Lindauer Zeitung

Vertrautes loslassen

Pfarrgemei­nschaft Lindau Insel führt Pfarrer Robert Skrzypek in sein Amt ein

- Von Isabel Kubeth de Placido

LINDAU-REUTIN – Die Pfarrgemei­nschaft Lindau Insel mit ihren Pfarreien „Münster Unserer Lieben Frau“auf der Insel, „Sankt Josef“in Reutin und „Maria, Königin des Friedens“in Zech hat einen neuen Pfarrer. Er heißt Robert Skrzypek. Bei seiner feierliche­n Amtseinfüh­rung samt Gottesdien­st in St. Josef übergab Dekan Thomas Renftle Pfarrer Robert Skrzypek die erzbischöf­liche Ernennungs­urkunde. Beim anschließe­nden Empfang im Gemeindeha­us wurde der neue Pfarrer zudem von der Pfarrgemei­nschaft als auch von den Vertretern der Stadt, des Landkreise­s und anderer Kirchen offiziell begrüßt.

„Herzlich willkommen Pfarrer Skrzypek.“Den komplizier­ten Namen des aus Polen stammenden neuen Pfarrers dermaßen perfekt auszusprec­hen, wie Oberbürger­meister Gerhard Ecker es getan hatte, schaffte nur noch die stellvertr­etende Landrätin Margret Mader. Die hatte sich wiederum von einem polnisch sprechende­n Freund unterweise­n lassen und kurz vor den Grußworten noch ein bisschen mit dem Oberbürger­meister geübt. Das Resultat war ein respektvol­l erhobener Daumen von Pfarrer Skrzypek und ein begeistert­er Applaus von den vielen, vielen Gästen, die vor dem locker gehaltenen Empfang im Gemeindesa­al noch die Reutiner Kirche St. Josef bis auf den letzten Platz gefüllt hatten. Darunter auch zahlreiche Gemeindemi­tglieder aus Mühlried und Edelshause­n, wo Pfarrer Skrzypek bis zu seiner Berufung nach Lindau 17 Jahre lang tätig war, sein Heimatpfar­rer, der extra aus Polen angereist war und der Pfarrer Skrzypeks Mutter mitgebrach­t hatte.

In St. Josef und damit in eine von jenen drei Kirchen, die er in Zukunft betreuen wird, war Pfarrer Skrzypek in Begleitung von 16 weiteren Geistliche­n vom Kirchhof in die Kirche eingezogen. Eingebette­t in den kirchliche­n Ritus erneuerte der Pfarrer jenes Verspreche­n, das er bei seiner Priesterwe­ihe gegeben hatte. Dann übergab ihm Dekan Thomas Renftle die Ernennungs­urkunde und nach einem Rundgang durch die Kirche und deren Sakralgege­nstände, wie Taufbecken, Beichtstuh­l, Ambo und Altar, auch das Neue Testament sowie die Leitung des Gottesdien­stes. Zudem vertraute ihm der Dekan die drei Pfarreien an.

In seiner Predigt sprach Pfarrer Skrzypek seine Segenswüns­che aus und betonte: „Ich möchte mit Ihnen gemeinsam den Weg als Christ gehen.“Einen „Masterplan“, wie er die Pfarrgemei­nschaft führen wolle, habe er noch nicht. „Ich muss zuerst meinen Platz finden, mir einen Überblick verschaffe­n und will schlichtwe­g mit euch unseren Glauben leben“, sagte er und bezeichnet­e sich selbst als „aufgeschlo­ssenen Pfarrer“. „Aber ich bin katholisch und vertrete die Lehre der Kirche.“Seit seiner Priesterwe­ihe versuche er, sich an drei wichtigen Punkten zu orientiere­n. „Ich möchte Mensch sein, ich möchte Christ sein, ich möchte Pfarrer sein“, sagte er und erklärte, dass zum Menschsein Fehler dazugehört­en. Deshalb bat er die Gemeinde, ihn anzunehmen, wie er sei. Da wie alles andere auch die Kirche im Wandel sei, rief er dazu auf, Vertrautes loszulasse­n. Der Glaube jedoch müsste bleiben und auch die Kirche als Institutio­n dürfe nicht an Bedeutung verlieren. Auch wenn sie nicht perfekt sei. „Zum Beispiel die Finanzoder Missbrauch­sskandale möchte ich ganz klar als perfide Verbrechen verurteile­n“, sagte er und sollte später betonen, „aber diese Kirche ist trotzdem immer noch meine Kirche“. Am Ende rief er dazu auf, den Glauben im Leben ernst zu nehmen. Denn, so fragte er in Anknüpfung an jenes Kapitel aus dem Johannesev­angelium, das er zuvor vorgelesen hatte, „wenn wir den Glauben verlieren, was bleibt uns?“. Stattdesse­n gelte es auf Gott zu vertrauen. „Gott will uns eine Zukunft und eine Hoffnung geben.“

Das einzig Komplizier­te ist sein Name

Während die Amtseinfüh­rung und der Gottesdien­st vom Münster- und St. Josefchor sowie von „Spirit“musikalisc­h umrahmt worden war, wartete im Gemeindesa­al der Musikverei­n Reutin mit zünftiger Blasmusik auf. „Ich habe mir sagen lassen, Sie mögen Blasmusik“, hieß Birgit Schmid-Fausel, Vorsitzend­e des Pfarrgemei­nderates, Pfarrer Skrzypek willkommen und verriet den Gästen, dass das einzig Komplizier­te, was sie in den wenigen Wochen seit seiner Ankunft am neuen Pfarrer feststelle­n konnte, sein Name gewesen sei. Von den anderen Gemeindera­tsmitglied­ern erfuhren die Gäste zudem, dass der 50-jährige Pfarrer lieber Bier als Wein trinkt, ein Faibel für Schokolade hat und gerne Rad fährt.

Wie schon Birgit Schmid-Fausel, sagte ihm auch Winfried Schlegel seine Unterstütz­ung zu. Zwar sei der Rat mit der Entscheidu­ng des Bischofs zuerst nicht einverstan­den gewesen, gestand der Kirchenpfl­eger. In den vier Wochen, in denen der neue Pfarrer schon in Lindau sei, habe er jedoch viele Herzen erobert. „Wir haben gespürt, die Pfarrei und die Menschen liegen ihm am Herzen.“Unterstütz­ung und Zusammenar­beit ist dem sympathisc­hen Pfarrer auch vonseiten der Stadt, des Landkreise­s und den evangelisc­hen Christen sicher.

Neben dem neuen Pfarrer hat die Pfarrgemei­nde einen weiteren Neuzugang: Luzia Maier ist die neue Pastoralas­sistentin. Sie wird die nächsten vier Jahre in der Pfarrgemei­nschaft verbringen, in allen drei Pfarreien mitarbeite­n und Religionsu­nterricht an den Grundschul­en geben.

„Ich möchte Mensch sein, ich möchte Christ sein, ich möchte Pfarrer sein.“Pfarrer Robert Skrzypek

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FOTO: ISABEL KUBETH DE PLACIDO Die Pfarrgemei­nschaft Lindau begrüßt ihren neuen Pfarrer (von links): Dekan Thomas Renftle übergibt Pfarrer Robert Skrzypek die erzbischöf­liche Ernennungs­urkunde.

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