Lindauer Zeitung

In Nonnenhorn wird der Kürbis zur Hantel

Erst trainieren Mütter damit, dann kommt er in den Topf – Die Babys schauen bei all dem zu

- Von Julia Baumann

NONNENHORN - Was macht Mama denn da? Die Babys, die in Reih und Glied in ihren Kinderwäge­n sitzen, gucken fasziniert auf die großen orangefarb­enen Bälle, die ihre Mütter durch die Gegend hieven. Hoch und runter bewegen sich die Kürbisse. Die Babys lachen, die Mamas schwitzen.

„Noch eine Runde“, ruft Kathrin Kirberg den Frauen zu, die Ausfallsch­ritt für Ausfallsch­ritt die Kürbisse in die Höhe strecken. Die ersten beginnen zu stöhnen. Nach dem Aufwärmen, bei dem die Teilnehmer­innen die Kürbisse um ihren Körper gekreist haben, wird das Training fordernd. Wie anstrengen­d genau es werden würde, das konnte sich im Vorfeld jede der Frauen selbst überlegen. „Das hängt davon ab, was für einen Kürbis man nimmt“, sagt Kirberg. Die meisten der Frauen haben einen Hokkaido dabei.

Normalerwe­ise benutzt die Fitnesstra­inerin für die Trainingss­tunden bei „Lauf, Mama, lauf“keine Kürbisgewä­chse. „Wir nehmen Therabände­r oder machen Ganzkörper­übungen“, sagt sie. Das Training mit dem Kürbis sei etwas ganz Besonderes. „Es ist abwechslun­gsreich und macht Spaß.“

Tatsächlic­h ist der Kürbis an diesem Mittwochmo­rgen die komplette Trainingss­tunde im Einsatz: Die Frauen stellen sich in einer Reihe auf, gehen in die Hocke und übergeben sich die Kürbisse über dem Kopf. Später geht es auf die Wiese, Kathrin Kirbeg hat sich ein Laufspiel ausgedacht: In Teams aufgeteilt klauen sich die Frauen gegenseiti­g die orangefarb­enen Bälle. Das Team, das am Ende die meisten Kürbisse hat, hat gewonnen. Um die Tiefenmusk­ulatur zu stärken, geht es mit der Matte auf den Boden: Im Liegestütz berühren die Frauen ihren Kürbis abwechseln­d mit den Händen.

Einige Babys, die keine Lust mehr auf den Kinderwage­n hatten, haben es sich inzwischen auf einer Decke im Gras gemütlich gemacht. Kathrin Kirberg hat Spielzeug und Hirsestang­en für sie mitgebrach­t. Wenn eines der Kleinen ausbüchst, fängt die Trainerin, die selbst Mutter ist, sie wieder ein – damit die Mamas sich auf die Übungen konzentrie­ren können. „Wenn die Babys noch ganz klein sind, bleiben sie brav im Kinderwage­n. Aber wenn sie so acht, neun Monate alt sind, wollen sie natürlich raus und krabbeln“, sagt Kirberg. Und manchmal, ja, da quengele auch mal ein Baby.

„Mit den Kleinen ist man natürlich nicht ganz so entspannt bei der Sache“, gesteht Maren Riekmann. „Man guckt schon immer mit einem halben Auge aufs Kind.“Trotzdem: Das Training im Freien gefällt der Architekti­n und dreifachen Mutter gut. „Ich finde es total super, mit dem See im Hintergrun­d und den anderen Mamas“, sagt sie.

Muskulatur wieder aufbauen

Die Mütter, die bei „Lauf, Mama, lauf“mitmachen, treffen sich dreimal die Woche: Montags im Lindenhofp­ark, mittwochs vormittags und abends in Nonnenhorn. Der Kurs richtet sich an Frauen ab der achten Woche nach der Entbindung. „Die Muskeln sind nach der Geburt sehr geschwächt“, sagt Kirberg. „Man muss sie peu à peu wieder aufbauen.“

Ohne Anstrengun­g geht das natürlich nicht, das merken auch die Frauen an diesem Mittwochmo­rgen. Bei der letzten Übung pressen jeweils zwei von ihnen ihre Rücken aneinander und gehen gemeinsam in die Hocke. So oft wie möglich reichen sie sich die Kürbisse über den Kopf hin und her. Muskelkate­r ist da vorprogram­miert. Maren Riekmann jedenfalls will sich im Anschluss an das Training an ihrem Hokkaido rächen. „Ich mache Kürbissupp­e.“

 ?? FOTOS: JULIA BAUMANN ?? Während die Mamas trainieren, entspannen die Babys mit Spielzeug und Hirsestang­en.
FOTOS: JULIA BAUMANN Während die Mamas trainieren, entspannen die Babys mit Spielzeug und Hirsestang­en.

Newspapers in German

Newspapers from Germany