Lindauer Zeitung

Der Weg zum Glück: Auf die richtige Einstellun­g kommt es an

Professor Harald Görlich gibt in der Inselhalle vielen Interessie­rten Tipps für eine gesunde Psyche

- Von Isabel Kubeth de Placido

„Fülle erzeugt in der Regel Fülle. Wenn ich mit ihnen gut umgehe, kriege ich das in der Regel zurück.“

Professor Harald Görlich

LINDAU - Es braucht weder Reichtum, eine große Villa oder ein dickes Auto, um glücklich zu sein. Vielmehr bedarf es einer positiven Haltung, um ein zufriedene­r Mensch zu werden und ein sinnerfüll­tes und dann und wann sogar glückliche­s Leben zu führen. Wie es gelingt zu dieser richtigen Einstellun­g zu kommen, das erklärte Harald Görlich auf Einladung der Ärztegemei­nschaft Lindau weit mehr als 100 Interessie­rten in seinem unterhalts­amen wie wissenscha­ftlich fundierten Vortrag „Was Lebensküns­tler alles richtig machen. Impulse für eine gesunde Lebensprax­is“in der Lindauer Inselhalle.

Eigentlich ist das schon erstaunlic­h: Wie zufrieden sich ein Mensch fühlt, hängt zu 40 Prozent von seiner genetische­n Veranlagun­g ab, zu 15 Prozent von den äußeren Umständen und zu 45 Prozent von seiner inneren Einstellun­g. Während sich an der genetische­n Veranlagun­g nichts verändern lässt, sind die äußeren Einflüsse wenigstens zum Teil beeinfluss­bar. Am meisten drehen lässt sich jedoch an der inneren Einstellun­g. Also daran, ob man die Welt hell oder dunkel sieht, welche negativen Denkgewohn­heiten sich im Laufe des Lebens eingeschli­chen und festgesetz­t haben, welche Glaubenssä­tze sich ein jeder zu eigen gemacht hat und die einem das Leben schwer machen. Allerdings, so machte der Professor für Wirtschaft­spädagogik, Mediator und Buchautor Harald Görlich klar, die innere Einstellun­g zu verändern „ist eine sehr schwierige Arbeit“. Eine Arbeit an sich selbst, die jede Menge Disziplin bedürfe und nicht von heute auf morgen getan sei. Eine Arbeit jedoch, die sich lohnt. Denn schließlic­h ist das Befinden eines Menschen wesentlich für seine gesunde Lebensführ­ung. Und genau diese Förderung der Gesundheit ist das Ziel, weswegen die Ärztegemei­nschaft Lindau immer wieder Vorträge wie jenen von Görlich organisier­t, wie Dr. Achim Mellinghof­f den über 100 Interessie­rten in der Inselhalle erklärte.

Auf Kontakte angewiesen

Doch wie lässt sich an der eigenen Einstellun­g, an der inneren Haltung arbeiten, um Zufriedenh­eit, dann und wann sogar Glück zu empfinden und sich im Leben getragen zu fühlen? Wie Görlich erklärte, sei sich die Wissenscha­ft einig, dass die Befriedigu­ng von vier Grundbedür­fnissen die Basis für seelische Gesundheit sei. „Die müssen nicht alle zusammen und auch nicht jeden Tag erfüllt werden“, aber eben zumindest ab und zu, sagte er. Ein wesentlich­es Grundbedür­fnis sei dabei die „Sinnerfahr­ung“, also, dass das eigene Tun mit einem Sinn verbunden werde. Anerkennun­g sei ebenfalls wichtig, denn, „wenn Lob und Wertschätz­ung fehlen, werden wir krank“, sagte er und empfahl selbst die eigene Zurückhalt­ung aufzugeben. „Wir können auch andere loben, die warten auch drauf.“Dabei war er davon überzeugt: „Fülle erzeugt in der Regel Fülle. Wenn ich mit ihnen gut umgehe, kriege ich das in der Regel zurück“. Besonders wichtig sind in Görlichs Augen auch die sozialen Bindungen und die Zugehörigk­eit. „Wir sind darauf angewiesen Kontakte zu haben.“Und zwar nicht virtuelle, sondern echte. Um solche zu knüpfen und sich zu engagieren, was ebenfalls der Psyche äußerst gut täte, empfahl er den Beitritt in einen Verein oder in eine Institutio­n. Darüber hinaus sei es wichtig, Lust zu erleben und Unlust zu vermeiden, ein breitgefäc­hertes Thema, dem sich Görlich an diesem Abend jedoch nicht widmen wollte. Stattdesse­n ging er auf das „Selbstwert­gefühl“ein, eine wesentlich­e Ressource, deren Einsatz notwendig sei, um die Grundbedür­fnisse zu erfüllen. „Es ist von unschätzba­rer Bedeutung, dass Sie es lernen, sich so zu akzeptiere­n und zu mögen, wie Sie sind“, betonte er und sagte, dass es gelte, daran zu arbeiten. Denn die „Selbstanna­hme“, sei es das Annehmen der eigenen Geschichte, des eigenen Naturells oder des Äußeren, „ist die Grundlage der Lebensfreu­de“. Um Lebensfreu­de zu haben, gelte es den Alltag zum Lichtblick zu machen. Dazu sei Achtsamkei­t ebenso notwendig wie das Erkennen des Schönen in den kleinen Begebenhei­ten des Lebens. Oft genug stünden dem und damit einer positiven Haltung Glaubenssä­tze im Wege. Perfekt und stark zu sein, es allen recht zu machen, sich anstrengen zu müssen, seien Stressfakt­oren, die krank machten. Davon gelte es durch Übung weg zu kommen. Auch empfahl er die positive Bewertung der Wirklichke­it, im Sinne vom halbleeren oder halbvollen Glas, zu trainieren. Wichtig fand er zudem das Leben im Hier und Jetzt. Und insbesonde­re auch einen Sinn im Leben zu finden. Letztendli­ch gelte es aber, sich eines bewusst zu machen: „Ein Lebensküns­tler muss akzeptiere­n, dass es Zeiten gibt, wo es einem gut geht und Zeiten, wo es einem schlecht geht.“

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FOTO: ISABEL KUBETH DE PLACIDO Professor Harald Görlich gibt in der Inselhalle Tipps für ein zufriedene­s Leben.

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