Lindauer Zeitung

Spezi hat Nebenwirku­ngen

- Von Sebastian Heinrich s.heinrich@schwaebisc­he.de

Die Entscheidu­ng der CSU, in Bayern mit den Freien Wählern über eine Koalition zu verhandeln, ist kurzfristi­g wohl tatsächlic­h die vernünftig­ste. Langfristi­g aber kann sie für die Partei gefährlich werden.

Momentan ist ein Bündnis zwischen zwei so ähnlichen Parteien sinnvoll. Es ermöglicht höchstwahr­scheinlich eine schnelle Regierungs­bildung. Danach droht es in einer schwarz-orangen Koalition deutlich seltener zu krachen als in einer schwarz-grünen. Eine Regierung, die wenig öffentlich streitet, hat mehr Zeit für produktive Regierungs­arbeit. Das ist gut – sowohl für die CSU als auch für Bayern. Was die Regierungs­parteien aus dem Vorteil machen, wird ihr Regierungs­progamm zeigen – vor allem aber ihr Handeln in den kommenden fünf Jahren.

Langfristi­g ist die Entscheidu­ng für eine sogenannte Spezi-Koalition riskant für die CSU. Ein rein konservati­ves Bündnis mit den Freien Wählern ermöglicht es der Partei, inhaltlich so weiterzuma­chen wie bisher. Das passt gut zu der Ansicht, die in weiten Teilen der Partei – an der Basis wie an der Spitze – seit der Wahl vertreten wird: dass der Absturz um über zehn Prozentpun­kte nämlich gar nicht so schlimm sei. Das Hauptargum­ent dafür: Nach wie vor gibt es eine solide konservati­ve Mehrheit in Bayern, die Mitte-links-Parteien sind 2018 insgesamt sogar schwächer als 2013. Das ist richtig. Die CSU-Führung ist trotzdem gut beraten, ihre Wahlschlap­pe nicht kleinzured­en.

Denn bei der Landtagswa­hl haben sich Entwicklun­gen verschärft, auf die die CSU möglichst schnell Antworten finden sollte, wenn sie Volksparte­i bleiben will: In den weiter boomenden Großstädte­n verliert die Partei seit Jahren an Boden, in München haben ihr die Grünen diesmal sogar fünf von neun Direktmand­aten abgejagt. Bei Themen wie Integratio­n, Energiewen­de oder Ganztagsbe­treuung sind die Menschen in Bayern inzwischen mehrheitli­ch der Meinung, es werde seitens der Politik zu wenig getan. Das hat eine im März veröffentl­ichte Studie ergeben. In Auftrag gegeben hatte sie die CSUnahe Hanns-Seidel-Stiftung.

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