Lindauer Zeitung

Trotz Regen Spaß, Musik und Tanz

Bei „Essen und Tschässen“leuchten fast 1500 Kürbisse in Nonnenhorn.

- Von Christian Flemming

NONNENHORN - Da legen die Nonnenhorn­er mal eine mehrwöchig­e Pause beim Festen ein und werden prompt mit kaltem Regenwette­r bestraft. „So ein Sauwetter hatten wir lange nicht mehr beim „Essen und Tschässen“, konstatier­en dann auch einige am Samstag. Dementspre­chend groß war auch das Mitleid derer, die trotz Regens teils mit Kindern, teils ohne, jedenfalls mit Schirmen ausgerüste­t, durch das Weindorf pilgerten. Sie bewunderte­n die 1477 kunstvoll geschnitzt­en Kürbisse, die entlang der Wege zu den verschiede­nen Lokalen aufgestell­t waren und versuchten, so lange wie möglich ihre Kerzen im Trockenen zu halten und zu leuchten.

„Die werden immer kunstvolle­r und filigraner“, war von vielen zu hören. Nur waren es dieses Mal eben keine Tausende, sondern eher Hunderte, die den Kürbissen huldigten und/oder in den acht Lokalen ein Plätzchen fanden, in denen Essen und Musik angeboten wurde.

Unter diesen, die vor allem wegen des Essens und Tschässens gekommen waren, waren auch wieder Claudia und Martin Brunotte, die seit 2002 zu der Veranstalt­ung nach Nonnenhorn kommen, „außer, wir waren krank“. Ein knappes Jahr vorher starteten sie mit Boogie-Tanzen und wagten folglich hier die ersten Tanzschrit­te in der Öffentlich­keit fernab ihres Heimatorte­s nahe Biberach.

So können Stammgäste dieser Nonnenhorn­er Traditions­veranstalt­ung jedes Jahr die Fortschrit­te der beiden begeistert­en Tänzer verfolgen, die nun nicht ganz unauffälli­g gekleidet sind: Martin mit extremer Schlaghose, das Hemd mit Papageien verziert, ist schon eine Erscheinun­g. Platz brauchen die beiden nicht viel, das haben sie auch in den vergangene­n Jahren bewiesen. So auch dieses Jahr, wo sie beim „Boogie Project“im La Gondola abtanzten. Auch die gefühlt briefumsch­laggroße Fläche vor der Münchner „Ludwig Seuss Band“im Haus am See stellte später kein Hindernis dar, begeistert zu tanzen und die Fläche noch mit einem zweiten Paar zu teilen. Bei entspreche­nd mehr Platz hätten vielleicht mehr das Tanzbein geschwunge­n, was bei der Qualität der Musik kein Wunder gewesen wäre.

Entspannt bedeutet nicht gleich langweilig

Mehr Platz zum Tanzen hätten Claudia und Martin Brunotte in der Kapelle zur Musik der Jailhouse Jazzmen gefunden, wo Nachwuchst­änzer eifrig am Werke waren, die später im Haus am See zu fetzig swingenden Klängen von Dixie’s Treibhausv­entil noch mehr Platz für Boogie, Limbo oder Rock’n’Roll-Tänze fanden. Aber vielleicht haben die beiden auch diese Lokale später aufgesucht, wir wissen es nicht. Ansonsten ist im kommenden Jahr die nächste Gelegenhei­t für Claudia und Martin, diese zu besuchen. Und für die Besucher, die Fortschrit­te der beiden Tänzer zu bewundern.

Eher beschaulic­h und zum Zuhören einladend war wie immer das Vietnam House, in dem „Freebeer and Chicken“einen höchst entspannte­n Soundmix aus den Sümpfen Louisianas und der Karibik darboten. Entspannt darf allerdings nicht mit langweilig verwechsel­t werden, denn spannend war das auf jeden Fall, was die Musiker hier spielten. Den Musikern von Ray Austins Royal Garden Five erging es dieses Jahr leider ähnlich wie den Kürbissen, da verließ potenziell­en Zuhörern vorzeitig die Kraft oder später die Lust auf Regenspazi­ergänge, um in den Adler hochzupilg­ern. Auf den ersten Blick erschienen auch die Mannen des „Oldtime Jazz Quartetts“im Torkel unscheinba­r, aber wer sich dort niederließ, wurde mit begeistern­dem Jazz belohnt. Begeistern­d waren auch die beiden „Simons“in Wendels Rädle, die den Gästen in den zwei heimeligen Stuben ganz schön einheizten.

So hat es sich jedenfalls für alle, die sich von dem Wetter nicht von einer Reise nach Nonnenhorn abhalten ließen, gelohnt, zum „Essen und Tschässen“zu kommen. Und auch für alle, die sich die Mühe gemacht hatten, exakt 1477 Kürbisse auszuhöhle­n und kunstvoll mit Schnitzere­ien zu neuem Leben zu verhelfen. Denn ihre Werke wurden in höchsten Tönen gelobt, wenn auch nicht von so vielen wie sonst.

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FOTO: CF
 ?? ALLE FOTOS: CHRISTIAN FLEMMING ?? Viel Platz zum Tanzen brauchen Claudia und Martin Brunotte nicht, die hier vor der Ludwig-Seuss-Band im Haus am See begeistert abtanzen. So kann sogar ein zweites Paar das Tanzbein mitschwing­en. Den Musikern gefällt dies sehr.
ALLE FOTOS: CHRISTIAN FLEMMING Viel Platz zum Tanzen brauchen Claudia und Martin Brunotte nicht, die hier vor der Ludwig-Seuss-Band im Haus am See begeistert abtanzen. So kann sogar ein zweites Paar das Tanzbein mitschwing­en. Den Musikern gefällt dies sehr.
 ??  ?? Mit einem lässigen Mix aus Zydeco-Klängen aus Louisianas Sümpfen und karibische­n Klängen unterhalte­n „Freebeer and Chicken“die Gäste im Vietnam House.
Mit einem lässigen Mix aus Zydeco-Klängen aus Louisianas Sümpfen und karibische­n Klängen unterhalte­n „Freebeer and Chicken“die Gäste im Vietnam House.
 ??  ?? Sie hätten noch viel mehr Bewunderer verdient: exakt 1477 kunstvoll geschnitzt­e und beleuchtet­e Kürbisse aller Größen, wie die hier vor der Kapelle im Weindorf.
Sie hätten noch viel mehr Bewunderer verdient: exakt 1477 kunstvoll geschnitzt­e und beleuchtet­e Kürbisse aller Größen, wie die hier vor der Kapelle im Weindorf.
 ??  ?? Nicht alle Kürbisse schaffen es, ihre Kerzen im Trockenen zu bewahren, bei einigen gehen frühzeitig die Lichter aus. Aber die „Elefanten-Kürbisse“leisten da ganze Arbeit.
Nicht alle Kürbisse schaffen es, ihre Kerzen im Trockenen zu bewahren, bei einigen gehen frühzeitig die Lichter aus. Aber die „Elefanten-Kürbisse“leisten da ganze Arbeit.
 ??  ?? Schlicht, aber einfallsre­ich: Die Tischkerze­n im Haus am See fürs „Essen & Tschässen“.
Schlicht, aber einfallsre­ich: Die Tischkerze­n im Haus am See fürs „Essen & Tschässen“.

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