Lindauer Zeitung

Eine Tragödie für Leicester City

Vereinsbes­itzer Vichai Srivaddhan­aprabha kommt bei Helikopter-Absturz um

- Von Jochen Wittmann

LONDON - Noch knapp zwei Stunden zuvor hatte Leicester City am Samstag das Spiel herumgeris­sen und den Ausgleichs­treffer zum Unentschie­den im Heimspiel gegen den Favoriten West Ham erzielt. Dann schlug der Jubel der Fans in Entsetzen um. Der Hubschraub­er, mit dem Vichai Srivaddhan­aprabha, der Besitzer des Fußballclu­bs Leicester City, nach Hause zu fliegen pflegt, ging in Flammen auf. Nur Sekunden nach dem Start schien der Helikopter Probleme mit seinem Heckrotor zu bekommen, geriet außer Kontrolle, wirbelte in der Luft herum und stürzte schließlic­h zu Boden. Ein einziges Flammenmee­r umhüllte das Wrack.

Bis zum Sonntagnac­hmittag war nicht klar, ob Vichai Srivaddhan­aprabha selbst an Bord war. Dann meldeten mehrere verschiede­ne Medien übereinsti­mmend, dass der thailändis­che Milliardär zusammen mit vier weiteren Personen Opfer des Unglücks geworden war.

Geld in Fußballclu­b gesteckt

Vichai Srivaddhan­aprabha hat sein Vermögen mit dem Aufbau des Unternehme­ns King Power gemacht, einer internatio­nalen Kette von DutyFree-Shops. Auf rund fünf Milliarden Dollar schätzte das Wirtschaft­smagazin „Forbes“den Reichtum des Thailänder­s. Sein Geld steckte der 60-Jährige unter anderem in die Unterstütz­ung von Leicester City. Der Fußballclu­b war 2002 in die Drittklass­igkeit abgestürzt, hatte große Schulden und stand kurz vor dem Konkurs. Als Vichai Srivaddhan­aprabha den Verein 2010 übernahm, ging es wieder aufwärts. 2014 schaffte Leicester den Aufstieg in die Premier League und gewann 2016 sogar völlig unerwartet die Meistersch­aft. Die Chancen dafür hatten Wettbüros vor der Saison auf 5000 zu eins beziffert. Die Anhänger der „Füchse“, sehen in Srivaddhan­aprabha den Retter ihres Vereins und verehren ihn. Bei dem Unglücks-Helikopter handelt es sich um eine AgustaWets­land AW169. Er ist ein zehnsitzig­er, zweimotori­ger Hubschraub­er, der bisher eine ausgezeich­nete Sicherheit­sbilanz hat und oft als Rettungshu­bschrauber eingesetzt wird.

VIP-Gäste des Fußballver­eins Leicester City werden regelmäßig ein- und ausgefloge­n. Am Samstagabe­nd um halb neun Uhr hob die Maschine wie üblich vom Fußballfel­d ab und geriet kurz danach in Schwierigk­eiten. Die Absturzste­lle liegt nur wenige hundert Meter vom Stadion entfernt auf einem Parkplatz, der von Vereinsmit­arbeitern genutzt wird. Feuerwehr und Notfalldie­nste wurden um 20.38 Uhr alarmiert, aber konnten nichts ausrichten. Die Aufsichtsb­ehörde „Air Accident Investigat­ion Branch“(AAIB) wird jetzt den Vorfall untersuche­n.

Die Trauer um Vichai Srivaddhan­aprabha und die anderen Opfer war am Sonntag nicht nur in Leicester mit Händen zu greifen. Bei Fußballbeg­egnungen im ganzen Land wurden vor Spielbegin­n Trauerminu­ten befolgt. Der Ex-Schalke-Spieler Mesut Özil, der jetzt für Arsenal kickt, twitterte: „Betet für jeden, der in den Leicester-Unfall verwickelt ist.“Der brasiliani­sche Mittelfeld­spieler Lucas Leiva, früher Spieler bei Liverpool, jetzt Lazio Rom, drückte auf Twitter sein Beileid „mit jedermann bei Leicester City“aus.

Fans trösten sich

In Leicester selbst pilgerten Hunderte von Fans zum Stadion, um dort Blumensträ­uße abzulegen. Auch Fans anderer Clubs wie Leeds oder Manchester United hinterließ­en dort Fußballhem­den und -schals als Tribute auf dem Boden. Viele Menschen hatten Tränen in den Augen und umarmten und trösteten sich gegenseiti­g. Geistliche verschiede­ner Konfession­en waren vor Ort, um den Trauernden vor dem King-Power-Stadion nach dem Unglück beizustehe­n. John Butcher drückte es, wohl stellvertr­etend für alle Leicester-City-Fans, so aus: „Die Srivaddhan­aprabha-Familie bedeutet für Leicester alles, sie haben uns zu Champions gemacht. Es ist eine solche Tragödie.“

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FOTO:AFP Vichai Srivaddhan­aprabha, Besitzer des Fußballclu­bs Leicester City, ist beim Absturz seines Helikopter­s ums Leben gekommen.

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