Der Weg zum Glück: Auf die richtige Einstellung kommt es an
Professor Harald Görlich gibt in der Inselhalle vielen Interessierten Tipps für eine gesunde Psyche
„Fülle erzeugt in der Regel Fülle. Wenn ich mit ihnen gut umgehe, kriege ich das in der Regel zurück.“
Professor Harald Görlich
LINDAU - Es braucht weder Reichtum, eine große Villa oder ein dickes Auto, um glücklich zu sein. Vielmehr bedarf es einer positiven Haltung, um ein zufriedener Mensch zu werden und ein sinnerfülltes und dann und wann sogar glückliches Leben zu führen. Wie es gelingt zu dieser richtigen Einstellung zu kommen, das erklärte Harald Görlich auf Einladung der Ärztegemeinschaft Lindau weit mehr als 100 Interessierten in seinem unterhaltsamen wie wissenschaftlich fundierten Vortrag „Was Lebenskünstler alles richtig machen. Impulse für eine gesunde Lebenspraxis“in der Lindauer Inselhalle.
Eigentlich ist das schon erstaunlich: Wie zufrieden sich ein Mensch fühlt, hängt zu 40 Prozent von seiner genetischen Veranlagung ab, zu 15 Prozent von den äußeren Umständen und zu 45 Prozent von seiner inneren Einstellung. Während sich an der genetischen Veranlagung nichts verändern lässt, sind die äußeren Einflüsse wenigstens zum Teil beeinflussbar. Am meisten drehen lässt sich jedoch an der inneren Einstellung. Also daran, ob man die Welt hell oder dunkel sieht, welche negativen Denkgewohnheiten sich im Laufe des Lebens eingeschlichen und festgesetzt haben, welche Glaubenssätze sich ein jeder zu eigen gemacht hat und die einem das Leben schwer machen. Allerdings, so machte der Professor für Wirtschaftspädagogik, Mediator und Buchautor Harald Görlich klar, die innere Einstellung zu verändern „ist eine sehr schwierige Arbeit“. Eine Arbeit an sich selbst, die jede Menge Disziplin bedürfe und nicht von heute auf morgen getan sei. Eine Arbeit jedoch, die sich lohnt. Denn schließlich ist das Befinden eines Menschen wesentlich für seine gesunde Lebensführung. Und genau diese Förderung der Gesundheit ist das Ziel, weswegen die Ärztegemeinschaft Lindau immer wieder Vorträge wie jenen von Görlich organisiert, wie Dr. Achim Mellinghoff den über 100 Interessierten in der Inselhalle erklärte.
Auf Kontakte angewiesen
Doch wie lässt sich an der eigenen Einstellung, an der inneren Haltung arbeiten, um Zufriedenheit, dann und wann sogar Glück zu empfinden und sich im Leben getragen zu fühlen? Wie Görlich erklärte, sei sich die Wissenschaft einig, dass die Befriedigung von vier Grundbedürfnissen die Basis für seelische Gesundheit sei. „Die müssen nicht alle zusammen und auch nicht jeden Tag erfüllt werden“, aber eben zumindest ab und zu, sagte er. Ein wesentliches Grundbedürfnis sei dabei die „Sinnerfahrung“, also, dass das eigene Tun mit einem Sinn verbunden werde. Anerkennung sei ebenfalls wichtig, denn, „wenn Lob und Wertschätzung fehlen, werden wir krank“, sagte er und empfahl selbst die eigene Zurückhaltung aufzugeben. „Wir können auch andere loben, die warten auch drauf.“Dabei war er davon überzeugt: „Fülle erzeugt in der Regel Fülle. Wenn ich mit ihnen gut umgehe, kriege ich das in der Regel zurück“. Besonders wichtig sind in Görlichs Augen auch die sozialen Bindungen und die Zugehörigkeit. „Wir sind darauf angewiesen Kontakte zu haben.“Und zwar nicht virtuelle, sondern echte. Um solche zu knüpfen und sich zu engagieren, was ebenfalls der Psyche äußerst gut täte, empfahl er den Beitritt in einen Verein oder in eine Institution. Darüber hinaus sei es wichtig, Lust zu erleben und Unlust zu vermeiden, ein breitgefächertes Thema, dem sich Görlich an diesem Abend jedoch nicht widmen wollte. Stattdessen ging er auf das „Selbstwertgefühl“ein, eine wesentliche Ressource, deren Einsatz notwendig sei, um die Grundbedürfnisse zu erfüllen. „Es ist von unschätzbarer Bedeutung, dass Sie es lernen, sich so zu akzeptieren und zu mögen, wie Sie sind“, betonte er und sagte, dass es gelte, daran zu arbeiten. Denn die „Selbstannahme“, sei es das Annehmen der eigenen Geschichte, des eigenen Naturells oder des Äußeren, „ist die Grundlage der Lebensfreude“. Um Lebensfreude zu haben, gelte es den Alltag zum Lichtblick zu machen. Dazu sei Achtsamkeit ebenso notwendig wie das Erkennen des Schönen in den kleinen Begebenheiten des Lebens. Oft genug stünden dem und damit einer positiven Haltung Glaubenssätze im Wege. Perfekt und stark zu sein, es allen recht zu machen, sich anstrengen zu müssen, seien Stressfaktoren, die krank machten. Davon gelte es durch Übung weg zu kommen. Auch empfahl er die positive Bewertung der Wirklichkeit, im Sinne vom halbleeren oder halbvollen Glas, zu trainieren. Wichtig fand er zudem das Leben im Hier und Jetzt. Und insbesondere auch einen Sinn im Leben zu finden. Letztendlich gelte es aber, sich eines bewusst zu machen: „Ein Lebenskünstler muss akzeptieren, dass es Zeiten gibt, wo es einem gut geht und Zeiten, wo es einem schlecht geht.“