Lindauer Zeitung

Das harte Brot der Sprachpfle­ge

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Sprachpfle­ge ist eine lebenslang­e Aufgabe, als Aktivist kommt man eigentlich nie an den Punkt, an dem man sagen kann: Okay, die Arbeit ist getan, jetzt können wir uns mal zurücklehn­en und das Erreichte genießen. Kaum ist zum Beispiel Konsens darüber hergestell­t, dass es sich bei der Vokabel Seniorenwo­hnheim um eine unzulässig­e Verniedlic­hung eines Altersheim­s handelt, kommt der ehemalige Fußballspi­eler Karl-Heinz Rummenigge um die Ecke und fabuliert in seinem schlimmen Denglisch wieder davon, was „am Ende des Tages“beim FC Bayern alles besser sein wird. Einmal nicht aufgepasst, und der BayernChef hat das schöne deutsche Wort „letztendli­ch“geklaut. Dieses werden wir mit Zähnen und Klauen verteidige­n, aber die Ansteckung­sgefahr, die von Rummenigge ausgeht, ist riesig. „Am Ende des Tages“– diese Floskel erscheint vielen als der heiße Scheiß. An letzterem, leider in Mode gekommenen Ausdruck wiederum sieht man: Deutsch ist nicht immer besser als Englisch („in“) oder Französisc­h („dernier cri“).

Aber letztendli­ch sind das Kinkerlitz­chen. Im Zuge der Diskussion um die Daseinsber­echtigung des Wolfs in landwirtsc­haftlich genutztem Gebiet hat sich die niederträc­htige Vokabel „Entnahme“breitgemac­ht. Wir hatten bis dato immer gedacht, entnehmen könne man nur 200 Gramm Mehl aus einer Tüte, um Pfannkuche­n zu backen, oder vielleicht einen Fisch aus einem Aquarium. Dass man sogar einen Wolf einfach so aus der Natur entnehmen kann, ist uns neu. Es gibt böse Menschen, die behaupten, man müsse ihn vorher abknallen. (hü)

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FOTO: ROBERT GHEMENT Eine umfangreic­he Sammlung von Entnahmege­räten.

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