Eschen verschwinden aus dem Straßenbild
Straßenmeisterei will kranke Bäume lange halten – Doch Verkehrssicherheit ist wichtig
KREIS LINDAU - Noch stehen entlang der Straßen im Landkreis Lindau über tausend Eschen. Doch diese Baumart wird Stück für Stück aus dem Straßenbild verschwinden. Denn das durch einen Pilz ausgelöste Eschentriebsterben macht vor den Straßenbäumen nicht Halt. Werden die Bäume so krank, dass sie eine Gefahr für den Straßenverkehr darstellen, dann müssen sie gefällt werden. Im Umweltausschuss des Landkreises schilderte Straßenmeistereileiter Wolfgang Wetzel die Situation im Kreisgebiet.
Zweimal im Jahr schickt Wetzel seine speziell geschulten Mitarbeiter zur Baumkontrolle entlang von Bundes-, Staats- und Kreisstraßen: Sie müssen nicht nur festhalten, wo Bäume in den Straßenraum hineinwachsen, sondern vor allem, wo Bäume Schäden aufweisen. Das können sturmbedingt angeknackste Äste sein: Die werden kurzfristig abgesägt, bevor sie brechen und auf die Fahrbahn stürzen. Das sind aber vielfach auch auffällige Baumkronen mit kahlen Zweigen.
Davon ist vor allem eine Laubbaumsorte betroffen: die Eschen. Schon seit gut fünf Jahren werden sie auch im Landkreis Lindau vermehrt von einem Pilz befallen, der dann das sogenannte Eschentriebsterben auslöst. Bemerken die Straßenmeisterei-Beschäftigten lichter werdende Kronen, dann beobachten sie diese Bäume ganz genau. „Wir dürfen ja nach dem Bundesnaturschutzgesetz Bäume nur zwischen Oktober und Februar fällen“, gibt Wetzel im Gespräch mit der LZ zu bedenken. Nur, wenn eine akute Gefahr für die Verkehrsteilnehmer bestehe, dürfen seine Mitarbeiter auch zwischen Frühjahr und Herbst zur Säge greifen.
Mittlerweile gibt es nach Wetzels Worten im Allgäu und auch am Bodensee „ein sehr starkes Problem mit dem Pilz“. Und wenn die Eschen einmal davon befallen sind, „dann gibt es kaum eine Chance auf Genesung“, schilderte der Leiter der Straßenmeisterei Lindenberg (die für alle Bundes-, Staatsund Kreisstraßen im Kreis Lindau zuständig ist) in der jüngsten Sitzung des Kreisumweltausschusses. „Wir probieren, sie stehen zu lassen, so lange es geht“, versicherte Wetzel zwar den Kreisräten. Das Problem sei aber, dass – wenn der Baum erste Anzeichen des Pilzbefalls zeige – dann das Holz des Stammes meist sehr schnell brüchig
„Die Jungbäume sind noch anfälliger für diesen Pilz als die alten Eschen.“
Wolfgang Wetzel werde: „Das zersplittert regelrecht beim Fällen.“
Pro Jahr 50 bis 60 Großbäume muss die Straßenmeisterei laut Wetzel im Kreis Lindau fällen. Einen genauen Zeitplan, wann und wo die nächsten kranken Bäume beseitigt werden, gebe es aber nicht: Das geschehe kurzfristig je nach Witterung. Denn schließlich müssten seine Mitarbeiter ja beispielsweise auch den Winterdienst auf den Straßen sicherstellen.
Als Ersatz kommen Buchen und Ahornarten
Neue Eschen lässt die Straßenmeisterei nicht mehr pflanzen: „Die Jungbäume sind noch anfälliger für diesen Pilz als die alten Eschen“, so Wetzel im Gespräch mit der LZ. Werde in nächster Zeit kein Mittel gegen den schädlichen Pilz des Eschentriebsterbens gefunden, dann wird die Esche aus dem Straßenbild verschwinden. Stattdessen wachsen dort nun verschiedene Ahorn- und Buchenarten – soweit es jedenfalls neben den Straßen Platz gibt.
So wird sich an manchen Stellen im Landkreis das Landschaftsbild in den nächsten Jahren durchaus verändern: „Das ist Fluch und Segen“, vor allem, wenn eine Straße „zum Baum gewachsen ist“, wie es Wetzel im Umweltausschuss formulierte. Dann halte er es für besser, wenn ein neuer Baum etwas weiter entfernt gepflanzt wird, um dessen Krone mehr Platz zum Wachsen zu geben.