Goldstück und Chlortablette lösen Großalarm aus
Weil eine Münze in eine Filteranlage rutschte, mussten 650 Besucher das Festspielhaus in Füssen verlassen
FÜSSEN - Ein Goldstück und eine Chlortablette haben am Freitagabend dazu geführt, dass das Festspielhaus in Füssen evakuiert werden musste und ein Großaufgebot von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei anrückte. Wie Füssens Polizeichef Edmund Martin mitteilte, waren für die Aufführung des Musicals „Der Ring“Goldstücke in das Wasserbecken auf der Bühne gelegt worden. Eine dieser Münzen geriet in den Filter der Wasseraufbereitungsanlage, woraufhin zu wenig Wasser hineinkam, um eine Chlortablette richtig aufzulösen. Chlorgeruch wurde freigesetzt.
„Unser Becken umfasst 90 000 Liter und zur Reinigung werden wie bei Privatpools, Chlortabletten eingesetzt.“, berichtete Theaterdirektor Benjamin Sahler. Bei einem Routinerundgang sei einem Brandschutzbeauftragten der verstärkte Chlorgeruch aufgefallen. Umgehend sei die Feuerwehr alarmiert worden. „Wir haben uns sofort für eine Räumung des Saals und der Bühne entschieden, um in keinem Fall ein Risiko einzugehen, denn die Sicherheit von Publikum und Mitarbeitern ist das Allerwichtigste“, sagte Sahler.
„Vorbildlich verhalten“
„Die Räumung hat gut geklappt. Alle Besucher haben sich vorbildlich verhalten“, lobte Martin. Unterm Strich ist er froh, dass die Vorstellung mit 650 Gästen nicht ausverkauft war. Sonst wäre es „schwieriger zu handeln gewesen“. Er ist auch froh, dass sich die Lage am Ende undramatischer darstellte, als sie anfangs schien. Nachdem zwei Proben genommen worden waren – von denen die erste bereits fast wieder normale Werte zeigte –, wurde ausgiebig gelüftet und die Besucher konnten in den Saal zurück.
Drei Mitarbeiter des Festspielhauses – ein Sonthofener (30 Jahre), ein Schwangauer (16) und ein Pfrontener (30) – wurden leicht verletzt. Sie wurden unter anderem wegen Reizungen der Atemwege behandelt. Dass trotzdem 90 Kräfte der Feuerwehren Kempten, Schwangau, Füssen und Pfronten, 30 Rettungskräfte und sechs Polizisten im Einsatz waren, liegt laut Martin daran, dass bei einem Chloralarm ein fester Einsatzplan abläuft.
Für die Mitarbeiter und Besucher des Festspielhauses war diese Vorführung „wahrlich unvergesslich“, resümierte Theaterdirektor Sahler. Ruhig und geordnet verließen die Gäste zunächst den Saal. Im Foyer wurden sie über die Vorgänge informiert und konnten entscheiden, ob sie ihr Eintrittsgeld zurückhaben, Ersatztickets für andere Vorstellungen erhalten oder einfach abwarten wollten. „Von den rund 650 Besuchern verließen nicht mal zehn Prozent das Festspielhaus“, sagte der kaufmännische Geschäftsführer Thomas Zellhuber. Für soviel Loyalität wurde das Publikum belohnt. Während Techniker und Feuerwehrleute den Defekt untersuchten, setzte sich Frank Nimsgern, der Komponist des Musicals kurzerhand an den Flügel im Foyer. „Musik entspannt am schönsten.“, sagte er. Seine Sänger vom Ensemble, die Hauptdarsteller Anke Fiedler, Jan Amann und Chris Murray ließen dann auch nicht lange auf sich warten und begeisterten mit Songs und Einlagen. An der Bar wurden Freigetränke ausgeschenkt. Zwischendurch informierte Sahler über den Stand hinter der Bühne.
Nach gut einer Stunde wurde Entwarnung gegeben und „Der Ring“auf der Bühne konnte fortgesetzt werden. Am Ende hatten die Besucher rund vier Stunden Showgenuss – zweieinhalb Stunden Musical und eine Stunde Live-Konzert. „Das erlebt man nicht alle Tage“, war die einhellige Meinung vieler Besucher.