Mit dem Spatenstich fällt Startschuss für Bebauung des Hoeckle-Areals
Die GWG lässt auf dem Gelände, das hundert Jahre lang industriell genutzt wurde, Wohnungen entstehen
LINDAU - Den Regen hatte niemand bestellt, die Gäste hingegen schon: Auf dem Hoeckle-Areal in Zech wurde mit dem Spatenstich der offizielle Startschuss für die Wohnbebauung des ehemaligen Industriegeländes abgegeben. Angesichts der Tatsache, dass das heute als Hoeckle-Areal bekannte Gelände in Zech kurz vor der Grenze seit 100 Jahren industriell genutzt wurde, stellten die fünf Jahre, die die Lindauer Wohnungsbaugesellschaft GWG auf die Baugenehmigung warten musste, doch fast eine kurze Zeit dar, wie Alexander Mayer, Geschäftsführer der GWG schmunzelnd feststellte.
Das Areal, das von der Bregenzer Straße bis zur Bahnlinie reicht, wird bis voraussichtlich 2020 auf einer Fläche von 9340 Quadratmetern mit 67 Wohnungen, 54 davon öffentlich gefördert, einem Boardinghouse für Wohnen auf Zeit mit voraussichtlich 30 Appartements und einer Gewerbeeinheit von der GWG bebaut werden. Dabei werden die Baukosten voraussichtlich rund 13,4 Millionen Euro betragen. Hinzu kommen weitere zwölf Reihenhäuser, die die LWB (Lindauer Wohnbau OHG) bauen wird. Hier werden die Kosten mit rund 3,6 Millionen Euro veranschlagt.
Verzögerter Baubeginn
Kaum waren die fünf Jahre verstrichen, bis die Baugenehmigung nach Einigung von GWG, Stadt Lindau und dem Landratsamt in Sachen Lärmschutz erteilt wurde, verzögerte die boomende Baukonjunktur und damit verbunden die schwierige Suche nach einem geeigneten Bauunternehmen den Baubeginn, der schließlich im September starten sollte. Allerdings rief im August Xaver Deiss an, der für den Rohbau zuständig ist und fragte, ob er jetzt schon beginnen dürfe. Wogegen keiner etwas hatte.
Beim Hoeckle-Areal geht die GWG einen neuen Weg, was die künftigen Mieter anbelangt. Wie erwähnt, ist ein Großteil öffentlich gefördert, heißt, je nach Einkommenslage gibt es mehr oder weniger Förderung bei der Miete. Mit den Mietern tritt die GWG aber schon weit vor Fertigstellung der Wohnungen in Kontakt, wie Alexander Mayer beim Spatenstich erzählte. Bereits während der Bauphase wollen sich Vertreter der GWG mit den künftigen Bewohnern zusammensetzen, um hier schon die künftigen Nachbarn zusammenzubringen, was eventuellen späteren Unverträglichkeiten vorab den Nährboden entziehen könne. So hätte die GWG auch vorab mehr Möglichkeiten, die Wohnungen jeweils zu verteilen, da sie auf diese Weise schon erkunden könne, welche Wohnung zu wem passe.
Gelände mit Geschichte
Über die Geschichte des HoeckleAreals informierte Oberbürgermeister Gerhard Ecker. Vor Hundert Jahren wurde an dieser Stelle eine Stoffdruckerei von zwei Schweizer Staatsbürgern errichtet. Zehn Jahre später zog die Filiale der Hörbranzer Fahrzeugfabrik Bilgeri Wurzer und Lauster ein. Hier wurden Lastwagen, Bavaria Fahrräder und Elster Motorräder produziert, weitere zehn Jahre danach bezog die Lochauer Drahtbürstenfabrik Pinkes & Homann teile der Fabrikgebäude. Bis 1913 wurden von der Firma Kintzinger & Schmückle Tüll für feine, netzartige Stoffe gefertigt und während des Ersten Weltkriegs unterhielt das 20. Bayerische Infanterieregiment in den Räumen zeitweilig ein Rekrutendepot.
Im November 1917 erwarb der Zeppelinkonzern das Gebäude, in dem wie im ehemaligen Cofely-Areal unter der Leitung von Claude Dornier Leichtmetall-Jagdflugzeuge gebaut wurden. 1922 erwarb die Stadt Lindau das Areal, sieben Jahre später wäre beinahe der Schlachthof von der Insel hierher verlegt worden. 1936 mietete sich Felix Wankel hier ein und gründete seine Wankel-Versuchswerkstätten.
1954 entstanden südlich des Areals die drei Obdachlosenhäuser, die als Mau-Mau-Siedlung bekannt wurde. 1973 zog schließlich Hoeckle als Hauptmieter ein, neben Marine und Industriemotoren auch eine Zerspanungsfirma. 2001 wurde das letzte der Mau-Mau-Häuser abgerissen, zwei Jahre später das gesamte Gelände der GWG übertragen. Vergangenes Jahr schließlich fielen auch die letzten Industriegebäude der Abrissbirne zum Opfer und machten damit den Weg frei für die jetzt begonnene Neubebauung.
In das Areal führt eine neue Straße, die nach Adelheid Donderer benannt wird. Donderer, eine Schneiderin und Gattin eines Arbeiters in der Nestle-Milchfabrik Rickenbach, wo heute Dornier ist, kam aufgrund von Denunziationen im Zweiten Weltkrieg für fünf Monate in Einzelhaft. Nach dem Krieg half sie im Gemischtwarenhandel ihres Sohnes und der Schwiegertochter im Inneren Siedlungsweg, später in der Toto-Lotto-Annahmestelle in der Gustav-Freitag-Straße. Somit findet hier eine Würdigung einer echten Zecherin statt, die es nicht leicht im Leben gehabt hatte.