Lindauer Zeitung

Neues Imageprobl­em für Ryanair

Rassistisc­her Vorfall in Flugzeug – Flugbeglei­ter greift nur zaghaft ein

- Von Silvia Kusidlo

DUBLIN (dpa) - Streiks, Gewinnrück­gang – Ryanair ist zurzeit von Sorgen geplagt. Ein rassistisc­her Vorfall in einem Flugzeug von Europas größter Billig-Airline kommt nun noch hinzu. Ein Mann beschimpft­e in einer Maschine eine 77-jährige Frau lautstark unter anderem als „hässlichen schwarzen Bastard“. Der pöbelnde Passagier wurde aber nicht aus dem Flugzeug auf dem Airport von Barcelona gewiesen. Stattdesse­n wurde das Opfer auf eigenen Wunsch umgesetzt.

Der Mann beleidigte die Frau in einem Redeschwal­l, weil die gebrechlic­he Seniorin ihm offenbar nicht schnell genug Platz machen konnte. Als sie ihm auf Englisch mit jamaikanis­chem Akzent antwortete, schrie der Passagier: „Rede mit mir nicht in einer fremden Sprache, du dumme, hässliche Kuh.“

Video kursiert im Internet

Ein Mitreisend­er hatte den Vorfall am vergangene­n Freitag kurz vor dem Abflug nach London gefilmt. Das Video verbreitet­e sich schnell in sozialen Netzwerken und löste massive Kritik an der irischen Fluggesell­schaft aus. In dem Clip ist zu sehen, dass die Seniorin zwar von ihrer Tochter und einem anderen Passagier unterstütz­t wurde, ein Flugbeglei­ter aber auf Aufforderu­ng nur zaghaft eingriff. „Seien Sie nicht so grob. Sie müssen sich beruhigen“, sagte der Flugbeglei­ter zu dem Pöbler. Auf Rufe von Passagiere­n, ihn aus dem Flugzeug zu bringen, ging das Crew-Mitglied nicht ein. „Wenn ich oder jemand anderes mit schwarzer Haut sich so benommen hätte, wäre die Polizei gerufen und wir wären rausgeschm­issen worden“, sagte die 53-jährige Tochter der angegriffe­nen Frau der „Huffington Post“.

Die Crew habe ihr nur empfohlen, sich beim Kundenserv­ice zu beschweren. Nach Angaben der Tochter gehört die Seniorin der Windrush-Generation an und kam auf Einladung der Regierung in den 1960erJahr­en zum Arbeiten von Jamaika nach Großbritan­nien. Die Windrush-Generation ist nach einem Passagiers­chiff benannt, mit dem die ersten Einwandere­r aus der Karibik nach England gebracht wurden.

Allerdings war auch die Seniorin im Flieger nicht auf den Mund gefallen: Zum pöbelnden Mann sagte sie, dass er stinke und sich mal waschen müsse. „Wir kennen das Video und haben den Vorfall der Polizei in Essex gemeldet“, schrieb Ryanair am Sonntag auf Twitter. Man werde den Vorfall nicht weiter kommentier­en, teilte die Airline auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Ein Polizeispr­echer bestätigte: „Wir arbeiten eng mit Ryanair und den spanischen Behörden bei den Ermittlung­en zusammen.“

Der Vorfall verschärft das Imageprobl­em der Airline, der zu geringe Löhne und schlechte Arbeitsbed­ingungen vorgeworfe­n werden. Das Unternehme­n muss den ersten Gewinnrück­gang seit fünf Jahren verdauen. Wie Ryanair am Montag in Dublin mitteilte, sank der Gewinn im ersten Geschäftsh­albjahr um sieben Prozent. Als Gründe nannte die Airline unter anderem Streiks, hohe Kerosinpre­ise und geringere Ticketprei­se (siehe Wirtschaft).

 ?? FOTO: AFP ?? In einem Flugzeug von Ryanair hat ein Passagier eine jamaikanis­che Seniorin angepöbelt, weil sie ihm offenbar nicht schnell genug Platz machen konnte.
FOTO: AFP In einem Flugzeug von Ryanair hat ein Passagier eine jamaikanis­che Seniorin angepöbelt, weil sie ihm offenbar nicht schnell genug Platz machen konnte.

Newspapers in German

Newspapers from Germany