Schauraum hinter den Lamellen
Multimedia-Präsentation könnte die Historie der König-Ludwig-Brücke veranschaulichen
KEMPTEN - Die Multimedia-Projektion in der Erasmus-Kapelle ist einer der Besuchermagneten der Stadt. Geschichte wird dort am Originalschauplatz auf spektakuläre Art erlebbar. Ähnliche Pläne gibt es nun für die künftige Präsentation der KönigLudwig-Brücke. Gestern wurden dort die beiden letzten Krane abgebaut, die im Rahmen der Sanierung aufgestellt worden waren.
Mit dem Stuttgarter Büro Jangled Nerves hat das Tiefbauamt Ideen entwickelt, wie die Bedeutung des gerade für 5,2 Millionen Euro sanierten Brückenbauwerks den Menschen näher gebracht werden könnte. Die Agentur hatte bereits die Präsentation im Untergrund des St.-Mang-Platzes mitentwickelt. Im vergleichbaren Stil zeigte Geschäftsführer Prof. Thomas Hundt nun im Bauausschuss Entwürfe für die Holzkonstruktion über der Iller.
Mittendrin wären die Besucher beispielsweise, wenn sie zum Auftakt einer Führung im westlichen Widerlager eingespielt bekämen, wie ein Zug über die ehemalige Eisenbahnbrücke rattert. Innerhalb der Fachwerkkonstruktion könnten sich Ausblicke auf die Industriedenkmäler entlang der Iller auftun genauso wie auf die benachbarten Stampfbetonbrücken. Auch das Gefühl, in 30 Metern Höhe über der Iller zu stehen, ließe sich durch Sichtfenster im Boden vermitteln. Schautafeln und Computeranimationen könnten Infos zu Bautechnik, Entstehungszeit und Sanierung liefern.
Gedacht wurde auch an Menschen mit Behinderung. Sie sollen über einen Außenaufzug den Höhenunterschied zwischen Fahrbahn und Unterkonstruktion überwinden können, erläuterte Tiefbauamtsleiter Markus Wiedemann. Für den wären 250 000 Euro zu veranschlagen. Bei 500 000 Euro sollten die Kosten für die Präsentation gedeckelt werden. Damit läge dieser Betrag etwa bei zehn Prozent der Baukosten – vergleichbar mit dem Aufwand, der etwa bei der Erasmus-Kapelle betrieben wurde.
Räte reagieren positiv
Die Reaktionen der Räte waren grundsätzlich positiv und reichten von „sehr überzeugend“(Siegfried Oberdörfer, SPD), „tolles Konzept“(Michael Hofer, UB/ÖDP) bis „Zeitmaschinen-Effekt“(Thomas Hartmann, Grüne). Ein Beschluss wurde indes nicht gefasst. Die CSU-Räte Erwin Hagenmaier und Karl Sperl sahen noch Beratungsbedarf in den Fraktionen. Zu unklar sei noch, wie sich die Finanzen in den nächsten Jahren darstellen. Im Beirat des Stadtrats hatten zuletzt die Fraktionsvorsitzenden von dringenden Projekten im Kita- und Schulbau erfahren, die etliche Millionen binden werden. Eine Schulhofsanierung ist in den Augen von SPD-Stadtrat Wolfgang Hennig freilich nicht zu vergleichen mit dem Brückenmonument von nationaler Bedeutung.
Kulturamtsleiter Martin Fink attestierte dem Projekt „tolles Potenzial“, als es am Mittwochabend auch im Kulturausschuss präsentiert wurde. Zudem sei es ein „guter Anlass, darüber nachzudenken, wie man leicht zu den spannenden Punkten in der Stadt kommt“. Stadtrundfahrten wurden von den Räten angesprochen, eventuell in einem historischen Bähnle. Damit ließe sich auch der Archäologische Park besser anbinden.