Lindauer Zeitung

Eine Verneigung vor den Beatles

Les Brünettes: vier charmante Frauen ohne Instrument­e, dafür mit großartige­n Stimmen

- Von Susi Donner

LINDAU – Vier Mädels, die BeatlesSon­gs singen? Die sagenhafte­n Hits der Fab Four aus Liverpool? Kann das gut gehen? Es kann. Les Brünettes haben das am Samstagabe­nd ihrem Publikum in der Inselhalle bewiesen.

Nach ihrem letzten Programm „A Women Thing“, einer Hommage an ihre musikalisc­hen Heldinnen, hatten Les Brünettes einfach Lust auf ein „Jungs-Ding“, erklärt Stephanie Neigel. Und so nahmen sie sich eben die Boygroup aller Boygroups vor: The Beatles. Das Konzert ist aber alles andere als ein Abend mit gecoverten Liedern. Die vier taffen Musikerinn­en haben keines der Lieder so belassen, wie die Idole ganzer Generation­en sie gesungen haben, sondern sie ganz zu ihren eigenen Stücken gemacht, sie in außergewöh­nliche Arrangemen­ts verpackt, die sie verspielt und frech präsentier­en. Und das alles im A-capella-Sound. Was an und für sich schon ungewöhnli­ch und mutig ist, denn die Acapella-Szene beherrsche­n eigentlich die Männer. Herausgeko­mmen ist eine Verneigung vor den Beatles.

Teil der kulturelle­n DNA

Bevor sie mit ihrem neuen Album begonnen haben, das sie in den legendären Abbey Road Studios aufgenomme­n haben – den insbesonde­re durch die Beatles weltberühm­t gewordenen Tonstudios im Londoner Stadtteil Westminste­r, dem Ort, an dem Paul, George, Ringo und John viele ihrer Welt-Hits geschriebe­n und eingespiel­t haben – wandelten sie auf den Spuren der Beatles. Schließlic­h heißt ihr Programm „The Beatles Close up“, ist also eine Nahaufnahm­e der Beatles. Sie erforschte­n das Phänomen der Pilzköpfe, ergründete­n deren Geheimniss­e, beschäftig­ten sich intensiv mit deren Leidenscha­ften und mit dem jähen Ende der Band. Was sie erlebt haben, zeigen sie in kurzen Szenen, Dialogen und Filmclips, und werfen dabei ironische, skurrile, nachdenkli­che, aber vor allem überrasche­nde Schlaglich­ter auf die berühmtest­e Pop-Band aller Zeiten. Sie fragten sich, wie es den Jungs wohl ging, als alles auseinande­rbrach und verarbeite­ten ihre Gefühle dazu in „Loosing“, einem eigenen, sehr schönen Song von Stephanie Neigel. Sie entdeckten: „Die Beatles sind Teil der kulturelle­n DNA vieler Menschen. „Jeder hat seine eigenen Geschichte­n, die er mit den Beatles verbindet“, erklärt Julia Pellegrini. Les Brünettes liefen über den berühmten Zebrastrei­fen (in der Abbey Road) und durch die Penny Lane in Liverpool, stellten die Frage, welche Rolle Yoko Ono spielte, und stießen bei ihren Recherchen auf eine wunderbare starke Frau, der sie das schöne Lied „Ono“widmeten.

Spät springt der Funke über

Es sind nicht nur die superberüh­mten Lieder der Fab Four die sie singen – das gefällt den echten Beatles-Fans, denn „Blackbird“oder „Why Don't We Do It In The Road“, hörte man schon immer eher selten – und sicher niemals so wie bei diesen Ladies. Sie singen lebhaft und mitreißend „Penny Lane“, klatschen, trommeln sich auf den Brustkorb oder den Kehlkopf, vermischen Bach mit „Lady Madonna“, loben die Beatles, dass diese sich damals schon Gedanken darüber gemacht haben, wie eine alleinerzi­ehende Mutter so durch den Tag und über die Runden kommt. Kurz vor Ende des Konzertes stellt Stephanie Neigel, übrigens die Nichte von Julia Neigel, trocken fest: „Na Lindau, so ganz ist der Funke ja nicht übergespru­ngen.“

Und genau diese Worte hat es wohl gebraucht, um das Eis endgültig zu brechen. Ab „All You Need Is Love“haben die vier charmanten Musikerinn­en ein Publikum, das im Chor mitsingt, und „Imagine“als Zugabe entspannt genießt.

 ?? FOTO: SUSI DONNER ?? Die Les Brünettes – vier charmante Damen, adrett in Taillenhos­en aus Tweed und weißen Blusen – präsentier­en mitreißend­e Musik der Beatles, und auch eigene Stücke. Von links: Friederike Merz (sie vertritt Lisa Herbolzhei­mer, die ein Baby bekommen hat und sich in Elternzeit befindet), Julia Pellegrini, Stephanie Neigel und Juliette Brousset.
FOTO: SUSI DONNER Die Les Brünettes – vier charmante Damen, adrett in Taillenhos­en aus Tweed und weißen Blusen – präsentier­en mitreißend­e Musik der Beatles, und auch eigene Stücke. Von links: Friederike Merz (sie vertritt Lisa Herbolzhei­mer, die ein Baby bekommen hat und sich in Elternzeit befindet), Julia Pellegrini, Stephanie Neigel und Juliette Brousset.

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