CSU muss im Kreis Lindau kräftig Federn lassen
Grüne und ihr Kandidat Gehring freuen sich über Gewinne: in drei Orten sogar jede vierte Stimme für sie – Herz überzeugt mit seiner Arbeit
LINDAU (ee) - Das vorläufige amtliche Endergebnis der bayerischen Landtagswahl im Kreis Lindau steht erst nach Mitternacht fest. Die Verlierer der Wahl sind da schon lange bekannt: Die CSU muss kreisweit Federn lassen, verliert im Vergleich zur Wahl 2013 teilweise bis zu 18 Prozent. Und während Grüne und Freie Wähler jubeln, wird so mancher Sozialdemokrat im Kreis Lindau in den nächsten Tagen grübeln. Denn die SPD – die in früheren Jahren in den beiden Städten Lindau und Lindenberg 20 und mehr Prozent Stimmenanteil hatte – schafft bei dieser Wahl mit 8,4 Prozent ihr bestes Ergebnis.
So mancher Christsoziale wird den Zeiten nachtrauern, als seine Partei vor allem im Westallgäu, aber auch in den Seegemeinden wie Nonnenhorn und Wasserburg deutlich über 50 Prozent Stimmenanteil hatte, teilweise sogar zwei von drei Wählern für sie votierten. Jetzt kommt die CSU kreisweit auf 37,1 Prozent und liegt damit im Landestrend. Nur in sechs Gemeinden im Kreis Lindau steht eine Vier vorm Komma: Ihre besten Zahlen erreicht die CSU in Stiefenhofen (47,1 Prozent) und Oberreute (45,1 Prozent). Ganze 32 Prozent der Wähler in der Stadt Lindau bescheren der CSU dort das niedrigste Ergebnis im Kreis. Vor fünf Jahren erzielte die Partei in der Kreisstadt noch fast 45 Prozent.
Klarer Gewinner auf Landkreisebene sind die Grünen: Bei kreisweit 21,2 Prozent hat ihnen gut jeder fünfte Wähler seine Stimme gegeben. Bei der Landtagswahl 2013 waren es nur knapp 13 Prozent gewesen. Am vergangenen Wahlsonntag lag hingegen das „schlechteste“Ergebnis der Grünen schon bei 13,5 Prozent (in Opfenbach). In Maierhöfen (23,9 %), Hergatz (24,7 %) und Lindau (25,6 %) ging jeweils rund ein Viertel der gültigen Stimmen aufs Konto der Grünen.
Zwischen 12,2 Prozent (Lindau) und 22,6 Prozent (in Heimenkirch) haben die Freien Wähler im Kreis erreicht – und ihr bestes Ergebnis im traditionell FW-orientierten Röthenbach mit 25,6 Prozent geholt.
Erstmals auf Kreisebene angetreten ist die AfD, erzielt zwischen sechs und zehn Prozent, wird mit 10,5 Prozent in Opfenbach gewählt. ÖDP und FDP spielen hingegen in den Wählerüberlegungen im Landkreis Lindau keine große Rolle. Selbst in Nonnenhorn, früher die Hochburg der Liberalen im Kreis, kommt die FDP jetzt nicht über 6,1 Prozent hinaus.
Herz kann seine 2013’er-Zahlen fast überall verbessern
Bis auf Leopold Herz sind alle Direktkandidaten der Parteien im Stimmkreis 710, zu dem auch der Landkreis Lindau gehört, erstmals angetreten. Herz hat offensichtlich die Wähler mit seiner bisherigen Landtagsarbeit überzeugt: Der Freie Wähler hat zwischen knapp 15 und 25 Prozent der Erststimmen erhalten, in Röthenbach sogar 25,4 Prozent und damit jede vierte Wählerstimme. Im Vergleich zu seinen Landtagswahlergebnissen vor fünf Jahren hat Herz fast überall zugelegt. Nur in Heimenkirch verlor er im Vergleich zu 2013 rund eineinhalb Prozentpunkte.
Der Blick auf die Zahlen zeigt auch: CSU-Bewerber Eric Beißwenger hat mit der Nachfolge für den bisherigen Lindauer Landtagsabgeordneten Eberhard Rotter ein schweres Erbe angetreten. Denn während auf diesen vor fünf Jahren bis zu 60 Prozent der Erststimmen entfielen, schafft Beißwenger mit 43,1 Prozent in Oberreute sein bestes Wahlergebnis im Kreis Lindau. Nur in sechs Orten im Landkreis kann Beißwenger mehr Stimmen auf sich vereinen als seine Partei.
Seinen Wahlerfolg noch gar nicht ganz begreifen konnte am Sonntagabend der Grünen-Kandidat Thomas Gehring: 23,8 Prozent der Wähler im Kreis Lindau haben ihm bei dieser Landtagswahl ihre Stimme gegeben. Das sind mehr als doppelt so viele, wie sein Vorgänger Uli Leiner vor fünf Jahren bekommen hatte. Besonders in der Stadt Lindau scheint der Grüne, der seit 2008 über die Grünen-Liste im Landtag sitzt, die Menschen mit seiner Arbeit und seinen Ideen überzeugt zu haben: Da beträgt sein Anteil an den Erststimmen sogar 27,4 Prozent. Seinen niedrigsten Wert erreicht Gehring in Opfenbach mit gut 15 Prozent.
Von solchen Zahlen kann SPDKandidat Michael Maffenbeier nur träumen: 6,4 Prozent Erststimmen sind deutlich weniger, als er sich erhofft hatte. Denn sein Vorgänger vor fünf Jahren hatte immerhin 13,9 Prozent geschafft. Während Maffenbeier in Lindau und Lindenberg mit jeweils gut acht Prozent der Stimmen seine besten Ergebnisse erzielt, bringt es AfD-Bewerber Axel Keib in Hergensweiler (10,1 %), Heimenkirch (10,5 %) und Opfenbach (11,2 %) auf zweistellige Werte und holt kreisweit 7,7 Prozent der Erststimmen.
Deutlich höhere Wahlbeteiligung als noch 2013
Gewonnen hat auf jeden Fall die Demokratie: Denn die Wahlbeteiligung im Landkreis Lindau liegt dieses Mal bei 68,7 Prozent und damit um fast zehn Prozentpunkte höher als noch bei der Landtagswahl vor fünf Jahren.