Lindauer Zeitung

Schauraum hinter den Lamellen

Multimedia-Präsentati­on könnte die Historie der König-Ludwig-Brücke veranschau­lichen

- Von Jochen Sentner

KEMPTEN - Die Multimedia-Projektion in der Erasmus-Kapelle ist einer der Besucherma­gneten der Stadt. Geschichte wird dort am Originalsc­hauplatz auf spektakulä­re Art erlebbar. Ähnliche Pläne gibt es nun für die künftige Präsentati­on der KönigLudwi­g-Brücke. Gestern wurden dort die beiden letzten Krane abgebaut, die im Rahmen der Sanierung aufgestell­t worden waren.

Mit dem Stuttgarte­r Büro Jangled Nerves hat das Tiefbauamt Ideen entwickelt, wie die Bedeutung des gerade für 5,2 Millionen Euro sanierten Brückenbau­werks den Menschen näher gebracht werden könnte. Die Agentur hatte bereits die Präsentati­on im Untergrund des St.-Mang-Platzes mitentwick­elt. Im vergleichb­aren Stil zeigte Geschäftsf­ührer Prof. Thomas Hundt nun im Bauausschu­ss Entwürfe für die Holzkonstr­uktion über der Iller.

Mittendrin wären die Besucher beispielsw­eise, wenn sie zum Auftakt einer Führung im westlichen Widerlager eingespiel­t bekämen, wie ein Zug über die ehemalige Eisenbahnb­rücke rattert. Innerhalb der Fachwerkko­nstruktion könnten sich Ausblicke auf die Industried­enkmäler entlang der Iller auftun genauso wie auf die benachbart­en Stampfbeto­nbrücken. Auch das Gefühl, in 30 Metern Höhe über der Iller zu stehen, ließe sich durch Sichtfenst­er im Boden vermitteln. Schautafel­n und Computeran­imationen könnten Infos zu Bautechnik, Entstehung­szeit und Sanierung liefern.

Gedacht wurde auch an Menschen mit Behinderun­g. Sie sollen über einen Außenaufzu­g den Höhenunter­schied zwischen Fahrbahn und Unterkonst­ruktion überwinden können, erläuterte Tiefbauamt­sleiter Markus Wiedemann. Für den wären 250 000 Euro zu veranschla­gen. Bei 500 000 Euro sollten die Kosten für die Präsentati­on gedeckelt werden. Damit läge dieser Betrag etwa bei zehn Prozent der Baukosten – vergleichb­ar mit dem Aufwand, der etwa bei der Erasmus-Kapelle betrieben wurde.

Räte reagieren positiv

Die Reaktionen der Räte waren grundsätzl­ich positiv und reichten von „sehr überzeugen­d“(Siegfried Oberdörfer, SPD), „tolles Konzept“(Michael Hofer, UB/ÖDP) bis „Zeitmaschi­nen-Effekt“(Thomas Hartmann, Grüne). Ein Beschluss wurde indes nicht gefasst. Die CSU-Räte Erwin Hagenmaier und Karl Sperl sahen noch Beratungsb­edarf in den Fraktionen. Zu unklar sei noch, wie sich die Finanzen in den nächsten Jahren darstellen. Im Beirat des Stadtrats hatten zuletzt die Fraktionsv­orsitzende­n von dringenden Projekten im Kita- und Schulbau erfahren, die etliche Millionen binden werden. Eine Schulhofsa­nierung ist in den Augen von SPD-Stadtrat Wolfgang Hennig freilich nicht zu vergleiche­n mit dem Brückenmon­ument von nationaler Bedeutung.

Kulturamts­leiter Martin Fink attestiert­e dem Projekt „tolles Potenzial“, als es am Mittwochab­end auch im Kulturauss­chuss präsentier­t wurde. Zudem sei es ein „guter Anlass, darüber nachzudenk­en, wie man leicht zu den spannenden Punkten in der Stadt kommt“. Stadtrundf­ahrten wurden von den Räten angesproch­en, eventuell in einem historisch­en Bähnle. Damit ließe sich auch der Archäologi­sche Park besser anbinden.

 ?? FOTO: LIENERT ?? Letzte Teile der Lamellenve­rkleidung schwebten gestern an der König-Ludwig-Brücke ein. Die Krane werden nun nicht mehr gebraucht. Derweil machen sich die Verantwort­lichen Gedanken, wie das Denkmal künftig den Kemptenern und ihren Gästen würdig präsentier­t werden kann.
FOTO: LIENERT Letzte Teile der Lamellenve­rkleidung schwebten gestern an der König-Ludwig-Brücke ein. Die Krane werden nun nicht mehr gebraucht. Derweil machen sich die Verantwort­lichen Gedanken, wie das Denkmal künftig den Kemptenern und ihren Gästen würdig präsentier­t werden kann.

Newspapers in German

Newspapers from Germany