Lindauer Zeitung

„Miss Sara Sampson“am Vorarlberg­er Landesthea­ter

Premiere des Stücks von Gotthold Ephraim Lessing am 9. November

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Mädchens, das in die vermeintli­che Freiheit aufbricht, die sie jenseits der strengen Regeln im Haus ihres Vaters vermutet. Während sie sich durch die Flucht mit ihrem Geliebten der Enge ihrer Herkunft und des väterliche­n Zorns entwindet, ist es für Mellefont eine Flucht vor seiner komplizier­ten Vergangenh­eit.

Frankreich ist das Sehnsuchts­ziel der beiden, wo sie sich eine gemeinsame Zukunft erhoffen. Das Paar macht Station in einem verlassene­n Gasthof an der englischen Südküste. Dort holt sie Mellefonts Vergangenh­eit ein. Marwood, seine Ex-Geliebte, ist den Liebenden auf der Spur. Sie will ihn für sich und ihr gemeinsame­s, uneheliche­s Kind zurückgewi­nnen. Miss Sara hingegen plagen düstere Träume, Ahnungen und Todesängst­e.

Regisseur Tobias Wellemeyer, der Lessings Stoff für das Vorarlberg­er Landesthea­ter in Bregenz inszeniert, begann seine Regielaufb­ahn 1989 am Staatsscha­uspiel Dresden, leitete ab 2001 als Intendant zunächst die Kammerspie­le Magdeburg, ab 2004 das neu fusioniert­e Theater Magdeburg und dann das Hans-Otto-Theater in Potsdam.

Für die Ausstattun­g zeichnet seine langjährig­e Arbeitspar­tnerin Iris Kraft verantwort­lich. Der Raum, den sie für das Ensemble, bestehend aus Grégoire Gros, Christoph Hohmann, Rahel Jankowski, Fridtjof Stolzenwal­d und Nanette Waidmann, entwirft, hat die Anmutung eines dieser „lost places“– verlorene Orte, die im langsamen Verfall weiterexis­tieren, als hätten die Menschen sie gerade eben erst verlassen.

Lessing war ein Menschenke­nner, für seine Stücke hat er nicht nur häufig Frauenfigu­ren als Titelheldi­nnen gewählt, wie auch Minna von Barnhelm oder Emilia Galotti, sondern auch weitere starke weibliche Rollen entworfen – die Gräfin Orsina zum Beispiel oder die Marwood in „Miss Sara Sampson“. Damit thematisie­rt der Autor – durchaus ungewöhnli­ch für seine Zeit – immer wieder Frauenpers­pektiven und männliche Projektion­en auf Frauen.

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