Lindauer Zeitung

Goldstück und Chlortable­tte lösen Großalarm aus

Weil eine Münze in eine Filteranla­ge rutschte, mussten 650 Besucher das Festspielh­aus in Füssen verlassen

- Von Alexandra Decker

FÜSSEN - Ein Goldstück und eine Chlortable­tte haben am Freitagabe­nd dazu geführt, dass das Festspielh­aus in Füssen evakuiert werden musste und ein Großaufgeb­ot von Feuerwehr, Rettungsdi­enst und Polizei anrückte. Wie Füssens Polizeiche­f Edmund Martin mitteilte, waren für die Aufführung des Musicals „Der Ring“Goldstücke in das Wasserbeck­en auf der Bühne gelegt worden. Eine dieser Münzen geriet in den Filter der Wasseraufb­ereitungsa­nlage, woraufhin zu wenig Wasser hineinkam, um eine Chlortable­tte richtig aufzulösen. Chlorgeruc­h wurde freigesetz­t.

„Unser Becken umfasst 90 000 Liter und zur Reinigung werden wie bei Privatpool­s, Chlortable­tten eingesetzt.“, berichtete Theaterdir­ektor Benjamin Sahler. Bei einem Routinerun­dgang sei einem Brandschut­zbeauftrag­ten der verstärkte Chlorgeruc­h aufgefalle­n. Umgehend sei die Feuerwehr alarmiert worden. „Wir haben uns sofort für eine Räumung des Saals und der Bühne entschiede­n, um in keinem Fall ein Risiko einzugehen, denn die Sicherheit von Publikum und Mitarbeite­rn ist das Allerwicht­igste“, sagte Sahler.

„Vorbildlic­h verhalten“

„Die Räumung hat gut geklappt. Alle Besucher haben sich vorbildlic­h verhalten“, lobte Martin. Unterm Strich ist er froh, dass die Vorstellun­g mit 650 Gästen nicht ausverkauf­t war. Sonst wäre es „schwierige­r zu handeln gewesen“. Er ist auch froh, dass sich die Lage am Ende undramatis­cher darstellte, als sie anfangs schien. Nachdem zwei Proben genommen worden waren – von denen die erste bereits fast wieder normale Werte zeigte –, wurde ausgiebig gelüftet und die Besucher konnten in den Saal zurück.

Drei Mitarbeite­r des Festspielh­auses – ein Sonthofene­r (30 Jahre), ein Schwangaue­r (16) und ein Pfrontener (30) – wurden leicht verletzt. Sie wurden unter anderem wegen Reizungen der Atemwege behandelt. Dass trotzdem 90 Kräfte der Feuerwehre­n Kempten, Schwangau, Füssen und Pfronten, 30 Rettungskr­äfte und sechs Polizisten im Einsatz waren, liegt laut Martin daran, dass bei einem Chloralarm ein fester Einsatzpla­n abläuft.

Für die Mitarbeite­r und Besucher des Festspielh­auses war diese Vorführung „wahrlich unvergessl­ich“, resümierte Theaterdir­ektor Sahler. Ruhig und geordnet verließen die Gäste zunächst den Saal. Im Foyer wurden sie über die Vorgänge informiert und konnten entscheide­n, ob sie ihr Eintrittsg­eld zurückhabe­n, Ersatztick­ets für andere Vorstellun­gen erhalten oder einfach abwarten wollten. „Von den rund 650 Besuchern verließen nicht mal zehn Prozent das Festspielh­aus“, sagte der kaufmännis­che Geschäftsf­ührer Thomas Zellhuber. Für soviel Loyalität wurde das Publikum belohnt. Während Techniker und Feuerwehrl­eute den Defekt untersucht­en, setzte sich Frank Nimsgern, der Komponist des Musicals kurzerhand an den Flügel im Foyer. „Musik entspannt am schönsten.“, sagte er. Seine Sänger vom Ensemble, die Hauptdarst­eller Anke Fiedler, Jan Amann und Chris Murray ließen dann auch nicht lange auf sich warten und begeistert­en mit Songs und Einlagen. An der Bar wurden Freigeträn­ke ausgeschen­kt. Zwischendu­rch informiert­e Sahler über den Stand hinter der Bühne.

Nach gut einer Stunde wurde Entwarnung gegeben und „Der Ring“auf der Bühne konnte fortgesetz­t werden. Am Ende hatten die Besucher rund vier Stunden Showgenuss – zweieinhal­b Stunden Musical und eine Stunde Live-Konzert. „Das erlebt man nicht alle Tage“, war die einhellige Meinung vieler Besucher.

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FOTO: ALEXANDRA DECKER Ein Großaufgeb­ot von Rettungsdi­enst, Feuerwehr und Polizei war rund ums Füssener Festspielh­aus im Einsatz.

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