„Das ist der ideale Ort, um in Musik aufzugehen“
Die neue Leiterin der Musikschule Victoria Scherer setzt auf Transparenz und Kommunikation
LINDAU - Die Ouvertüre hat Victoria Scherer bereits hinter sich. Seit September ist sie die neue Leiterin der Musikschule Lindau. Die Dissonanzen, die dort immer mal wieder zu hören waren, sollen der Vergangenheit angehören. Ihr Blick geht zum nächsten Satz: Alle Musiker sollen sich an der Lindauer Musikschule wohl fühlen.
„Ich bin schon ganz heimisch in Lindau“, sagt die 47-Jährige lachend. Dabei ist sie erst im August hierher gezogen. Den Umzug von München hat die zierliche Frau mit ihren beiden Söhnen alleine gestemmt. „Da bin ich ganz stolz drauf“, sagt sie lachend. Sich in Lindau einzuleben, sei bei diesem Sommer ein Kinderspiel gewesen. Sie strahlt, als sie den Blick über ihr großes Büro und den Holdereggenpark schweifen lässt. „Das ist der ideale Ort, um in Musik aufzugehen.“
Victoria Scherer hat schon an vielen Orten gelebt und musiziert. In der Nähe von Frankfurt in einer deutsch-spanischen Familie geboren, verbrachte sie einen Teil ihrer Jugend in Barcelona, wo sie auch das Abitur machte. Erst zum Studium (Blockflöte, Traversflöte und elementare Musikpädagogik) kam sie zurück nach Deutschland. Danach sammelte sie in verschiedenen Bereichen Erfahrungen: Sie arbeitete in Baden-Württemberg und Bayern als Lehrerin, war auch Fachbereichsleiterin. In München lernte sie beim Unterrichten an Fachakademie und Berufsschule auch andere Schulformen kennen. Zuletzt war sie Leiterin einer Musikschule am Ammersee, allerdings nur mit einer halben Stelle.
„Unterrichten und Gestalten ist für mich erfüllend“, sagt Scherer. Als Leiterin der Musikschule kann sie beides – und schöpft das ganze Spektrum ihres Berufes aus: bei den ganz Kleinen für die nötige Grundausbildung sorgen, der breiten Basis die Freude am Musizieren vermitteln, aber auch die Begabten an der Spitze fördern.
Dass sie sich in Lindau mit einer Vollzeitstelle auf diese Aufgabe stürzen kann, hat sie so gereizt, dass sie München nach 15 Jahren den Rücken gekehrt hat. Die Großstadt vermisst sie nicht. Für die neue Musikschulleiterin ist die Kleinstadt „ein absoluter Zugewinn“. Allein die kurzen Wege in Lindau seien für sie „Lebensqualität“. Und auch hinsichtlich des kulturellen Angebots müsse sich Lindau nicht verstecken, sagt Scherer. „Das war mir wichtig.“„ Dass es in der Lindauer Musikschule in der Vergangenheit Probleme gegeben hat, weiß Victoria Scherer natürlich. „Ich bin kein Mensch, der vor Herausforderungen zurückschreckt“, sagt die 47-Jährige, lieber suche sie nach Lösungen. Von den Kollegen sei sie mit offenen Armen begrüßt worden. „Auf dieses hervorragende Team baue ich.“Jetzt gelte es, den Blick nach vorne zu richten und die Arbeit der Lindauer Musikschule „fortzuführen und weiterzuentwickeln“.
Musik soll in Lindau für jeden im Rahmen seiner Möglichkeiten zu erleben sein, betont Scherer ihr Ziel. Wichtig sei, dass die Musikschule auf den gesellschaftlichen Wandel reagiert. Sie müsse beispielsweise auf die Bedürfnisse der Ganztagsschule eingehen und die einer immer älter werdenden Gesellschaft. Scherer wolle daher die Kooperation mit anderen Bildungsträgern ausbauen – und Senioren- und Inklusionskurse weiterentwickeln.
Geduld zählt sie nicht zu ihren Stärken
„Ich freue mich auf die Zusammenarbeit“, sagt die Musikschulchefin, die schon mit einigen Organisationen Kontakt aufgenommen habe. Es stehen aber noch viele andere auf ihrer Liste. „Das schaffe ich nur schrittchenweise“, sagt Victoria Scherer lachend. Dabei sei Geduld nicht gerade ihre Stärke.
„Ich lege sehr großen Wert auf ein gutes Arbeitsklima“, sagt Victoria Scherer, mit guter Kommunikation lasse sich im Team viel erreichen. Wichtig sei, dass jeder die Möglichkeit habe, seine Stärken auszuleben. Als Chefin sei sie „sehr klar“. Das sei ihr auch von ehemaligen Mitarbeitern immer wieder rückgemeldet worden: „Das Team kann sich dann auch sicher fühlen.“
Damit es auch mit den Eltern klappt, setzt Victoria Scherer auf Transparenz und Kommunikation. Ganz egal ob Motivationstiefs, Unstimmigkeiten oder finanzielle Probleme: Scherer wünscht sich, dass Eltern möglichst früh das Gespräch mit der Musikschule suchen, wenn irgendwo der Schuh drückt. „Dann können Lösungen gefunden werden, die für alle okay sind.“