Trotz Regen Spaß, Musik und Tanz
Bei „Essen und Tschässen“leuchten fast 1500 Kürbisse in Nonnenhorn.
NONNENHORN - Da legen die Nonnenhorner mal eine mehrwöchige Pause beim Festen ein und werden prompt mit kaltem Regenwetter bestraft. „So ein Sauwetter hatten wir lange nicht mehr beim „Essen und Tschässen“, konstatieren dann auch einige am Samstag. Dementsprechend groß war auch das Mitleid derer, die trotz Regens teils mit Kindern, teils ohne, jedenfalls mit Schirmen ausgerüstet, durch das Weindorf pilgerten. Sie bewunderten die 1477 kunstvoll geschnitzten Kürbisse, die entlang der Wege zu den verschiedenen Lokalen aufgestellt waren und versuchten, so lange wie möglich ihre Kerzen im Trockenen zu halten und zu leuchten.
„Die werden immer kunstvoller und filigraner“, war von vielen zu hören. Nur waren es dieses Mal eben keine Tausende, sondern eher Hunderte, die den Kürbissen huldigten und/oder in den acht Lokalen ein Plätzchen fanden, in denen Essen und Musik angeboten wurde.
Unter diesen, die vor allem wegen des Essens und Tschässens gekommen waren, waren auch wieder Claudia und Martin Brunotte, die seit 2002 zu der Veranstaltung nach Nonnenhorn kommen, „außer, wir waren krank“. Ein knappes Jahr vorher starteten sie mit Boogie-Tanzen und wagten folglich hier die ersten Tanzschritte in der Öffentlichkeit fernab ihres Heimatortes nahe Biberach.
So können Stammgäste dieser Nonnenhorner Traditionsveranstaltung jedes Jahr die Fortschritte der beiden begeisterten Tänzer verfolgen, die nun nicht ganz unauffällig gekleidet sind: Martin mit extremer Schlaghose, das Hemd mit Papageien verziert, ist schon eine Erscheinung. Platz brauchen die beiden nicht viel, das haben sie auch in den vergangenen Jahren bewiesen. So auch dieses Jahr, wo sie beim „Boogie Project“im La Gondola abtanzten. Auch die gefühlt briefumschlaggroße Fläche vor der Münchner „Ludwig Seuss Band“im Haus am See stellte später kein Hindernis dar, begeistert zu tanzen und die Fläche noch mit einem zweiten Paar zu teilen. Bei entsprechend mehr Platz hätten vielleicht mehr das Tanzbein geschwungen, was bei der Qualität der Musik kein Wunder gewesen wäre.
Entspannt bedeutet nicht gleich langweilig
Mehr Platz zum Tanzen hätten Claudia und Martin Brunotte in der Kapelle zur Musik der Jailhouse Jazzmen gefunden, wo Nachwuchstänzer eifrig am Werke waren, die später im Haus am See zu fetzig swingenden Klängen von Dixie’s Treibhausventil noch mehr Platz für Boogie, Limbo oder Rock’n’Roll-Tänze fanden. Aber vielleicht haben die beiden auch diese Lokale später aufgesucht, wir wissen es nicht. Ansonsten ist im kommenden Jahr die nächste Gelegenheit für Claudia und Martin, diese zu besuchen. Und für die Besucher, die Fortschritte der beiden Tänzer zu bewundern.
Eher beschaulich und zum Zuhören einladend war wie immer das Vietnam House, in dem „Freebeer and Chicken“einen höchst entspannten Soundmix aus den Sümpfen Louisianas und der Karibik darboten. Entspannt darf allerdings nicht mit langweilig verwechselt werden, denn spannend war das auf jeden Fall, was die Musiker hier spielten. Den Musikern von Ray Austins Royal Garden Five erging es dieses Jahr leider ähnlich wie den Kürbissen, da verließ potenziellen Zuhörern vorzeitig die Kraft oder später die Lust auf Regenspaziergänge, um in den Adler hochzupilgern. Auf den ersten Blick erschienen auch die Mannen des „Oldtime Jazz Quartetts“im Torkel unscheinbar, aber wer sich dort niederließ, wurde mit begeisterndem Jazz belohnt. Begeisternd waren auch die beiden „Simons“in Wendels Rädle, die den Gästen in den zwei heimeligen Stuben ganz schön einheizten.
So hat es sich jedenfalls für alle, die sich von dem Wetter nicht von einer Reise nach Nonnenhorn abhalten ließen, gelohnt, zum „Essen und Tschässen“zu kommen. Und auch für alle, die sich die Mühe gemacht hatten, exakt 1477 Kürbisse auszuhöhlen und kunstvoll mit Schnitzereien zu neuem Leben zu verhelfen. Denn ihre Werke wurden in höchsten Tönen gelobt, wenn auch nicht von so vielen wie sonst.