In Schlachters fällt die Bahn Bäume
Im Zuge der Elektrifizierungen stehen erste Bauarbeiten an.
Der alte Bahnhof in Schlachters sieht so langsam wieder Licht. Seit dieser Woche befreien ihn Arbeiter im Auftrag der Bahn aus dem Dickicht, das zwischen den Gleisen und der Hauptstraße in Schlachters wächst. Mit Kettensägen und Seilwinden rücken sie den Laubund Nadelbäumen zu Leibe.
Das Grün kommt komplett weg. An der Stelle entsteht eine Baustelle der Deutschen Bahn. Die baut in Sigmarszell in den nächsten Jahren Masten und Anlagen für die Elektrifizierung der Bahnlinie von Lindau nach Memmingen. An den Bahnhof in Schlachters kommt ein elektronisches Stellwerk. Das Gebäude, das aussehen wird wie eine Fertiggarage, wird auf der anderen Seite der Gleise zwischen dem Radweg, der am Gewerbepark Edelweiß entlangführt und den Schienen errichtet. Auch dort fällt die Bahn jetzt schon Bäume. Danach verbreitert sie den Radweg, damit Baufahrzeuge und Feuerwehr das Stellwerk erreichen können. Der Bahnübergang erhält neue Signale und Schranken.
Die Räte sind noch skeptisch
Entlang der Bahnstrecke wird sich auch einiges tun. Richtung Hergensweiler müssen die Oberleitungsmasten an die Gleise. Dafür baut die Bahn die Heimholzer Straße in der Nähe der Bahnanlagen so aus, dass Baufahrzeuge und schwere Lastwagen dort fahren können. An der Brücke über die Gleise entsteht auch eine
größere Baustelle, wofür noch mehr Bäume weichen müssen. Einen kleinen Teil des Wirtschaftsweges an der Bahnlinie entlang Richtung Hergensweiler braucht die Bahn, um einen der Oberleitungsmasten zu errichten.
In der Gemeinde Sigmarszell sieht man die Bauvorhaben der Bahn noch mit Skepsis. Der Gemeinderat will jetzt mehrere Bedingungen stellen, bevor er der Bahn die Erlaubnis zum Bau auf den Grundstücken der Gemeinde gibt. Zunächst wird erfasst, wie die Grundstücke der Gemeinde heute aussehen, schließlich muss die Bahn diesen Zustand wieder herstellen. Gemeinderat Rainer Schmidt fordert: „Das soll die Bahn bezahlen, die Gemeinde darf bei der Nutzung ihrer eigenen Grundstücke nicht beeinträchtigt werden.“Der Gemeinderat hat jetzt beschlossen, dass die Bahn nicht mit dem Bauen anfangen darf, bis diese Beweissicherung durchgeführt ist. Bei der Gemeinde glaubt man nicht, dass die Bäume, die gefällt werden, in diese Beweissicherung aufgenommen werden müssten.
Außerdem wollen die Räte sichergehen, dass nachher nicht der Oberleitungsmast mitten auf dem Wirtschaftsweg steht und dass die Bahn keinen Grund bekommt, der für die Gemeinde wichtig ist.
Kaufpreis noch unklar
Unklar ist noch, wie hoch der Kaufpreis und die Entschädigung sind, die die Gemeinde für die vorübergehenden Baustellen und den dauerhaft bebauten Grund bekommt. „Das muss erst noch in gesonderten Verträgen geklärt werden“, sagt Bürgermeister Jörg Agthe.
Zudem will die Gemeinde in Erfahrung bringen, ob der Radweg gesperrt werden muss und ob es Verkehrsbehinderungen am Bahnübergang geben könnte.
Bei dem Wirtschaftsweg könnten auf die Gemeinde derweil Kosten zukommen. „Die Bahn hat einen dicken Ordner mit Gesetzestexten geschickt. Sie ist der Ansicht, dass die Gemeinde den Wirtschaftsweg befestigen muss, wenn dieser durch die Bauarbeiten ausgespült wird“, erklärt Agthe.
Die wegfallenden Bäume und Grünflächen will die Bahn an anderer Stelle ausgleichen.