Klinik-Fusion: Gespräche ausgesetzt
Unterallgäuer Kreiskliniken wollen jetzt mit Kempten und dem Oberallgäu verhandeln
MEMMINGEN/UNTERALLGÄU (baus/hku/vog) - Der Brief des Unterallgäuer Landrats Hans-Joachim Weirather an Memmingens Oberbürgermeister Manfred Schilder ist ein Paukenschlag: Unter dem Betreff „Fusionsbemühungen unserer Krankenhausunternehmen“schreibt Weirather: „Der Verwaltungsrat hat nach eingehender Diskussion entschieden, die Verhandlungen mit der Stadt Memmingen auszusetzen und in Sondierungsgespräche mit dem Landkreis Oberallgäu und der kreisfreien Stadt Kempten einzutreten.“Am Montag war demnach der Verwaltungsrat der Kreiskliniken zusammengekommen, um über die strategische Weiterentwicklung der Krankenhäuser in Mindelheim und Ottobeuren zu beraten.
Noch im September waren nach einer internen Sitzung von Vertretern des Landkreises, der Stadt sowie der Direktorien der Kreiskliniken Unterallgäu und des Klinikums Memmingen einige Kommunalpolitiker davon ausgegangen, dass die Fusion der drei Kliniken in greifbare Nähe gerückt sei. Diese optimistische Einschätzung teilte der Verwaltungsrat offenbar nicht.
„Mein und unser Bemühen, zu einer engen Zusammenarbeit mit der Stadt Memmingen im Bereich der Kliniken zu kommen, reicht bis ins Jahr 2006 zurück. Ernüchtert stelle ich fest, dass alle Anstrengungen ohne Erfolg blieben. Auf Phasen der Hoffnung folgten immer wieder herbe Rückschläge“, schreibt Weirather. Der Verwaltungsrat sei aber „mehr denn je der einhelligen Überzeugung, dass wir den Herausforderungen im Krankenhauswesen nur im Schulterschluss mit einem anderen kommunalen Partner begegnen können“. Welche konkreten Punkten letztlich den Ausschlag gegeben haben, die Verhandlungen mit Memmingen abzubrechen, wollte Weirather im Gespräch mit der „Memminger Zeitung“nicht sagen.
Vielmehr schreibt der Landrat in seinem Brief an OB Schilder: „Die Aufnahme der Sondierungsgespräche mit dem Klinikverbund Kempten/Oberallgäu ist ausdrücklich keine Absage an die bestehenden, medizinisch notwendigen und sinnvollen Kooperationen.“Diese sollen weiterhin gepflegt und weiterentwickelt werden.
Memmingens OB Manfred Schilder: „Bedauere das sehr“
„Ich bedauere das sehr“, sagt Memmingens Oberbürgermeister Manfred Schilder und gibt zu: „Es ist auch eine gewisse Enttäuschung da.“Schließlich habe er gedacht, dass die Gespräche mit den Unterallgäuer Kliniken „wieder auf einem guten Weg sind“. Jetzt gelte es in Memmingen, die neue Situation zu bewerten und eine Entscheidung zu fällen, wie es mit dem heimischen Klinikum weitergehen soll. Mit Blick nach vorn will der Rathauschef dabei keine Option ausschließen. Somit kommen sowohl ein Alleingang als auch Kooperationen mit anderen Partnern in Frage. „Wo diese möglichen Partner sitzen könnten, kann ich jetzt natürlich noch nicht sagen.“Indes geht er davon aus: „Sollten die Gespräche zwischen den Unterallgäuer Kreiskliniken und den Krankenhäusern in Kempten und dem Oberallgäu erfolgreich verlaufen – dann ist Memmingen wohl raus.“
Es werde „ergebnisoffene Verhandlungen“mit dem Unterallgäu geben, sagt Gebhard Kaiser, Aufsichtsratschef des Kliniken-Verbundes Kempten-Oberallgäu. Die Gesellschaft betreibt Häuser in Kempten, Immenstadt, Sonthofen und Oberstdorf. „In der KrankenhausLandschaft ist es wichtig, gegenüber Bund, Land und Krankenkassen mit einer Stimme zu sprechen“, sagt Kaiser. Zudem gehe es darum, den ländlichen Raum zu stärken. „Früher hat man sich ja schon einmal Gedanken über einen allgäuweiten Kliniken-Verbund gemacht.“Er würde auch „vor Memmingen nicht die Türen zuschließen, aber jetzt verhandeln wir erst einmal mit dem Unterallgäu“.