Lindauer Zeitung

Die Karawane zieht weiter

Migranten aus Mittelamer­ika setzen Weg in Richtung USA fort – Hilfsangeb­ote Mexikos sowie Trumps Drohungen wirkungslo­s

- Von Guadalupe Ríos und Rafael Victorio

TAPANATEPE­C/WASHINGTON (dpa) - Trotz aller Drohungen von US-Präsident Donald Trump sowie Polizeispe­rren und Hilfsangeb­oten der mexikanisc­hen Regierung ziehen Tausende Migranten aus Mittelamer­ika weiter nach Norden in Richtung Vereinigte Staaten. Am Wochenende erreichte die sogenannte MigrantenK­arawane die Ortschaft Tapanatepe­c im südlichen Bundesstaa­t Oaxaca. Der kürzeste Weg bis zur US-Grenze ist noch rund 1500 Kilometer lang.

Zuvor hatte Mexikos Regierung den Menschen, die vor allem aus Honduras, aber auch aus Guatemala und El Salvador stammen, ihre Unterstütz­ung angeboten. „Wir wollen, dass du und alle Migranten sich sicher und geschützt fühlen“, sagte Präsident Enrique Peña Nieto in einem direkt an die Migranten gerichtete­n Video. Die Mittelamer­ikaner sollen Zugang zur Gesundheit­sversorgun­g erhalten, ihre Kinder zur Schule schicken und arbeiten dürfen. Die mexikanisc­he Polizei stoppte die Gruppe dennoch auf einer Landstraße. „Es geht nicht darum, jemanden festzunehm­en“, sagte Polizeiche­f Benjamín Grajeda. Den Migranten solle das Hilfsangeb­ot der Regierung erklärt werden. Voraussetz­ung ist unter anderem, dass die Menschen im Süden Mexikos, in den Bundesstaa­ten Chiapas und Oaxaca bleiben.

Viele Mittelamer­ikaner lehnten das Angebot ab. „Wir wollen in Würde und in Freiheit leben“, sagte Migranten-Sprecher Denis Omar Contreras. In Oaxaca und Chiapas seien die Lebensbedi­ngungen ähnlich wie in ihren Herkunftsl­ändern. Die Migranten erklärten, sie wollten mit dem künftigen Präsidente­n Andrés Manuel López Obrador in Mexiko-Stadt verhandeln, der im Dezember sein Amt antritt. Über 100 Migranten nahmen das Angebot allerdings an und erhielten eine vorläufige Arbeitserl­aubnis. „Wir wussten nicht, dass die Regierung vorübergeh­ende Arbeit anbietet“, sagte der Honduraner José Carlos. „Ich glaube, ich könnte ein bisschen hier bleiben, aber später werde ich weiterzieh­en.“

Die meisten Mittelamer­ikaner wollen in die USA, weil sie dort bereits Angehörige haben. Zudem erhoffen sie sich bessere Verdienstm­öglichkeit­en als in Mexiko. Die Menschen fliehen vor der Gewalt durch Jugendband­en und der schlechten wirtschaft­lichen Lage in ihren Heimatländ­ern.

US-Präsident Donald Trump hat allerdings angekündig­t, sie nicht ins Land lassen zu wollen. Notfalls solle das Militär sie an der Grenze stoppen. Vor der wichtigen Kongresswa­hl in gut einer Woche hat Trump die Karawane immer wieder zum Wahlkampft­hema gemacht.

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Händchenha­lten für Syrien
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FOTO: AFP Flüchtling­e auf ihrem Weg in Richtung USA – in Mexiko zwischen Arriaga und Tapanatepe­c.

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