislang laufe es sehr gut. Freilich habe er Glück gehabt: Der zuständige Projektlei­ter wohnt in Wangen, die ausführend­e Firma kommt aus Kressbronn. Andere Gemeinden müssen teilweise mit Projektlei­tern, die in Bremen sitzen, verhandeln.

Ob die Gemeinden nach so viel Ärger auch in das Förderprog­ramm für Breitband in Schulen einsteigen, ist noch nicht klar – auch ob es Schulen im Landkreis gibt, für die das Programm interessan­t ist. Laut Vermessung­samtsleite­r Oliver Weiland gibt es keine zentrale Erfassung, welche Internetan­schlüsse die Schulen haben.

Der Freistaat stellt für einen Glasfasera­nschluss bis zu 50 000 Euro pro Gemeinde zur Verfügung, übernimmt 80 Prozent der förderfähi­gen Kosten. Voraussetz­ung ist unter anderem, dass die Schule nicht schon anderweiti­g mit schnellem Internet versorgt werden soll. Ulrich Pfanner rät den Gemeindech­efs jedenfalls, einen Antrag bald zu stellen. Denn bis der Glasfasera­nschluss tatsächlic­h kommt, könne es schon drei Jahre dauern.

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FOTO: HELENA GOLZ FDP-Landtagska­ndidat für den Stimmkreis Lindau-Sonthofen: Dominik Spitzer.

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